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Wirtschaft - 14.01.2019

Detroit Auto-Show: Messe-Legende vor dem Aus?

Die Detroit Auto-Show hat eine besondere Bedeutung als erste große Automesse eines jeden Jahres. Doch dieses Mal ist alles anders. Viele Aussteller bleiben weg, die Schau kämpft ums Überleben.

Eine Legende wankt, vielleicht steuert sie sogar auf den Abgrund zu. „Die Detroit Auto-Show kämpft ums Überleben. Man gewinnt fast den Eindruck, es ist eher ein Beerdigungskonvent, der sich da vom 14. bis 27. Januar 2019 im kalten Detroit versammelt“, schreibt der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen in einer Analyse. Ein wichtiger Beleg für diese These: Die deutschen Premiumhersteller Audi, Mercedes und BMW haben ihre Teilnahme für dieses Jahr schon längst abgesagt. Auch Mitsubishi, Volvo und Jaguar nehmen nicht teil.

„In der Vergangenheit gab es 50 bis 70 Präsentationen von neuen Modellen auf der Messe“, sagt Dustin Walsh von der Wirtschaftszeitschrift „Crain’s Detroit Business“ gegenüber der DW, „die Journalisten mussten von einer Pressekonferenz zur nächsten hetzen und die Aufmerksamkeitsspanne für die einzelnen Neuheiten war gering“. Deshalb seien die Hersteller auf der Suche nach besseren Gelegenheiten, um ihre Produkte ohne den extremen Druck, der durch die Konkurrenz auf Automessen herrsche, in Szene zu setzen. Das Publikumsinteresse an der Messe sei jedenfalls ungebrochen, jedes Jahr würden rund 850.000 Besucher gezählt, so Walsh.

CES als Magnet für Autohersteller

Was allerdings gegen diese These spricht: Besonders zu schaffen macht der Automesse in Detroit eine andere Veranstaltung, die eine Woche vorher, in diesem Jahr vom 8. bis zum 12. Januar, im Spielerparadies Las Vegas für immer größeres Aufsehen sorgt. Die Rede ist von der Technik-Messe CES (Consumer Electronics Show). „Je wichtiger in den vergangenen Jahren für die Autohersteller Themen wie Elektromobilität und autonomes Fahren wurden, desto mehr haben sie auch in Las Vegas Flagge gezeigt“, schreibt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ).

Auch die deutschen Hersteller, die Detroit in diesem Jahr links liegen lassen, waren in der Wüstenstadt vertreten. Sie wissen: PS-starke Motoren und chromglänzende Felgen sind auch für immer mehr Autofreunde Schnee von gestern. Heute sei Technik das, was in Las Vegas im Mittelpunkt stehe, schreibt Dudenhöffer: „Internet of Things, 5G, Machine Learning und Artificial Intelligence, Smart Cities, Blockchain-Anwendungen, Drohnen, Smart Home – Auto ist nur ein Teil davon, ein Beispiel für die Anwendung. Self-driving cars, The Future of Infotainment, vernetzte Autos – sprich Streaming-Dienste und Online-Einkaufsplattformen wie etwa Alibaba oder Amazon – gestalten das Auto der Zukunft mit.“

Neues Konzept für Detroit

Die Verantwortlichen der North American International Auto Show (Naias), wie die Messe offiziell heißt, die bereits 1907 das erste Mal in der „Motorcity“ Detroit ihre Pforten öffnete, haben reagiert: Ab 2020 wollen sie die Naias im Juni austragen – mit großem zeitlichen Abstand zur CES und mit verändertem Konzept. Die klassische Automesse, bislang starres Schaufenster der Branche in stickigen Hallen, soll mobil werden. Geplant ist ein sommerlicher Outdoor-Auto-Event, eine Art Action-Messe mit Testfahrten für die Besucher und neuen Technik-Vorführungen, die sich sogar über das Stadtzentrum hinaus ausdehnen könnten.

„Wenn dieses neue Konzept Erfolg hat“, glaubt der US-Wirtschaftsjournalist Dustin Walsh, „dann könnten andere internationale Automessen nachziehen und ähnliche Präsentationsformen anbieten. Womöglich muss auch die Internationale Automobil-Ausstellung IAA bald über ähnliches nachdenken. 

Aufbau des Messestands von Ford auf der Detroit Auto-Show 2019

 

Letzte Show nach traditioneller Art

Doch 2019 soll es in Detroit noch einmal so zugehen, wie seit über hundert Jahren. Die letzte Januar-Ausgabe der Naias präsentiert – auch wenn wichtige Hersteller fehlen – zahlreiche Neuheiten. Mehr als 30 Premieren erwarten die Veranstalter. Vor heimischem Publikum ganz vorne mit dabei sind natürlich die amerikanischen Autokonzerne General Motors, Ford oder Fiat-Chrysler mit ihren Marken. Aber auch asiatische und europäische Hersteller zeigen Premieren.

Volkswagen enthüllt den US-Passat als Limousine. Toyota präsentiert den Sportwagen Supra. Ford plant ganz groß mit dem rund 700 PS starken Mustang Shelby GT500 sowie neuen Explorer- und Bronco-Modellen. Cadillac zeigt seinen großen SUV XT6, Lincoln feiert seinen 80. Geburtstag mit einem besonderen Continental – um nur einige Beispiele zu nennen. Besonders hervorgehobene Themenfelder werden wie mittlerweile auf allen anderen Automessen E-Mobilität, Connectivity und autonomes Fahren sein.

Abschied der Deutschen nicht endgültig

Berichten zufolge ist der Abschied der deutschen Premiumhersteller von Detroit zugunsten von Las Vegas längst nicht endgültig. Der Auftritt von Messen in Nordamerika werde von Jahr zu Jahr aufs Neue bewertet, heißt es von den deutschen Herstellern. Vielleicht ist es also noch zu früh, einen Nachruf auf Detroit zu schreiben. Ein warnendes Beispiel gibt allerdings die Computermesse Cebit, die nach vielen Experimenten mit Konzepten und Terminen Ende des vergangenen Jahres ihr eigenes Ende verkünden musste. 

Zurück zur Autobranche: Die deutschen Autobauer stagnieren übrigens mit bescheidenen rund 7,5 Prozent Marktanteil in den USA. Wenig verständlich seien deshalb Drohungen von US-Präsident Donald Trump gegen deutsche Autobauer, meint Autoexperte Dudenhöffer, auch im Vergleich – etwa zu Japanern. Toyota-Lexus hätte im Jahr 2018 in den USA einen Marktanteil von 14,1 Prozent erzielt. Toyota-Lexus verkaufe also knapp 90 Prozent mehr Autos in USA, als alle deutschen Autobauer zusammen. Auch Honda und Nissan mit ihren Tochterfirmen und Premiummarken liegen weit vor der Konkurrenz „Made in Germany“. Die Fakten des US-Präsidenten, so Dudenhöffer, seien also nicht immer „nachvollziehbar“, wenn er über die deutschen Autobauer polemisiere.

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