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Wirtschaft - 23.01.2019

Gleichberechtigung beim WEF in Davos

Nur jeder fünfte Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums in Davos ist eine Frau. Dabei wären weibliche Vorbilder dringend nötig, um mehr Gleichberechtigung in Politik und Wirtschaft zu erreichen.

„Ich wollte damit ein Statement machen.“ Wenn Marin Alsop von ihrem Auftritt in Davos berichtet, ist sie sichtlich stolz. Die Dirigentin leitet normalerweise das Baltimore Symphony Orchestra, aber zur Eröffnung des Weltwirtschaftsforums (WEF) dirigierte sie auf eigenen Wunsch ein extra zusammengestelltes, rein weibliches Orchester. „Es war faszinierend. Und haben Sie gesehen, da waren drei Bassistinnen“, erzählt sie begeistert im Gespräch mit der DW.

Alsop setzt sich schon seit vielen Jahren für mehr Frauen in Orchestern ein. Die klassische Musik ist nach wie vor eine Männerdomäne. Die Amerikanerin war die erste Frau, die ein großes US-Orchester leitet. Sie fördert darüber hinaus seit vielen Jahren junge Dirigentinnen mit einem eigenen Programm, dem „Taki Concordia Conducting Fellowship“. Gleichberechtigung ist ihr ein Anliegen. Es sei wichtig, dass junge Frauen weibliche Vorbilder in Führungspositionen hätten. In der Musik, aber natürlich auch in anderen Bereichen, betont sie.

Crystal Award für Vielfalt

Die Dirigentin wurde in Davos mit dem Crystal Award ausgezeichnet, den das Weltwirtschaftsforum an Persönlichkeiten aus der Kultur vergibt, die sich besonders für Nachhaltigkeit und Vielfalt einsetzen.

Dirigentin Marin Alsop im Gespräch mit Manuela Kasper-Claridge

Alsop bemerkt aber auch, dass an der Vielfalt beim Treffen der Eliten in Davos noch gearbeitet werden muss. Das Forum wird nach wie vor von Männern dominiert. Nur rund ein Fünftel der Teilnehmer sind Frauen und diese Zahl hat sich seit dem Vorjahr nur um ein Prozent gesteigert. Anspruch und Wirklichkeit klaffen noch weit auseinander. „Das Thema spiegelt die Realität wider“, wird Alois Zwinggi, Managing Director des Weltwirtschaftsforums, dazu etwas kleinlaut in einem Interview zitiert. Denn auch das WEF muss konstatieren, dass die meisten Führungspositionen, ob in Wirtschaft oder Politik, immer noch in Männerhand sind.

Vorbilder gesucht

Ann Cairns, Vice Chairman von Mastercard, einem Finanzdienstleister mit über 11.000 Beschäftigten, ist damit nicht zufrieden. „Wir fordern sichtbare Vorbilder“, betont sie und „Gleichstellung ist keine Modeerscheinung“. Sie ist die ranghöchste Frau bei Mastercard und kommt seit vielen Jahren immer mal wieder zum Weltwirtschaftsforum.

Bei Mastercard arbeitet man intensiv daran, den Einstellungsprozess geschlechtsneutral zu gestalten. „Wir wollen das gesamte Spektrum an Vielfalt abdecken“, betont Cairns. „Wie kriegen wir Frauen? Wie kriegen wir Minderheiten oder die LGBT-Community?“ Weibliche Nachwuchskräfte könnten eher gewonnen werden, wenn Führungsrollen bereits sichtbar mit Frauen besetzt seien. 

Das ist auch die Strategie beim WEF. „95 Prozent aller Panels mit drei oder mehr Teilnehmern haben männliche und weibliche Teilnehmer“, teilt Oliver Cann aus der Kommunikationsabteilung mit. Das ist tatsächlich ein Fortschritt, denn noch vor wenigen Jahren waren Diskussionsrunden in der Regel ausschließlich mit Männern besetzt.

„Dass Frauen auf dem WEF vertreten sind, ist ein unglaublich wichtiges Signal für die Wirtschaft“, sagt auch Julie Teigland, Managing Partner bei EY Deutschland, Schweiz und Österreich. „Aber ich glaube, dass es ein Prozess ist, und nicht über Nacht passieren kann. Die Teilnahme von Frauen am Forum zu erzwingen, wäre jetzt nicht der richtige Weg und das gleiche gilt für die Wirtschaft.“

Julie Teigland, Managing Partner bei EY

Inoffizielle Wege

Ganz andere Wege gehen einige Unternehmen und Initiativen während des Weltwirtschaftsforums. Außerhalb der weiträumigen Sicherheitszone organisieren sie eigene Veranstaltungen zum Thema Gleichberechtigung. ‚The Equality Lounge‘, heißt eine gemütlich gestaltete Lounge, in der während des WEF drei Tage lang Top-Redner und Rednerinnen vor einem überwiegend weiblichen Publikum sprechen. Die Stimmung ist fröhlich, die Diskussionen hart. „Warum Vielfalt ein Geschäftsziel sein sollte“ oder „Wie wir Geschlechternormen infrage stellen“ – Themen, die sich auch gut im offiziellen Programm des WEF gemacht hätten.

Julie Teigland von EY geht es um mehr als einfach nur das Zahlenverhältnis zwischen Frauen und Männern: „Wir brauchen eine Führung, die die Vielfalt unserer Gesellschaft widerspiegelt. Ich bin optimistisch und denke, wir sind auf dem richtigen Weg, um Frauen mehr Mitsprache einzuräumen. Ich hoffe, dass Gleichstellung hier beim WEF in ein paar Jahren kein Diskussionsthema mehr sein wird, sondern einfach nur ein Problem aus der Vergangenheit.“

 

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