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Kultur - 15.07.2019

Spektakuläre Flugshow im Olympiastadion

Die amerikanische Popsängerin Pink gibt ein fulminantes Konzert in Berlin. Ihr Besuch beim Holocaustmahnmal löst eine Diskussion auf Instagram aus.

Pink bei ihrem Auftritt in Berlin.

In Berlin sind sogar Popstars manchmal einfach nur Touristinnen. So wie Pink, die mit ihrer Familie am Wochenende in der Stadt unterwegs war. Sie besuchte unter anderem das Holocaustmahnmal, wo ihre beiden Kinder zwischen den Stelen herumrannten. Ein Foto davon veröffentlichte die Sängerin auf Instagram, und bekam neben sehr viel Zuspruch auch ein paar negative Kommentare. Das Mahnmal sei kein Ort zum Versteckspielen für Kinder.

Pink reagierte darauf, indem sie neben dem Bild erklärte, dass die Kinder genau wie sie selbst und die gesamte Familie ihrer Mutter jüdisch seien. Der Schöpfer des Denkmals glaube daran, dass Kinder einfach Kinder seien. „Und für mich ist das eine Feier des Lebens nach dem Tod.“

Dasselbe lässt sich über das Konzert sagen, das Pink einige Stunden später im Olympiastadion gibt. Den Nationalsozialisten, die den Bau in den 30er Jahren errichten ließen, hätte es sicher überhaupt nicht gefallen, dass darin acht Jahrzehnte später eine jüdische Sängerin für rund 60.000 Menschen zwei Stunden lang ein triumphales Spektakel veranstaltet. Dass diese Frau mit dem wasserstoffblonden Kurzhaarschnitt, die Stadt auch noch für ihre Diversität und Inklusivität sowie ihre Streetart lobt, wohl ebenso wenig.

Ihr erster Hit eröffnet die Show

Sonderlich vielfältig geht es im Stadion – abgesehen von den zahlreichen für ihre Treue bekannten lesbischen Pink-Fans – zwar nicht zu. Doch die Stimmung ist von Beginn an von Freude und Herzlichkeit geprägt. Wie sollte es auch anders sein, angesichts des fulminanten Starts den Pink mit „Get The Party Started“ hinlegt. Ihr erster großer Hit ist immer noch ein perfekter Eröffnungssong. Dass sie ihn teils kopfüber in einer Art Kronenleuchter hängend singt, ist der erste von vielen staunenswerten Momenten dieser zweistündigen Show.

Mit „Beautiful Trauma“ und „Just Like A Pill“ ballert Alecia Beth Moore alias Pink gleich zwei ihrer stärksten Songs hinterher – und wechselt zwischendrin auch noch ihr Kostüm. Über dem schwarzen Glitzerbody trägt sie jetzt einen bodenlangen schwarzen Mantel mit pinken Segmenten. Es sind keine zehn Minuten vergangen, doch es fühlt sich an als sei dies schon die Mitte des Konzertes. Pink fackelt eben nicht lange, sie mag es direkt und energetisch.

Und so ist die 39-Jährige nach drei Songs bereits bei ihrem bevorzugten Thema: die Liebe als Droge, die Liebe als Trauma. Bei Pink gibt es keine rosa Brille. Dass sie so häufig über Herzschmerz singt, kommt nicht von ungefähr. Die Sängerin ist seit 2001 mit dem Motocross-Fahrer Carey Hart zusammen, seit 13 Jahren sind sie verheiratet. Doch von Beginn an ging es turbulent zu in der Beziehung, es gab Kräche und Trennungsphasen.

Kniefall für die Liebe

Dass die beiden überhaupt noch zusammen sind, verdanken sie einer langjährigen Paartherapie. Das hat Pink kürzlich in einem TV-Interview verraten. „Wir beide hatten keine Ahnung davon, wie man eine Familie zusammenhält und wie man dieses verrückte Leben führen soll“, sagt sie. Inzwischen scheint es ganz gut zu klappen.

Pinks Ehemann taucht immer mal wieder in ihren Videos auf. Etwa in ihrem mit mehr als einer Milliarde Klicks am häufigsten angesehenen Youtube-Clip „Just Give Me A Reason“ – wieder ein von Schmerz erfüllter Song über das Ringen um die Liebe. Im Olympiastadion ist es ein Höhepunkt der ersten Konzertstunde. Schon am Klavier-Intro erkennen die Fans das Lied, sie schalten die Lampen ihrer Mobiltelefone an – ein atmosphärisches Bild in der Dämmerung. Passend dazu trägt Pink ihren Text mit maximaler Inbrunst vor, ihr Duett-Partner Nate Ruess wird auf Fernsehbildschirmen eingespielt. Gegen Ende fällt die Sängerin auf die Knie.

Der Mond schaut übers Stadiondach

Ihr Auftritt ist ohnehin von großem Körpereinsatz geprägt. Wenn sie zusammen mit einem Tänzer an elastischen Bändern durch die Luft wirbelt, meint man gar dies sei eine Zirkusshow und kein Popkonzert. Die beiden Backgroundsängerinnen übernehmen dann viel von ihrer Gesangsarbeit. Wobei Pink, sobald sie wieder am Boden ist, keinen Zweifel an ihrer Stimmkraft aufkommen lässt. Wunderschön gelingt ihr etwa die nur vom Piano begleitete Ballade „90 Days“ zusammen mit Gastsänger Wrabel, den sie anschließend innig umarmt.

Pink geizt bei ihrer Show nicht mit ihrer Lieblingsfarbe.

Der fast volle Mond schaut für diesen ruhigeren Konzertteil übers Dach ins Stadion hinein. Fast so als wolle er dem Cindy Lauper-Cover „Time After Time“ einen noch höheren Gänsehaut-Faktor verleihen. Der Stadionchor tut ein Übriges. Nach einer akustischen Version von „Walk Me Home“, die dessen folkigen Vibe in den Vordergrund rückt, gehen Pink und ihre sechsköpfige Band zurück in den Powerpop-Modus.

So leicht wie Konfetti

Kraftvoll und zugleich mühelos wirkt das, genau wie die Choreografien der elfköpfigen Tanztruppe, in die sich Pink immer wieder einreiht. Die Sängerin hat sichtlich Spaß an der Sache. Sie macht kurze, nette Ansagen, stellt alle, die mit ihr auf der Bühne sind, mit Namen vor und sammelt die Geschenke ein, dir ihr aus den ersten Reihen entgegengehalten werden. Einige sind für ihre Kinder. Als sie eine Frau erspäht, die ein tätowiertes Pink-Konterfei auf dem Oberarm trägt, kommt sie zu ihr herunter, um ihr ein Autogramm darunter zu schreiben.  

In einer Berliner Konzert-Woche, die herausragende Auftritten von Lizzo und Janelle Monáe sowie eine kurzweiligen Show von Christina Aguilera beinhaltete, setzt Pink den fulminanten Schlusspunkt: Als um viertel vor elf das pinke Konfetti langsam zu Boden gesunken ist, verwandelt sich Pink selber in eine pinkes Flugobjekt. Während ihrer rockigen Zugaben-Nummer „So What“ hebt sie über den Köpfen der Fans im Innenraum ab. An meterlangen Elastikbändern wirbelt sie durch die Luft, mehrmals durchkreuzt sie das gesamte Rund, landet zwischendrin punktgenau auf kleinen Türmen, um dann wieder loszudüsen. Es ist ein absolut irrer Anblick, eine sportliche Höchstleistung. Sie lässt die Herzen der Fans kurz stocken, dann fliegen sie so leicht wie Konfetti hinaus in die Nacht.  

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