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Kultur - 06.06.2019

Schweigen im Schloss

Es ist nicht nur der Flughafen. Auch bei den großen Kulturprojekten des Bundes in Berlin hakt es. Wann eröffnet das Humboldt Forum?

Luftnummer? Blick auf die Baustelle des Humboldt Forums am Schlossplatz.

Es läuft nicht gut mit den Kulturbauten des Bundes in der Hauptstadt, von denen es ja einige gibt. Viele hundert Millionen Euro für ganz besondere Projekte werden investiert, und fast überall hakt es. Häuser bleiben geschlossen, Eröffnungen verzögern sich, Baupläne werden auf die lange Bank geschoben. Auch die von Kulturstaatsministerin Monika Grütters angemahnte und längst angekündigte Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist von Schweigen umhüllt; der Wissenschaftsrat evaluiert seit eineinhalb Jahren, geschehen ist nichts.

Noch ein paar Beispiele. Der erste Spatenstich für das Museum der Moderne auf dem Kulturforum war noch zu Jahresbeginn für den Sommer avisiert worden. Jetzt ist von November die

Rede. Im Herbst wird aber erst der neue Planungsstand zum überarbeiteten Entwurf von Herzog & de Meuron veröffentlicht, und dann muss neu gerechnet werden. Die derzeit veranschlagten 200 Millionen Euro dürften sich um mindestens 50 Prozent erhöhen – und dem müssen die Haushälter im Bundestag zustimmen. Wer weiß, ob die schrumpfende Große Koalition im Herbst noch steht, wer weiß, wer 2020 Kulturstaatsministerin im Kanzleramt ist.

Die Sanierung des Pergamonmuseums dauert bis mindestens 2023. Die James-Simon-Galerie, das rund 135 Millionen Euro teure neue Eingangsgebäude für die Museumsinsel, eröffnet am 12. Juli ausgerechnet mit Gipsabdrücken und nicht etwa mit einer Schau einiger der vom Namensgeber erworbenen Schätze. Das hat den Staatlichen Museen Spott eingetragen. Wo bleibt der Esprit? Wenigstens die Wiedereröffnung der Neuen Nationalgalerie nach der Grundinstandsetzung des Mies-van-der-Rohe-Baus stellt die Preußenstiftung für 2020 in Aussicht.

Ein Dementi klingt anders

A propos Kunst der Moderne: Die „Zeit“ schreibt, die Rieckhallen am Hamburger Bahnhof sollten einem Immobilienprojekt weichen. Seitens der Stiftung Preußischer Kulturbesitz heißt es dazu, man sei mit dem Eigentümer der Immobilie CA Immo im Gespräch. „Sobald es Ergebnisse gibt, werden diese öffentlich gemacht“. Klingt nicht nach einem Dementi.

Nun zeichnet sich ab, dass es auch beim größten Bauprojekt der Kulturnation, dem Humboldt Forum im Schloss, zu Verzögerungen in der Zielgeraden kommt. Ursprünglich einmal sollte das Haus zum 250. Geburtstag Alexander von Humboldts am 14. September eröffnen. Daraus wird jedoch nur ein Baustellenfest, wohl mit nächtlicher Party zum Reinfeiern. Damit es mit der eigentlichen Eröffnung wenigstens beim zugesagten Jahr 2019 bleibt, lautete der Countdown fürs Soft Opening des Museums hinter historisierenden Barockfassaden so: Zum Jahresende – seitens der Kulturpolitik war vom 30. November die Rede – sollte es ein erstes Eröffnungsprogramm geben. „Mit Sonderausstellungen im Erdgeschoss und Wechselausstellungen in den beiden oberen Etagen“, sagte Generalintendant Hartmut Dorgerloh im Oktober 2018 dem Tagesspiegel.

Zum Beispiel war von einer Elfenbein-Ausstellung die Rede. Die vom Stadtmuseum konzipierte Berlin-Schau im ersten Stock, auch das ist inzwischen klar, öffnet erst im Frühjahr 2020. Ein Termin steht noch nicht fest, nur dass es doch keinen freien Eintritt gibt, wie Kultursenator Klaus Lederer kürzlich verkündete. Berlin hat dafür kein Geld.

Einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge wird es dieses Jahr wohl auch nichts mit der Elfenbein-Schau. Die Klimaanlage ist noch nicht installiert, da wollen die Leihgeber der kostbaren, empfindlichen Exponate keine Zusagen machen. Weder der Louvre, das Londoner Victoria & Albert Museum, noch das New Yorker MoMA.

Großes Warten auf die Sitzung des Stiftungsrats

Findet die erste Eröffnungsetappe also in leeren Räumen statt? Die Frage bejaht keiner der Beteiligten, aber es verneint sie auch keiner unmissverständlich. Die Stiftung Humboldt Forum, die Staatlichen Museen und Hagen Philipp Wolf, Sprecher der Kulturstaatsministerin, sie alle verweisen auf die Stiftungsratssitzung am 26. Juni. „Es bleibt dem Stiftungsrat überlassen, eine Entscheidung darüber zu treffen, wie, wann und womit genau eröffnet wird“, sagt Stiftungs-Sprecher Bernhard Wolter. Ansonsten verweist er darauf, dass die Elfenbein-Ausstellung bislang nicht offiziell angekündigt sei. „Wir sind der Bauherr. Von uns kommen die validen Terminansagen“, so Wolter. Man arbeite mit Hochdruck, es bleibe bei einer stufenweisen Eröffnung von den unteren hin zu den oberen Etagen. Keine Details.

Will heißen: Wenn erst Ende Juni erste Weichen gestellt werden, kommt bis zum Jahresende bestimmt keine spektakuläre Schau im neuen Haus zustande. Ein spektakulärer Auftakt des 600-Millionen-Euro-Baus noch 2019 wird immer unwahrscheinlicher.

Dass die Klimaanlage jetzt auf die Agenda kommt, hat mit einem Personalwechsel im Innenministerium zu tun? Anne Katrin Bohle, die neue Baustaatssekretärin, veranlasste eine technische Prüfung. Wann und wie genau funktioniert die komplexe Haustechnik? Die Prüfung ist noch nicht abgeschlossen. „Erst wenn die Ergebnisse dieses Stresstests vorliegen, kann bewertet, geplant und entschieden werden“, sagt Grütters’ Sprecher. Eigentlich können auch Leihgeber erst dann entscheiden, ob sie Exponate ins Schloss nach Berlin schicken.

Alle bitten um Geduld bis zur Sitzung des 15-köpfigen Stiftungsrats, dem neben Politikern auch Vertreter der Preußen-Stiftung, der Kulturprojekte Berlin und der Humboldt-Universität angehören. Und alle sagen: Ein Haus wie das Humboldt Forum, das ja ein ganzes Kulturquartier sein wird, das gab es noch nie. Da will gut Ding Weile haben. Das Problem ist nur, dass die Öffentlichkeit mehr und mehr hingehalten wird. Und dass nicht wenige Monate vor dem Start alles offen sein kann, wenn es denn ein anständiger Start sein soll.

Warum diese Angst vor offenen Ansagen? Warum nicht klar vermitteln: Die Idee mit dem Humboldt-Jubiläumsjahr war schön, aber wir eröffnen lieber mit Aplomb im Sommer 2020? „Mit dem Humboldt Forum entsteht Ende 2019 ein neues kulturelles Stadtquartier in der Mitte Berlins“. So lautet der erste Satz zum Humboldt Forum auf der Stiftungs-Website. Man kann ihn ändern.

Übrigens: Vom Filmhaus für Berlin, für das der Bund 2018 eigens ein Grundstück am Gropius Bau im Tausch mit dem Land erwarb, von diesem nächsten ehrgeizigen Kulturprojekt in der Hauptstadt, ist schon seit einiger Zeit nicht mehr die Rede.

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