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Politik - 11.06.2019

Der Klang des Krieges

Exklusive Video-Dokumentation

Quelle: BILD
14:50 Min.

„Die Kinder können nach Gehör verschiedene Geschosse unterscheiden, aber sie haben vergessen, wie der Klang des Gezwitschers von Vögeln klingt“, erzählt Marina Bondas (39). Sie ist Geigerin im „Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin“ – und opfert ihre Freizeit, um den Kindern an der Front eine Freude zu bereiten. Vier Mal im Jahr reist sie in die Ostukraine. Erst mit dem Flugzeug nach Kiew, dann acht Stunden mit der Bahn.

Dort angekommen will sie den ukrainischen Kindern das geben, was sie kaum noch kennen: eine Ablenkung vom Alltag. Mit ihrer Geige besucht sie die Schulen entlang der Front, musiziert mit den Kindern. Draußen wird geschossen, drinnen gefidelt. Manchmal lässt sie die Kinder Melodien erraten und deuten, manchmal gibt sie einfach nur ein Klassenkonzert. Hauptsache, es ist für einen kurzen Moment Musik drin.

BILD Reportage

Der Klang des Krieges

0:59 Min.

Die Ablenkung durch die Musikerin ist meistens nur von kurzer Dauer. Nach dem Besuch der ersten Schule sitzt Marina gerade mit einer Mutter bei Tee und Keksen, als draußen Geschützfeuer zu hören ist. Sofort rennt die Mutter ans Fenster, um ihren Sohn vom Spielplatz ins Haus zu rufen.

BILD begleitete die Geigerin auf ihrer Reise in die geteilte Stadt Solote. Von den fünf Stadtteilen ist einer in der Hand von prorussischen Separatisten. Jeden Tag wird hier gekämpft. Am zweiten Tag muss der Besuch von Marina in einer zweiten Schule sogar nach knapp zwei Stunden abgebrochen werden.

Draußen gibt es Mörserbeschuss, Eltern hasten mit ihren Kindern nach Hause. Nur einen Tag zuvor sei eine Granate keine zehn Meter vom Schulgebäude eingeschlagen, erzählt eine Lehrerin und zeigt BILD den Krater vor dem Haus. Vor den Fenstern sind Bretter montiert, um die Kinder zumindest ein bisschen zu schützen.

Dass auch das kaum hilft, weiß ein ukrainischer Frontsoldat, den BILD einige Hundert Meter entfernt von der Schule in einem Frontgraben trifft. „Sie schießen hier mit 82 Millimeter Mörsern und 152 Millimeter Artillerie. Diese sind laut Minsk verboten, aber stören tut sie das nicht“, sagt er mit Blick auf Putins Truppen auf der anderen Seite der Front. Realität im Osten der Ukraine, in dem eine ganze Generation von Kindern mit dem von Russland über die Gegend gebrachten Krieg aufwächst.

Marina Bondas hat Tränen in den Augen, als sie die Region nach ein paar Tagen wieder in Richtung Berlin verlassen muss. „Ich kann nach Hause gehen, aber die Kinder müssen hier weiterleben“, sagt sie traurig zum Abschied. Doch genau darum werde sie wiederkommen und erneut für die Kinder spielen, verspricht sie.

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