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Politik - 09.05.2019

Große Angst vor PutinsPannen-Reaktor

Große Angst vor einem neuen Russen-Reaktor – 20 Kilometer vor den Toren der EU.

Noch in diesem Jahr soll im weißrussischen Astravets ein Atommeiler an den Start gehen. Gebaut wird er vom staatlichen russischen Energie-Riesen „Rosatom“. Problem: Es gibt in der Europäischen Union ernsthafte Sicherheitsbedenken gegen den Reaktor.

Besonders in Litauen fürchtet man um die Sicherheit von Millionen Einwohnern. Grund: Das neue AKW befindet sich nur 40 Kilometer östlich der Hauptstadt Vilnius. Bei einem ernsten Atomunfall rechnet die litauische Regierung damit, die Stadt sofort evakuieren zu müssen.

Aber auch Deutschland würde bei Ostwind unter einem Supergau leiden. Astravets liegt rund 200 Kilometer näher an Deutschland als das ukrainische Tschernobyl, in dem es im April 1986 zu einem schweren Reaktorunglück kam.

Wie sicher ist Weißrusslands neuer Atom-Meiler?

Position des neuen Kraftwerks Astravets im Vergleich zum stillgelegten Reaktor Tschernobyl

Nun hat Litauens Regierung einen Brandbrief (liegt BILD vor) an die EU-Führung geschrieben, in dem von „ernsthaften Konstruktionsmängeln “ und „alarmierenden Signalen aus Weißrussland“ die Rede ist.

Konkreter Vorwurf: Weißrussland hat die Empfehlungen aus einem von der EU geforderten und 2017 durchgeführten Stresstest nicht umgesetzt bzw. die Ergebnisse des Tests völlig anders interpretiert als die Europäer. Schon früher war aus den baltischen Staaten die Befürchtung zu hören, dass Russlands Präsident Wladimir Putin das Kraftwerk als Instrument seiner Geopolitik missbrauchen könnte. Russland übernimmt auch rund 90 Prozent der Baukosten für den Reaktor.

Konkret heißt es in dem Schreiben: „Die wichtigere Herausforderung liegt vor uns – die zweite Phase des Stresstests, nämlich, wie man Weißrussland davon überzeugen kann, die vorgelegten Empfehlungen transparent, rasch und ordentlich umzusetzen.“

Es sei „von äußerster Dringlichkeit“, dass „Sicherheitsprobleme, die vom Atomkraftwerk Astravets ausgehen, vor seinem Betriebsstart ausgeräumt werden“. Doch dies passiere nicht. Stattdessen gebe es alarmierende Signale, „dass Weißrussland absichtlich keinen Nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der Stresstest-Begutachtungs-Empfehlungen“ präsentiere.

  • Experte erklärt die Gefahr

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Briefe aus Minsk wecken ersten Sorgen

Schlimmer noch!

▶︎ Ein Brief der weißrussischen Atomaufsichtsbehörde an die zuständige „Europäische Gruppe der Regulierungsbehörden für nukleare Sicherheit“ aus dem März habe „sogar den Unwillen zur Kooperation mit der EU bei der Umsetzung des Stresstest-Empfehlungen“ signalisiert.

▶︎ Ein weiterer Brief des weißrussischen Ministerpräsidenten an den Premierminister Litauens vom 22. April habe „die Ergebnisse des EU-Stresstests fehlinterpretiert“ und nahegelegt, Weißrussland sehe keinen weiteren Handlungsbedarf.

Litauens Regierung erklärt in ihrem Brief vom 30. April: „Wir bitten die Kommission eine leitende Rolle darin zu übernehmen, Weißrussland davon zu überzeugen, mit den EU-Behörden zusammenzuarbeiten.“ Dazu müsse die EU eine „starke, entschiedene und standhafte Position“ einnehmen.

Litauen fordert: Weißrussland dürfe „den Betrieb des Atomkraftwerks so lange nicht starten, bis alle Sicherheitsprobleme gelöst sind“. Dies sei nicht nur im Interesse Litauens, sondern „im Interesse aller EU-Bürger“.

Grüne gegen AKW in Weißrussland

Rückenwind bekommt Litauen in seinem Anliegen von den Grünen, die in ihren Forderungen zum möglicherweise gefährlichen Atomkraftwerk vor den Toren der EU noch weiter gehen.

Manuel Sarrazin, Osteuropapolitik-Sprecher der Partei im Bundestag, zu BILD: „Wir Grüne unterstützen das EU-Mitglied Litauen dabei, einen neuen Pannenreaktor direkt an ihrer Grenze zu verhindern. Wir lehnen nicht nur den Bau von Kernkraftwerken grundsätzlich ab, sondern haben zudem große Zweifel an den Sicherheitsstandards im Kernkraftwerk Astravets.“

Sarrazin warnt, ein GAU im AKW Astravets „würde nicht nur wenige Kilometer entfernte litauische Hauptstadt Vilnius betreffen, sondern hätte schreckliche Auswirkungen in der gesamten Region und auch auf unsere gemeinsame Ostsee“.

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