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Politik - 22.05.2019

Wie nah sind die Mullahs an der Atombombe?

Experte: „Der Iran setzt jetzt voll auf die nukleare Karte“

Die Krise zwischen den USA und dem Iran spitzt sich weiter zu!

Nun hat der Iran verkündet, seine Uranproduktion in der Atomanlage Natans um das Vierfache zu erhöhen. Das gab der Sprecher der iranischen Atomorganisation, Behrus Kamalwandi, am Montag nach Angaben der halbstaatlichen Nachrichtenagentur Isna bekannt. Nach dem Wiener Atomabkommen von 2015 war der Iran nur befugt, 300 Kilogramm bis auf 3,67 Prozent angereichertes Uran im Land zu behalten. Der Rest musste in ein Drittland verschifft oder verkauft werden.

Nach dem Teilausstieg des Irans aus dem Deal in der Vorwoche gilt diese Limitierung aus Sicht Teherans nicht mehr. Außerdem will der Iran, falls das Abkommen bis Anfang Juli nicht vertragsgerecht umgesetzt wird – und die US-Sanktionen weiterhin den internationalen Handel des Landes blockieren sollten – dann auch sein Uran unbegrenzt anreichern.

Genau vor dieser Entwicklung warnen Experten, denn klar ist: DAS bringt den Iran ein großes Stück näher an die Atombombe!

Nach diesem Paukenschlag ließ US-Präsident Donald Trump (72) mit einer Warnung nicht lange auf sich warten, am Sonntag sagte er: „Der Iran würde einen großen Fehler machen, wenn sie irgendwas täten.“ Bereits am Vortag hatte er auf Twitter gedroht: „Wenn der Iran kämpfen will, ist das das offizielle Ende des Irans!“



Stehen wir wirklich vor einem Krieg im Nahen Osten? Die wichtigsten Fragen zur Krise.

Wie nah ist der Iran an der Atombombe?

Laut Kamalwandi, Sprecher der iranischen Atomorganisation, würde Teheran – wenn sich die Vertragspartner nicht bis Anfang Juli wieder an das Atomabkommen halten – die Grenze von 3,67 Prozent im Atomdeal ignorieren und binnen vier Tagen seine Urananreicherung bis auf 20 Prozent erhöhen.

▶︎Und das heißt: In einem halben bis Dreivierteljahr, allerhöchstens einem ganzen Jahr, wird der Iran eine richtige Atombombe testen können. So lautet die Einschätzung von Prof. Joachim Krause vom Institut für Sicherheitspolitik in Kiel. „Der Iran setzt jetzt voll auf die nukleare Karte“, sagt er. Als 2015 das Atomabkommen (JCPOA) mit dem Iran geschlossen wurde, war das Land bereits 3-4 Monate davon entfernt, die Atombombe bauen zu können, hat dank den Bestimmungen des Deals das Programm eingefroren und auch etwas zurückgefahren.

Bislang lag die Grenze bei 3,67 Prozent – dieser Uran-Anreicherungsgrad reicht für die Nutzung in Kraftwerken aus. Für eine klassische Atombombe wäre auf 90 Prozent angereichertes Uran nötig. Der Iran hatte einen Anreicherungsgrad von bis zu 20 Prozent erreicht – womit der Größteil der Anreicherungsarbeit geschafft ist.

Laut Atomabkommen muss die Menge des bereits angereicherten Urans für 15 Jahre von mehr als 10 000 Kilogramm auf 300 Kilogramm reduziert werden. An diese Regelung fühlt sich der Iran jedoch seit Anfang Mai nicht mehr gebunden.

Kommt es zum Krieg?

Sowohl Irans „Oberster Führer“ Ali Khamenei als auch Präsident Trump haben erklärt, dass sie keinen Krieg wollen. Dennoch gehen beide Seiten auf Konfrontationskurs.



Vieles deutet jedoch auf einen Poker hin. So sagte Han Goldenberg, Iran-Experte des „Zentrums für neue amerikanische Sicherheit“ in Washington zur Webseite „Vox“ über die Entsendung eines US-Flugzeugträgers in die Region: „Dies war schon seit einer Weile geplant.“ Und über das auf einem Kriegsschiff installierte Raketen-Abwehrsystem: „Wir hatten erst vor wenigen Monaten vier solcher Systeme dort abgezogen.“

Im Klartext: Die Verlegung der Kriegsschiffe und der Bomberstaffel sollten nicht überbewertet werden.

If Iran wants to fight, that will be the official end of Iran. Never threaten the United States again!

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) May 19, 2019

Donald Trump hatte seinen Wählern zudem versprochen, dass er sich nicht auf teure Kriege in Nahost einlassen werde. Und tatsächlich gab es in Washington Berichte, dass er sauer auf Bolton und Pompeo sei, weil sie die Spannungen mit dem Iran und die Vorbereitung verschiedener „Kriegszenarien“ ohne sein Wissen angeheizt hätten.

Die „New York Times“ schrieb derweil, US-Außenminister Mike Pompeo habe inzwischen auf Trumps Drängen europäische Verbündete gebeten, die Situation wieder zu deeskalieren. Gleichzeitig signalisierte Teheran Augenmaß. Als zwei US-Kreuzer in der vergangenen Woche die Straße von Hormus durchfuhren, ließen sich weit und breit keine iranischen Schiffe sehen.

Was könnte einen Krieg auslösen?

Internationale Spitzen-Politiker und Experten warnten seit Wochen davor, dass die USA und der Iran in einen Krieg hineingeraten könnten, den beide Seiten gar nicht wollen. Außenminister Heiko Maas (SPD) sagte im BILD-Talk „Die richtigen Fragen“ am Montag: „Im Moment wird viel gedroht – das ist außerordentlich bedenklich. Die Lage ist ernst, und sie wird eher noch ernster.“

Es müsse alles dafür getan werden, „dass in dieser Phase wirklich großer Spannungen nicht unvorhergesehene Ereignisse dazu führen, dass ein Automatismus eintritt, dass es eine Eskalation der Gewalt gibt und dass es am Schluss dann doch einen Krieg gibt, von dem ich mir nicht vorstellen kann, dass ihn eine Seite wirklich will“, so Maas.

Bislang hat die Trump-Administration klar gemacht, dass drei Entwicklungen beziehungsweise Entscheidungen dazu führen könnten, dass es zum Krieg kommt:

► Iran kommt zu Nahe an eine Atombombe heran.

► Der Iran startet einen Angriff auf Amerika, der eine massivere Antwort unumgänglich macht.


Die USA entscheiden sich, das Regime zu stürzen.

Wie würde ein Krieg gegen den Iran aussehen?

Laut Experten könnten dies entweder gezielte Angriffe auf die Nuklear-Anlagen im Iran sein oder eine ausgewachsene Invasion.
Zuvor könnte es Cyber-Angriffe der USA auf Irans Infrastruktur und Stromversorgung geben. Das Pentagon hat dafür einen Plan namens „Nitro Zeus“. Die Obama-Administration hatte dieses Mittel bereits eingesetzt, um Teile des iranischen Nuklear-Programmes zu stoppen.

Doch auch der Iran hat Cyber-Möglichkeiten, um US-Firmen oder staatliche Anlagen zu attackieren. Vor allem aber könnten vom Iran finanzierte Terror-Gruppen einen Stellvertreter-Krieg führen und Amerikaner im Nahen Osten angreifen.

  • Um das Vierfache

    Iran erhöht Uranproduktion

    Nach dem Wiener Atomabkommen von 2015 war der Iran nur befugt, 300 Kilo bis auf 3,67 Prozent angereichertes Uran im Land zu behalten.

  • Golf-Krise

    Trump droht Iran mit Vernichtung

    Donald Trump hat sich mit deutlichen Worten an den Iran gewandt. „Wenn der Iran kämpfen will, ist das das offizielle Ende des Iran. “

Wollen andere Länder einen Krieg mit dem Iran?

Nicht wirklich. Israel befürwortet zwar gezielte Raketenangriffe auf iranische Nuklear-Anlagen, doch Netanjahu sagte seinen Militärs laut der Webseite „Axios“: „Wir wollen keine direkte Einmischung.“ Sein Motiv: Sorge vor Angriffen durch die Terrororganisation Hisbollah, Irans Alliierter im Libanon.



Die europäischen Länder wollen keinen neuen Krieg so nahe vor ihrer Haustür. Nicht zuletzt, weil sie keine neue Flüchtlingswelle wollen.

Russland will keinen Krieg, weil der Kreml fürchtet, seinen wichtigsten Verbündeten in der Region zu verlieren. Denn Putin arbeitet an einer Achse zwischen Iran und Syrien.

Einzig Saudi Arabien, einer der Erzfeinde des Irans, hatte kürzlich gefordert, dass die USA einen „chirurgischen Angriff“ gegen Ziele im Iran startet.

Wieso hat sich die Lage plötzlich so zugespitzt?

Am 5. Mai kündigte Trumps Sicherheitsberater John Bolton (70) an, dass die USA einen Flugzeugträger, ein Raketen-Abwehrsystem und Bomber in den Persischen Golf entsenden. Eine Reaktion auf Anschläge auf eine saudische Pipeline und vier Öl-Tanker. Es gab zudem Informationen, dass der Iran oder vom Iran finanzierte Terror-Zellen US-Truppen im Irak und Syrien attackieren wollten und Teheran Cruise Missiles auf Schiffe verladen habe.

Bolton sagte über Washingtons Antwort: „Angriffe auf Amerikas Interessen und unsere Verbündeten werden mit unerbittlicher Macht beantwortet.“ Und er legte Pläne vor, 120 000 zusätzliche Truppen in die Region zu schicken.

Ist das genug für eine Invasion? Nein, sagt Politik-Experte Krause, bei weitem nicht: „Die Option einer vollständigen Besetzung des Iran ist nur mit einem vier- bis fünffachen Aufwand möglich und bedarf einer langen Vorbereitungsphase“.

Drei Tage später kündigte Irans Präsident Hassan Rohani an, dass sein Land sein Atomwaffen-Programm wieder aufnehmen werde, sofern die europäischen Unterzeichner-Nationen des Deals nicht innerhalb von 60 Tagen Finanzhilfe an den Iran schicken würden.“

Warum passiert das alles gerade jetzt?

Der Iran und die USA stehen seit der Revolution 1979 als der Schah gestürzt worden war auf Kriegsfuß. Das neue Regime in Teheran demütigte damals die Administration von Jimmy Carter und hielt 52 US-Diplomaten für 444 Tage als Geiseln fest. Eine Rettungsaktion scheiterte und Amerikas Selbstbewusstsein erreichte einen Tiefpunkt. Erst am Tag, als der Republikaner Ronald Reagan vereidigt wurde, ließen die Ayatollahs die Geiseln frei.



Derweil hatte der Irak unter dem damaligen Diktator Saddam Hussein den Iran angegriffen. Die USA unterstützten ihn inoffiziell.

Seither wurde der Iran zum größten Geldgelber von islamistischen Terror-Organisationen und trieb sein Atomwaffen-Programm voran. Doch unter der Administration von Barack Obama entspannte sich die Lage. Die USA vereinbarten mit den anderen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates und Deutschland ein Nuklear-Abkommen.

Im vergangenen Jahr kündigte Trump den Deal auf und verhängte Sanktionen, die Irans Wirtschaft kollabieren ließen. Grund: Der Deal ist nicht weitreichend genug.

Als die letzten Sanktionen in Kraft traten, kam es zur Eskalation. Nun werfen beide Seiten der anderen vor, den ersten Schritt gemacht zu haben. Vor allem die beiden Falken in Trumps Administration, Sicherheitsberater John Bolton und Außenminister Mike Pompeo (55) wollen eine harte Linie.

Was treibt Bolton und Pompeo an?

Bereits 2015 forderte John Bolton, der von 2005 bis 2006 UN-Botschafter der USA war, in einem Gastbeitrag in der „New York Times“ den Iran zu bombardieren, um das Atom-Programm zu stoppen. Er kritisierte Obamas Abkommen: „Nur militärische Maßnahmen bringen den Durchbruch. Wir haben nicht viel Zeit“, mahnte er.

2017 forderte Bolton einen Regimewechsel im Iran, als er eine (bezahlte) Rede vor Iranern hielt, die im Exil leben und aus dem Ausland genau das herbeizuführen versuchen. Nur einen Monat, nachdem Bolton im April 2018 Trumps Berater für Nationale Sicherheit wurde, trat der von dem Abkommen mit Teheran zurück.


Für US-Außenminister Mike Pompeo stehen religiöse Gründe im Mittelpunkt. Er sagte mehrfach, dass sein christlicher Glaube seine politische Sicht bestimme. Er ist ein vehementer Unterstützer Israels und Freund von Premierminister Benjamin Netanjahu.

Bei seinem Besuch in Jerusalem am 20. März erklärte er: „Jeder Nationen, die wie der Iran Anti-Zionismus unterstützt, muss entgegengetreten werden. Wir müssen die rechtmäßige Heimat des jüdischen Volkes verteidigen.“

Geht es um Erdöl?

Unwahrscheinlich. Der Iran sitzt zwar auf 10 Prozent der weltweiten Ölreserven, ist aber als Produzent für nicht einmal 5 Prozent verantwortlich. Doch seit die USA selbst, Öl produzieren wie nie zuvor, ist die Angst vor explodierenden Preisen kein großes Thema.



Knackpunkt: Die Sicherheit der Straße von Hormus. Durch die Meerenge vor der Küste Irans werden 40 Prozent der Weltversorgung transportiert. Benahm Ben Taleblu vom Washingtoner Think Tank „Stiftung für die Verteidigung von Demokratien“: „Teheran lässt die Welt wissen, dass es die Öl-Versorgung blockieren kann.“

Doch der Iran weiß genau, dass er damit viele andere Länder in die Arme von Trumps Falken treiben würde….

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