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Politik - 23.06.2019

Stoppte ein TV-Moderatorden US-Angriff?

Warum Präsident Trump im Konflikt mit dem Mullah-Regime einen Gang runterschaltet

Donald Trumps (73) Iran-Politik lässt die Welt rätseln. Was steckt hinter dem Wirrwarr um den abgeblasenen Angriff nach dem Abschuss einer US-Drohne? Ein genialer Schachzug? Sein Respekt vor Menschenleben oder einfach nur Bauchgefühl?

Die „New York Times“ liefert nun eine ganz andere Antwort.

Laut der Zeitung haben die Worte von Tucker Carlson (50) den Ausschlag gegeben. Der Mann ist kein General, er sitzt nicht in Trumps Kabinett – er ist Moderator des Nachrichtensenders Fox News!

Carlson soll laut der Zeitung in den vergangenen Tagen mehrfach mit dem US-Präsidenten gesprochen haben. Am Donnerstagabend hatte er in einer Sendung gesagt: „Wenn es zum Krieg kommt, kann er seine Wiederwahl vergessen.“

Der Präsident hatte ihm zugehört – und Carlsons Worte wogen für Trump offenbar schwerer als die der Experten. Denn: Unmittelbar danach sagte er den Schlag gegen den Iran ab!

Dass es bei Trumps Entscheidung um Wahlkampf ging, glaubt auch US-Experte und Politikwissenschaftler Christian Hacke: „Für Trump ist jetzt alles, aber auch alles schon Innenpolitik im Wahlkampfmodus.“

▶︎ Umso mehr mache seine Entscheidung Sinn: „Durch die „Kampfabsage“ hat Trump sich gegenüber den Militärs als friedliebend dargestellt. Das kommt an! Auch wenn er Bolton (den nationalen Sicherheitsberater John Bolton, Anmerkung der Redaktion) und die anderen Militärs brüskiert – er gewinnt dadurch Respekt in der politischen Mitte!“

▶︎ Für Hacke war Trumps Verhalten ein „genialer Schachzug“, denn so behalte er „die Fäden in der Hand“: „Trump wird laufend unterschätzt, besonders in Deutschland. Er entpuppt sich immer mehr als ein gewiefter, mit allen Wassern gewaschener Machtpolitiker beziehungsweise Manipulator!“

Bolton warnt Iran

Nach der kurzfristigen Absage eines Vergeltungsangriffs hat US-Sicherheitsberater John Bolton den Iran davor gewarnt, die „Besonnenheit“ der US-Regierung mit „Schwäche“ zu verwechseln.

„Weder der Iran noch irgendein anderer feindlicher Akteur sollten die Vorsicht und Besonnenheit der USA mit Schwäche verwechseln“, sagte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Donald Trump am Sonntag in Jerusalem.

►Bolton: „Das US-Militär ist einsatzbereit“.

Dramatischer Donnerstag

Wie knapp die Welt an einem US-Angriff auf den Iran vorbeigeschrammt ist, illustrierte das Blatt mit einer Chronologie der Entwicklungen am vergangenen Donnerstag:

▶︎ Sicherheitsberater John Bolton (70) war am Donnerstag um 7 Uhr morgens mit dem Interims-Verteidigungsminister Patrick Shanahan (56), Mark T. Esper (56, Trumps Kandidat für den Posten des Pentagon-Chefs), Außenminister Mike Pompeo (55) und dem Stabschef der US-Streitkräfte General Joseph F. Dunford Jr. (63) zum Frühstuck ins Weiße Haus gekommen. Das Team briefte Trump über den Abschuss einer unbemannten US-Drohne durch den Iran.

Ihr Rat: Amerika müsse ein deutliches Signal an das Regime in Teheran schicken!

▶︎ Gegen 11 Uhr kehrte dieselbe Gruppe ins Weiße Haus zurück. Diesmal mit mehr als zwölf Optionen für einen Vergeltungsschlag, die zum Teil schon nach den Anschlägen auf zwei Tanker im Golf von Oman ausgearbeitet worden waren.

Die Optionen wurden auf zwei Szenarien reduziert. Sie sahen vor, Radaranlagen und Raketen-Abschussrampen zu zerstören.

Bemerkenswert: Ausgerechnet der hochrangigste Militär in Trumps Team warnte als Einziger vor den Konsequenzen eines Angriffs. Der könne US-Soldaten und Alliierte in der Region in Gefahr bringen, erklärte General Dunford.

Laut der „New York Times“ hatte ein Anwalt des Pentagons zudem – wie in solchen Fällen üblich – bereits eine Einschätzung über die Zahl möglicher Todesopfer abgeliefert.

Trump erklärte zwar später, dass die 150 zu befürchtenden Opfer den Ausschlag dafür gegeben hatten, keine Bomben abzuwerfen. Doch laut der Zeitung haben die möglichen Todesopfer bestenfalls eine Nebenrolle gespielt!

▶︎ Trump holte sich derweil wie für ihn üblich Rat von außerhalb ein, unter anderem von Senator Lindsey Graham (63, South Carolina). Auch der drängte auf eine militärische Antwort.

▶︎ In der Zwischenzeit hatte der Präsident die Information erhalten, dass Irans politische Führung selbst entsetzt über den Abschuss der Drohne gewesen sei.

▶︎ Um 15 Uhr ließ Trump Führungspolitiker des US-Kongresses im Situation Room aufmarschieren, um sie über den aktuellen Stand zu informieren.

▶︎ Der geplante Luftangriff rückte näher. Trump wollte sich am Abend angeblich erneut mit Senator Graham beraten. Der befand sich in einem Flugzeug auf dem Weg nach Kalifornien.

▶︎ Um 20 Uhr schaltete der Präsident schließlich im Weißen Haus den Fernseher ein, um die Sendung von Tucker Carlson (50) zu sehen. Und der sagte etwas, das Trump in seinem Wahlkampf 2016 immer wieder erklärt hatte: „Kriege im Ausland sind für die Vereinigten Staaten der Untergang.“

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Carlson schoss zudem gegen die harten Hunde in Trumps Team, sagte: „Sie haben nicht die Interessen des Präsidenten im Sinn.“ Ein Angriff könne schnell zu einem Krieg werden, ohne einen Sieg zu bringen. Und dies sei nun mal das Gegenteil von Trumps Wahlversprechen 2016.

Diese Worte haben den Präsidenten offenbar erreicht: Wenig später blies Amerikas Commander-in-Chief den Angriff auf den Iran ab und er demonstrierte, dass er nicht so kriegslüstern ist, wie seine Kritiker argwöhnen.

Lob für Trump

„So kämpferisch und konfliktbereit Trump in der Öffentlichkeit auftritt, so hat er doch immer wieder vor Gewalt Halt gemacht“, urteilte die „New York Times“. „Er ist überzeugt, dass Amerika in sinnlosen Nahost-Kriegen zu viele Leben und zu viel Geld verschwendet hat und will die Fehler seiner Vorgänger nicht wiederholen.“

Und der republikanische Senator Jim Risch (76, Idaho), der bei dem Briefing im Situation Room am Donnerstag dabei war, erklärte in einem Interview: „Alle, die den Präsidenten kritisieren, sollten sich glücklich schätzen, dass sie diese Entscheidung nicht treffen mussten. Ich habe gesehen, wie sehr er sich gequält hat.“

Der Iran kann derweil von Glück reden, dass Trump nach Tucker Carlson seinen Fernseher ausgeschaltet hatte. Denn nach ihm war Fox-News-Moderator Sean Hannity (57) dran, der forderte: „Wir sollten die Hölle aus dem Iran bomben.“

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