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Politik - 07.01.2019

Brexit-Briten sindganz wild auf EU-Pässe

+++ Einbürgerungen in Deutschland auf Rekordniveau +++ Briten würden bei neuem Referendum für EU-Verbleib stimmen +++

Brexit-Angst bei den Briten!

Viele Bürger Großbritanniens holen sich derzeit offenbar Pässe in anderen EU-Ländern. Die Zahl der Briten, die die Staatsbürgerschaft eines anderen EU-Landes annehmen, ist erheblich gestiegen.

Das gilt auch für Deutschland! Ebenso sind Staaten wie Irland und Portugal betroffen. Grund für den Ansturm: Am 29. März wird der EU-Austritt Großbritanniens vollzogen.

Weil immer noch nicht beschlossen ist, wie dann der Grenzverkehr zwischen der EU und den Briten geregelt ist – und ob Briten dann beispielsweise Aufenthaltsrecht und Arbeitserlaubnis in den EU-Staaten bekommen – droht das Chaos. Viele Briten fürchten Nachteile durch den Brexit, auch die möglichen wirtschaftlichen Folgen führen zu Verunsicherungen.

Die Länder im Überblick

▶︎ DEUTSCHLAND: Die Einbürgerungen von Briten in Deutschland liegen auf Rekordniveau: 2017 erhielten rund 7500 Briten die Staatsbürgerschaft. Im Jahr 2015 waren es nur 622 gewesen. 2016 – im Jahr des Brexit-Votums – kletterte die Zahl schon auf 2865. Die Briten nahmen 2017 in dieser Rangliste den zweiten Platz ein, mehr Eingebürgerte kamen nur aus der Türkei.

▶︎ IRLAND: Das begehrte Dokument ist relativ leicht zu bekommen, wenn man irische Wurzeln hat. Es reicht schon, wenn nur der Opa oder die Oma in Irland geboren wurde, aber der Betroffene selbst und seine Eltern nicht. Nach Angaben der Regierung in Dublin gab es im vergangenen Jahr rund 183 000 Anträge auf einen irischen Pass aus Großbritannien. Rund 85 000 davon kamen aus Nordirland. Dort Geborene haben grundsätzlich Anspruch auf beide Pässe. Gut 98 000 Anträge stammten aus dem restlichen Großbritannien – ein Anstieg um 22 Prozent im Vergleich zu 2017.

▶︎ SPANIEN: In Spanien gibt es – anders als in vielen anderen europäischen Ländern – keinen echten Run von Briten auf einen Reisepass des EU-Staates. Zwar hat sich in den ersten zehn Monaten des Jahres 2018 die Zahl der Briten, die die spanische Staatsbürgerschaft beantragten, im Vergleich zum Gesamtjahr 2015 mehr als verdreifacht. Die absolute Zahl ist mit 166 aber sehr niedrig. Denn Spanien verlangt von allen britischen Neubürgern die Aufgabe der britischen Staatsbürgerschaft.

▶︎ PORTUGAL: In Spaniens kleinerem Nachbarland schoss die Zahl der Anträge von 62 im Jahr 2015 auf rund 500 in den ersten elf Monaten des Jahres 2018 hoch. Dort dürfen die Briten ihren britischen Pass behalten, auch wenn sie Portugiesen werden.

▶︎ ITALIEN: Nach Angaben einer Sprecherin der Initiative British in Italy, die sich nach der Brexit-Abstimmung gegründet hat, leben rund 65 000 Briten in Italien. „Es ist sicher, dass es einen beträchtlichen Anstieg von Briten gibt, die eine italienische Staatsbürgerschaft beantragt haben.“ Offizielle Zahlen seien aber kaum zu bekommen. Auch der britische Schauspieler Colin Firth nahm die italienische Staatsbürgerschaft an. Seine Frau ist Italienerin.

▶︎ SCHWEDEN: Auch im Norden ist der Trend klar erkennbar. Um eine schwedische Staatsbürgerschaft bewarben sich nach Angaben des Migrationswerks im Jahr 2015 nur 511 Briten. Ein Jahr später waren es mit knapp 1600 Anträgen bereits mehr als dreimal so viele. Mitte 2018 tauchte Großbritannien in den schwedischen Statistiken anders als in den Vorjahren unter den zehn häufigsten Ursprungsländern auf, deren Bewohner die schwedische Staatsbürgerschaft erhalten haben (Platz 10) – hinter Ländern wie Syrien, Somalia und Afghanistan. Bis Ende Mai hatten 583 Briten einen schwedischen Pass erhalten.

▶︎ In vielen anderen EU-Ländern ist ebenfalls ein deutlicher Anstieg bei den Einbürgerungen zu erkennen, allerdings auf geringem Niveau. So wurden 2015 und 2016 in ÖSTERREICH jeweils zehn Briten eingebürgert, 2017 waren es laut Statistik Austria 24, in den ersten drei Quartalen von 2018 schon 31. Insgesamt leben laut der Bundesanstalt rund 10 700 Briten in dem Alpenland.

▶︎ Ähnliche Anstiege mit zweistelligen absoluten Zahlen melden POLEN, TSCHECHIEN und GRIECHENLAND.

Wie einfach oder schwer es für Briten ist, einen EU-Pass zu bekommen, hängt von den Regeln des jeweiligen Landes an. Die einzelnen Staaten legen die Hürden für Einbürgerungen unterschiedlich hoch.

Das zerstrittene britische Parlament will am kommenden Mittwoch seine Brexit-Debatten wieder aufnehmen und voraussichtlich am 14. Januar über den zwischen Premierministerin Theresa May und der EU ausgehandelten Austrittsvertrag abstimmen.

Eine Mehrheit für das Abkommen gilt derzeit allerdings als unwahrscheinlich. Wie der Brexit dann eigentlich genau aussieht – und was das für jeden Einzelnen bedeutet – ist deshalb völlig unklar.

Briten würden bei neuem Referendum für EU-Verbleib stimmen

Unterdessen wurde bekannt, dass einer Umfrage zufolge die meisten Briten lieber in der EU bleiben würden.

Wenn es derzeit eine zweite Volksabstimmung gäbe, würden sich 46 Prozent für einen Verbleib und 39 dagegen aussprechen. Das ging am Sonntag aus einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov hervor.

▶︎ Die übrigen Befragten würden demnach entweder nicht an einem solchen Referendum teilnehmen, sind noch unentschieden oder wollten sich nicht äußern. Wenn die Unentschlossenen und die Befragten ohne Angaben herausgerechnet werden, liegt das Verhältnis bei 54 Prozent für und 46 Prozent gegen eine EU-Mitgliedschaft.

Bei dem Referendum 2016 waren die EU-Befürworter mit 48 Prozent den Brexit-Anhängern mit 52 Prozent unterlegen.

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