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Sport - 19.11.2018

„Dart-Deutschland geht dieses Jahr total ab“

Robert Marijanovic gewinnt die Super League Darts und qualifiziert sich für die Darts-WM in London. Er komplettiert das deutsche Rekord-Aufgebot, zu dem auch sein Freund und Zimmerpartner zählt. Das Quartett weckt Hoffnungen. 0

Es war ein verdienter Sieg, auch wenn er selbst es anders bewertete: „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich bin sprachlos. Heute war ein komischer Tag. Ich habe Glück gehabt. Es hat gepasst“, sagte Robert Marijanovic und fasste sich immer wieder ungläubig an den Kopf.

Tatsächlich aber setzte sich am Play-off-Spieltag der Super League Darts der mit Abstand stabilste Spieler durch. In seiner vorletzten Aufnahme stellte er sich mit 171 Punkten 24 Rest und traf die Doppel-12 anschließend mit dem ersten Match-Dart. Das passende Ende einer starken Vorstellung, die Hoffnung auf den nächsten Auftritt in dreieinhalb Wochen macht. Mit seinem Finalsieg gegen Dragutin Horvat sicherte sich die Nummer zwei der Setzliste das Ticket für die am 13. Dezember beginnende Weltmeisterschaft im Alexandra Palace. Damit verbunden ist eine Startprämie von 7500 Pfund.

In den Wochen zuvor hatten sich bereits Max Hopp, Martin Schindler und Gabriel Clemens für den Saisonhöhepunkt in London qualifiziert. Erstmals sind damit vier deutsche Spieler bei der WM dabei. Silvia Dolores Keller war beim Qualifikationsturnier der Frauen am Vortag erst im Finale gestoppt worden.

Für Marijanovic ist es bereits die dritte WM-Teilnahme. Der Freudenstädter war 2012 in der Vorrunde knapp gegen Daryl Gurney ausgeschieden, 2014 schaffte er es nach einem Sieg gegen Jermaine Wattimena in die erste Hauptrunde und verlor dort mit 1:3 gegen Stephen Bunting.

Dass diesmal mehr möglich ist, glaubt zumindest Markus Krebs. Der Comedian, der im Rahmenprogramm der Veranstaltung in Düsseldorf auftrat und selber seit vielen Jahren in einer Mannschaft Darts spielt, blickt optimistisch auf die WM: „Der deutsche Qualifikant hat gute Chancen in London weiterzukommen. Deutschland wird eine Darts-Nation werden, die jeden schlagen kann. Wir werden einen deutschen Weltmeister haben. Und das wird schon bald sein.“ Kein Witz.

Tatsächlich hat sich die deutsche Szene in den vergangenen Jahren stetig verbessert. 25 180er-Aufnahmen in den sieben Matches stehen als ordentlicher Wert in der Bilanz von Düsseldorf. Sowohl Marijanovic als auch Horvat hielten ihren Wurfdurchschnitt im Endspiel jenseits der 90-Punkte-Marke. „Dart-Deutschland geht dieses Jahr total ab. Und ich freue mich, dass ich ein Teil davon sein darf“, sagte Marijanovic, „Freudenstadt ist wieder bei der WM dabei.“

Die regelmäßigen Teilnahmen von Hopp, Schindler, Clemens und Marijanovic bei Turnieren in Großbritannien haben sich positiv auf das Leistungsniveau ausgewirkt und auch in der Superleague das Level angehoben. Auch die Ausweitung der vornehmlich in Deutschland ausgetragenen European Tour ermöglicht deutschen Spielern den ständigen Vergleich mit den Topleuten der Szene. Lerneffekte, die ablesbar sind.

Siege gegen die Weltbesten sind möglich

Vor allem aber sind es die Erfolge von Hopp und Schindler in diesem Jahr, die Symbolkraft für alle Deutschen haben. Hopps Turniersieg beim German Darts Masters sowie seine Halbfinalteilnahme bei der European Darts Championship waren Meilensteine. Zuletzt sorgte der Münchner BDO-Spieler Michael Unterbuchner beim Grand Slam für Furore, als er ins Viertelfinale einzog. Das Signal: Siege gegen die weltbesten Spieler sind möglich: Rob Cross, Peter Wright, Gary Anderson.

Wer diesen Erfolgen nacheifern wird, wurde bereits in Düsseldorf sichtbar. Auch wenn sich mit Horvat und Marijanovic zwei erfahrene Spieler durchsetzten, waren die Matches auch ein Blick in die Zukunft. Nico Blum, 17-jähriges Talent aus Köln, schaffte es immerhin ins Halbfinale gegen Horvat (7:9). Und auch Nico Kurz, 21 Jahre, wies mit sauberer Technik und hohen Aufnahmen immer wieder sein Potenzial nach. Er verlor im Viertelfinale mit 6:8 gegen Stoyke.

„Die letzten Jahre und ganz speziell die letzten Monate haben Spuren hinterlassen. Die Auswirkungen erleben wir jetzt“, sagt Clemens, in der Super League auf Rang zwei hinter Schindler platziert. Aufgrund der bereits erreichten WM-Qualifikation stand Clemens wie Schindler in Düsseldorf nicht auf der Bühne. „Ich bin ganz froh, dass ich da nicht noch einmal durch muss und den anderen nun entspannt zuschauen kann. Ich denke, dass Robbie das heute machen wird.“

Und sein Siegertipp ging auf. Marijanovic, mit dem sich Clemens bei den Turnieren stets das Hotelzimmer teilt, stach vor 800 Zuschauern aus den besten acht deutschen Spielern deutlich heraus. „Ich bin trotzdem nervös wie die Sau“, hatte sein Kumpel nach dem 8:4 im Viertelfinale gegen Rene Berndt noch zugegeben.

Spiele auf großer Bühne vor Zuschauern gibt es in der Super League nur am letzten Spieltag. Anschließend verfolgten 800 Fans im Maritim-Hotel aber einen souveränen Siegeszug Marijanovics. Im Halbfinale hatte Stefan Stoyke mit 2:9 das Nachsehen, und im Endspiel war auch Horvat letztlich ohne Chance.

Einen Wunsch für die Auslosung am 26. November hat Marijanovic nicht. Denkt er an London, hat er momentan noch andere Bilder als die Bühne und mögliche Gegner im Kopf: „Ich wünsche mir, dass der Flieger sicher ankommt. Alles andere ist egal. Ich habe eine scheiß Flugangst.“

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