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Kultur - 11.07.2019

Hoch hinaus

Ein formidabler Stoff. Der oscarnominierte Film „Hidden Figures – Unbekannte Heldinnen“ von Theodore Melfi würdigt die Leistungen afroamerikanischer Nasa-Pionierinnen.

Hochbegabt und kämpferisch. Octavia Spencer, Taraji P. Henson und Janelle Monáe (v.l.) spielen die versteckten Heldinnen der Nasa.

Einen Menschen auf den Mond schicken? Absurd! Fand der Dichter und Sänger Gil Scott-Heron. In seinem Song „Whitey On The Moon“ rappte er 1970 aus prekärer afroamerikanischer Perspektive dagegen an: „I can’t pay no doctor bill. (but Whitey’s on the moon)/ Ten years from now I’ll be paying still. (while Whitey’s on the moon)“.

Was der Rap-Pionier, der seine Rechnungen nicht zahlen konnte, während ein Weißer auf dem Mond spazierte, sicher nicht wusste: Maßgeblichen Anteil am US-Weltraumprogramm hatten schwarze Frauen. Mit Geldproblemen mussten sie sich als Nasa-Angestelle nicht herumschlagen, mit Rassismus und Sexismus dafür umso mehr. Das zeigt nun der für drei Oscars nominierte Spielfilm „Hidden Figures – Unbekannte Heldinnen“ von Theodore Melfi. Er basiert auf den Lebensgeschichten der Mathematikerinnen Katherine Johnson, Dorothy Vaughan und Mary Jackson, die Anfang der Sechziger in der Abteilung „Colored Computers“ arbeiten. Während die Nasa versucht, im Space Race mit den Russen gleichzuziehen, die als Erste einen Mann in den Orbit geschossen haben, kämpfen die Frauen ebenfalls darum, ein paar Etagen höher zu kommen: raus aus ihrem Kellergroßraumbüro.

Ein konventioneller, aber dennoch packender Film

Im Zentrum steht dabei die hochbegabte Katherine Johnson (Taraji P. Henson), die als erste Frau und als erste schwarze Person in die wichtige Space Task Group versetzt wird. Als sie ihren Job antritt, hält ein Mitarbeiter sie noch für eine Putzkraft und drückt ihr einen Mülleimer in die Hand. Auch sonst verhalten sich ihre Kollegen abweisend bis fies. Ihre Fähigkeiten werden nur zögerlich bemerkt und anerkannt. Ihr Chef Al Harrison (Kevin Costner) beginnt schließlich, Johnson zu vertrauen, als sie immer wieder die richtigen Berechnungen auf die große Tafel schreibt – das Übergeben der Kreide und die mit weißen Formeln übersäte grüne Wand sind Leitmotive dieses konventionellen, aber dennoch packenden Films.

Ähnlich wie kürzlich in der Serie „Good Girls Revolt“ über die Emanzipationsbestrebungen New Yorker Magazin- Mitarbeiterinnen sind die krassen Ungerechtigkeiten der leicht nachvollziehbare Antrieb für die geduldig und tapfer für ihre Rechte kämpfenden Frauen. Ein klarer historischer Konflikt, ein formidabler Stoff. Es hat etwas Erhebendes, den drei „Hidden Figures“-Heldinnen bei ihrem Aufstieg zuzusehen, der durch den gleichzeitig auf den Straßen und in den Kirchen stattfindenden Kampf der Bürgerrechtsbewegung kontextualisiert wird. Dort ist etwa der Mann von Mary Jackson (toll: Janelle Monáe) aktiv, die ihren Fortbildungsbesuch an einer weißen Schule gerichtlich durchsetzt.

Der wichtigste Faktor für die Überwindung diskriminierender Regelungen ist jedoch der Nationalismus. Er eint die Nasa und das Land im kalten Krieg. Da sind auch schon mal Ausnahmen möglich im segregierten Staat Virginia: Als Al Harrison kapiert, dass Johnson jeden Tag wertvolle Zeit verliert, weil sie zur weit entfernten Toilette für Schwarze läuft, schlägt er das WC-Schild von der Wand. Seine Begründung ist gleichwohl eine humanistische: „Hier bei der Nasa pinkeln wir alle in derselben Farbe.“ Eine Anspielung auf „We all bleed the same color“ – eine Erkenntnis, die leider immer noch nicht bei allen angekommen ist.

In 9 Berliner Kinos, OV: Cinestar Sony Center, OmU: Kulturbrauerei

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