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Kultur - 06.01.2019

Das italienische Vorbild

Die Alte Pinakothek in München zeigt eine grandiose Ausstellung mit Florentiner Malerei des 15. Jahrhunderts. Das Museum selbst wurde im Inneren in den Zustand des Wiederaufbaus durch Hans Döllgast zurückversetzt.

Biblisches Drama. Botticellis „Beweinung Christi“ zierte einst den Hochaltar von S. Paolino in Florenz.

„Alte Pinakothek“, steht in bronzefarbenen Lettern über dem Eingang. Das ist neu, eine Zugabe zum Haupteingang, den Hans Döllgast, der Architekt des behutsamen Wiederaufbaus des im Krieg schwer beschädigten Klenze-Baus in den fünfziger Jahren, an dessen Längsseite verlegt hat. Dahinter öffnet sich das doppeltgeschosshohe Foyer mit dem Kassentresen; an der Rückfront steigen zu beiden Seiten diese unglaublich langen, einläufigen Treppen ins zweite Obergeschoss hoch, zu den hohen Oberlichtsälen mit den größten Schätzen dieser herzoglich-kurfürstlich-königlichen Gemäldesammlung, einer der bedeutendsten der Welt.

Das Aufräumen der Pinakothek hat sich sichtbar gelohnt. Jetzt ist mehr Döllgast, als lange Zeit oder vielleicht überhaupt je war, zumal, wenn man das beliebte Café hinzunimmt. Das gab es zu Döllgast kargen Nachkriegszeiten noch nicht. Bislang kam das Café, als Erholungsort nach dem überwältigenden Erlebnis der Kunst überaus beliebt, denn doch ein wenig plüschig daher.

Der größte Gewinn der Teilrenovierung aber ist der Um- und Ausbau des Sonderausstellungsbereichs rechts vom Foyer. Er kulminiert in einem großen Saal, der gemeinsam mit beidseits anschließenden Räumen Platz bietet für anspruchsvolle Ausstellungen. Die erste nach der Renovierung ist gleich ein Höhepunkt: „Florenz und seine Maler. Von Giotto bis Leonardo da Vinci“.

Man konnte nicht hoffen, diese Bilder je außerhalb von Florenz zu sehen

Rund 120 Werke werden gezeigt, in allen drei Disziplinen: Zeichnung, Malerei und Skulptur. In dieser Reihenfolge, denn das disegno war für jede Kunstschöpfung die unabdingbare Grundlage, das hier nicht vertretene Kunsthandwerk eingeschlossen. 79 Werke zählt der Münchner Bestand an Florentiner Quattrocento, wie das 15. Jahrhundert auf italienisch heißt, einer der größten außerhalb des Ursprungslandes. Dieser Bestand wurde in den vergangenen Jahren umfassend erforscht und in einem voluminösen Katalog dokumentiert.

Aus diesem Schwarzbrot der Museumsarbeit erwuchs als Zugabe die Ausstellung, zu der vor allem, aber nicht nur Florentiner Museen Leihgaben beigesteuert haben, von denen man nicht einmal hoffen konnte, sie je außerhalb ihrer heimischen Mauern sehen zu können. Einer der größten Leihgeber waren auch die Berliner Staatlichen Museen, die zumal aus ihrer – beim Publikum notorisch unterschätzten – Skulpturensammlung Großartiges beisteuern konnten.

Am Beginn des Rundgangs hängt eine einzelne Zeichnung. Der Name des Künstlers dürfte allenfalls Spezialisten bekannt sein. Das Motiv aber könnte nicht treffender sein: ein Knabe, ein Schüler oder Gehilfe einer der zahlreichen Florentiner Künstlerwerkstätten, sitzt mit übergeschlagenen Beinen auf dem Boden und – zeichnet. So haben zahllose Eleven gezeichnet, und auch später hörte das Zeichnen niemals auf.

Alle Künstler haben stets gezeichnet. Papier war kostbar, so sind etliche der in München ausgestellten Blätter randvoll bekritzelt, mit Figuren, Gliedmaßen, Proportionsstudien. Alles Rohmaterial für die späteren Kompositionen, über deren Entstehung die genauer ausgeführten Blätter Auskunft geben, von ersten Skizzen bis zu exakten Bildaufbauten, versehen womöglich bereits mit Angaben zur Farbgebung. Oft haben andere Hände dann die Gemälde ausgeführt oder zumindest daran mitgewirkt, oder der Künstler wollte seinen ersten Gedanken für die spätere Ausführung festhalten.

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