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Wirtschaft - 15.01.2019

Deutscher Wirtschaftsboom kommt zum Ende

Europas größte Volkswirtschaft wächst das neunte Jahr in Folge. Handelskonflikte und Probleme der Autoindustrie hinterlassen 2018 allerdings Schrammen.

Nach zwei Boomjahren in Folge hat die deutsche Wirtschaft einen Gang zurückgeschaltet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent zu, nach jeweils 2,2 Prozent in den beiden Vorjahren, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Berlin anhand vorläufiger Daten mitteilte.

„Die Wachstumsdynamik 2018 hat enttäuscht. Das sollte ein Warnzeichen auch für dieses Jahr sein“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben. Umso wichtiger sei es, die „Hausaufgaben“ mit Blick auf den heimischen Standort zu machen. Wansleben forderte Steuerentlastungen für Unternehmen, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. „Zudem brauchen die Unternehmen einen spürbaren Bürokratieabbau und eine moderne Infrastruktur. Die Betriebe können nur so erfolgreich in notwendige Digitalisierung investieren.“

Die deutsche Wirtschaft ist knapp an einer von manchen Experten befürchteten Rezession vorbeigeschrammt. Das BIP dürfte zwischen Oktober und Dezember 2018 leicht zugelegt haben, teilte das Statistische Bundesamt mit. Es habe kein Minus gegeben, sondern vielmehr „ein kleines Plus“. Im Sommer war die Wirtschaft noch um 0,2 Prozent geschrumpft. Experten sprechen von einer technischen Rezession, wenn das BIP zwei Quartale in Folge sinkt. Dies hatte es zuletzt zum Jahreswechsel 2012/13 gegeben.

Neuntes Wachstumsjahr in Folge

2018 war das neunte Wachstumsjahr in Folge seit 2010. Damals musste sich Europas größte Volkswirtschaft von der tiefen Rezession 2009 infolge der globalen Finanzkrise erholen.

Gestützt wurde die Konjunktur im vergangenen Jahr dem Bundesamt zufolge abermals von der Kauflust der Verbraucher. Hinzu kamen gestiegene Investitionen vieler Unternehmen in Ausrüstungen, Bauten und sonstige Anlagen sowie der Bauboom. Auch die Konsumausgaben des Staates, zu denen unter anderem soziale Sachleistungen und Gehälter der Mitarbeiter zählen, legten den Angaben zufolge zu.

Weniger Ausfuhren, mehr Importe

Der Export fiel als Wachstumstreiber aus. Nach vorläufigen Berechnungen legten die Importe stärker zu als die Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen. Die von den USA angeheizten Handelskonflikte belasten das Exportgeschäft. Hinzu kamen Probleme der für Deutschland so wichtigen Autoindustrie bei der Einführung des neuen Abgas- und Verbrauchsstandards WLTP. Die Hersteller mussten deswegen zeitweise ihre Produktion drosseln. Das hatte die Wirtschaftsentwicklung im dritten Quartal belastet.

Nach Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) bremste auch das Niedrigwasser im Rhein das Wachstum. „Insgesamt dürfte das Niedrigwasser die Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal 2018 um 0,2 Prozentpunkte, im vierten Quartal um 0,1 Prozentpunkte gedämpft haben“, sagte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths.

Positive Effekte für den Fiskus

Von der seit Jahren positiven Konjunktur und den anhaltend niedrigen Zinsen profitiert weiterhin auch der Fiskus. Der deutsche Staat konnte nach Berechnungen der Statistiker 2018 zum fünften Mal in Folge mehr Geld einnehmen als ausgeben. Der Überschuss von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialkassen machte unter dem Strich 1,7 Prozent des BIP aus, nach 1,0 Prozent im Vorjahr. Ein wenn auch minimales Defizit hatte Deutschland zuletzt 2013 verbucht.

Wirtschaftsforschungsinstitute und Bank-Ökonomen hatten zuletzt zwar ihre Konjunkturprognosen für Deutschland gesenkt. Sie gehen aber davon aus, dass der Aufschwung auch in diesem Jahr weitergeht. Das Bundeswirtschaftsministerium zeigte sich zuversichtlich: „Für eine positive Entwicklung des privaten Konsums in den kommenden Monaten spricht der weitere Anstieg der verfügbaren Einkommen, der zum Jahreswechsel durch die Entlastungen bei Steuern und Abgaben zusätzlichen Schub erhielt.“ Der Privatkonsum macht gut die Hälfte der gesamten Wirtschaftsleistung aus.

ul/hb (dpa, rtr)

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