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Politik - 10.05.2019

Zerbombte Putin dieses „deutsche“ Krankenhaus?

Ein schlimmer Verdacht! Bombardierte die russische Luftwaffe gezielt ein vom Auswärtigen Amt unterstütztes Krankenhaus in Syrien? Und zwar nachdem Russland die genauen Koordinaten bekommen hatte, um das Gebäude von möglichen Angriffen auszunehmen?

Das Krankenhaus in der syrischen Stadt Kafr Nubl war eines der wichtigsten in der syrischen Region Idlib. Gute 20 Kilometer von der Frontlinie in der von Russland und der Türkei garantierten „De-Eskalationszone Idlib“ versorgte es nach BILD-Informationen monatlich etwa 10 000 Menschen. Im Einzugsbereich leben rund 125 000 Syrer. Es war eine der letzten Kliniken in der Region, in der schwierige Operationen durchgeführt werden konnten.

Bis Sonntag! Durch einen Luftangriff wurde das Gebäude völlig zerstört. „Das Krankenhaus in Kafr Nubl wurde nach Meldung unserer Partner am 05. Mai um ca. 17:30 Uhr von mehreren Geschossen getroffen. Nach Meldung unserer Partner gab es bei dem Angriff zwei Todesopfer, der Betrieb musste eingestellt werden“, hieß es aus dem Auswärtigen Amt gegenüber BILD.

Für die ohnehin schon Not leidende Bevölkerung fehlt damit auch jede Chance auf medizinische Versorgung. Für viele Syrer in der Region geht es nur noch ums Überleben.

BILD erfuhr, dass es sich um insgesamt vier gezielte Luftangriffe gehandelt haben soll, die die Klinik in Schutt und Asche legten. Es gab 2 Tote – beides Besucher, die sich zum Zeitpunkt der Angriffe im Eingangsbereich des Krankenhauses befanden.

Unter Ärzten und Pflegern gab es keine Opfer, weil das Gebäude einige Minuten vor den Bombardierungen evakuiert wurde. Nach BILD-Informationen deuteten abgefangene Funksprüche darauf hin, dass Kampfflugzeuge das Krankenhaus zerstören wollten.

Wer griff das Krankenhaus an?

Sowohl syrische als auch russische Armee-Einheiten haben in den vergangenen zwei Wochen nach Angaben der Vereinten Nationen zehn Schulen und zwölf Gesundheitseinrichtungen in den von Rebellen gehaltenen Regionen Idlib und Hama zerstört. In dem Gebiet leben etwa drei Millionen Zivilisten, die den Angriffen schutzlos ausgeliefert sind.

Zahlreiche syrische Aktivisten und lokale Nachrichtenplattformen sprechen von einem russischen Flugzeug, das das Krankenhaus bombardiert haben soll.

Darauf deuten auch Videos hin: Eine Aufnahme der Agentur „Halab Today“ (deutsch: „Aleppo Heute“) kurz vor dem Angriff in Kafr Nubl zeigt ein russisches Kampfflugzeug vom Typ Suchoi Su-24. Der Russen-Jet kreist über der Stadt. Kurz darauf kommt es zu dem Angriff auf das Krankenhaus.

Obiada Othman (31), Leiter der syrischen „Weißhelm“-Retter in Kafr Nubl, zu BILD: „Ich war zum Zeitpunkt des Angriffs in meiner Heimatstadt Kafr Nubl, wo ich auch geboren bin. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie ein russischer Kampfjet vier Bomben auf das Krankenhaus abgeworfen hat.“

Auch der syrische Journalist und Aktivist Hadi Alabdallah, der zum Zeitpunkt des Angriffs in Kafr Nubl war und den Angriff filmte, sprach von einer Attacke der russischen Luftwaffe.

Russland kannte die Koordinaten des Krankenhauses

Der Angriff auf das vom Auswärtigen Amt unterstützte Krankenhaus folgte einem Muster, über das BILD bereits mehrfach berichtet hat – und das verschiedene Hilfsorganisationen immer wieder beklagen: Denn über den zivilen Charakter der Einrichtung und den Fakt, dass es sich um ein Krankenhaus handelte, konnte demnach weder in Moskau noch in Damaskus ein Zweifel bestehen. Die Bombardierung wäre damit ein Kriegsverbrechen.

Bereits gestern erklärte ein Sprecher des Auswärtiges Amtes in der Bundespressekonferenz: „Ich kann bestätigen, dass die Koordinaten des von uns unterstützten getroffenen Krankenhauses zumindest Russland, dem wichtigsten Verbündeten des Regimes, vorab im Zuge des sogenannten ,deconflicting‘ mitgeteilt worden waren. Und zwar über die Vereinten Nationen – genau wie Sie sagen – zu dem Zweck, diese zivile Infrastruktur vor ebensolchen Angriffen zu schützen.“

Klartext: Russland wusste genau, dass sich dort ein von Deutschland mitfinanziertes Krankenhaus für die Zivilbevölkerung befand.

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Wie reagiert die Bundesregierung?

Trotz aller Belege für diesen hemmungslosen Angriffs durch Russland oder durch seinen Verbündeten, das Assad-Regime, wird es wohl weiter keine Syrien-Sanktionen gegen das Regime in Moskau geben.

Stattdessen will Berlin diplomatisch reagieren. Aus dem Auswärtigen Amt war dazu am Donnerstag zu hören: „Gemeinsam mit Belgien und Kuwait, mit denen wir uns die Federführung im Sicherheitsrat zu humanitären Fragen in Syrien teilen, haben wir gestern eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen zu Idlib beantragt.“

Die Sitzung soll laut Vereinten Nationen am Freitag stattfinden.

Zudem seien „die Angriffe auf zivile Infrastruktur“ am Mittwoch im Rahmen einer politischen Experten-Veranstaltung zu Syrien in Genf von Deutschland „thematisiert und scharf kritisiert“ worden. Auch weiterhin werde in bilateralen Gesprächen „die Lage in Idlib und neueste Entwicklungen nachdrücklich angesprochen“.

Wie hoch der finanzielle Schaden aus den russischen oder syrischen Angriffen auf von Deutschland mitfinanzierte Infrastruktur ist, kann das Auswärtige Amt nach eigenen Angaben nicht genau beziffern. Bislang wurden in diesem Jahr für die humanitäre Hilfe in der Region jedoch bereits 30 Millionen Euro bereitgestellt.

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