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Politik - 14.07.2019

Wie die Republikaner ihren Trump lieben lernten

Der Wahlkampf für die US-Präsidentschaftswahl hat begonnen.

Während die Demokraten sich darüber fetzen, wen sie ins Rennen um das Weiße Haus schicken und wie weit nach links sie rücken wollen, stehen die Republikaner geschlossen hinter Donald Trump. Die „Grand old party“(kurz: GOP) beweist einmal mehr: Sie sind im Wahlkampf die besseren Soldaten. Statt sich zu attackieren, formieren sie sich und folgen dem Schlachtruf ihres Commander-in-Chiefs.

Dabei war der 45. US-Präsident noch bis nach seinem Amtsantritt vielen Konservativen ein Gräuel. Er hatte bei den Vorwahlen das Establishment brüskiert und Männer wie die Gouverneure Jeb Bush (66) und John Kasich (67) lächerlich gemacht. Er hatte den Vietnam-Kriegshelden John McCain verunglimpft. Und die graue Eminenz der Partei, Mitt Romney (72, Utah), zutiefst beleidigt.

Die Skandale aus Trumps Vergangenheit und sein Hang zum Fluchen hatten die Christlich-Rechte verstört aufhorchen lassen. Wollten sie wirklich einen Playboy, Immobilien-Jongleur und Casino-Bankrotteur im Weißen Haus?

Die Zweifel waren so groß, dass es noch Anfang 2019 Spekulationen gab, ob ein anderer Republikaner den amtierenden Präsidenten bei Vorwahlen herausfordern sollte. So war es 1980, als Senator Ted Kennedy Jimmy Carter herausforderte – und Ronald Reagan der lachende Dritte wurde.

  • Seine Gegner zerfleischen sich

    Trump freut sich über den Zoff der Demokraten

    Die Republikaner stehen geschlossen hinter ihrem Commander-in-Chief. Und was machen die Demokraten? Sie zerfleischen sich gegenseitig.

Doch davon ist längst keine Rede mehr. Trump ist jetzt unumstrittener Republikaner.

Tim Alberto, Chef-Korrespondent des Online-Magazine „Politico“, schildert im frisch erschienenen Buch „American Carnage“ (Amerikanisches Gemetzel), wie die Republikaner ihren Präsidenten Donald Trump lieben lernten. Er berichtet, wie einer nach dem anderen entweder auf Trumps Kurs umgeschwenkt oder auf dem Abstellgleis gelandet ist.

So loyal sind Trumps Republikaner

Trump mahnte nach seiner „Ansprache an die Nation“ im vergangenen Januar die konservativen Senatoren und Abgeordneten: „Sie müssen treu und loyal sein.“ Genau dies scheinen sie zu beherzigen. Beispiele:

▶︎ Madeleine Westerhout (28) war während des Wahlkampfes Mitglied des Nationalen Komitees der Republikaner. Als Trump am 6. November den Kampf um das Weiße Haus gewann, weinte sie und war „untröstlich“.

Ironischerweise hatte Trump sie – auf Drängen der Partei – zu seiner Chef-Assistentin gemacht. Inzwischen hat kaum ein Mitarbeiter im Weißen Haus so viel Macht wie sie. Denn sie kontrolliert, wer ins Oval Office kommt, welche Mails und welche Artikel der Präsident liest. Und sie sagt heute über Trump: „Ich würde fast alles für ihn tun.“ Der New Yorker nennt sie derweil „meine schönste Schöne“.

▶︎Mike Pence (60) galt als der Schattenpräsident der Republikaner. Der Mann, der einspringen sollte, wenn der New Yorker über einen seiner vielen Skandale wie einst Richard Nixon stolpern würde. Was der tiefreligiöse Pence von Trump hielt, macht dies klar: Seine Frau Karen wollte nach dem Auftauchen des „Greif ihnen an die Pussy“-Videos nicht öffentlich mit Trump auftreten.

Heute witzeln Pences alte Freunde laut Alberto darüber, ob Trump seinen Vizepräsidenten erpresst. „Pence Talent zum Stiefellecken – er bekam den Spitznamen ‚der Wackelkopf’ von den Republikanern im Kapitol, weil er unaufhörlich demütig nickt, wenn Trump spricht – war während der Meetings im Weißen Haus am obszönsten“, schreibt der Autor.

  • Trump über Rechtschreibfehler

    „Die Finger sind nicht so gut wie das Hirn“

    US-Präsident Trump hat diverse seiner Unterstützer aus den sozialen Medien zu dem „Social-Media Gipfel“ ins Weiße Haus eingeladen.

▶︎Mick Mulvaney (51), Trumps Interim-Stabschef, war ebenfalls ein vehementer Gegner des New Yorkers, der inzwischen eine 180-Grad-Wende vollzogen hat.

Er hatte im Wahlkampf gesagt: „Wir lassen nicht zu, dass Trump die Bill of Rights zerlegt. Jedes Mal, wenn wir in den vergangenen fünf Jahren aufgestanden sind, um die Machtübergriffe des Präsidenten (Anm. d. Red.: Barack Obama) zu stoppen, wurde uns Rassismus vorgeworfen. Wenn wir dies nun mit einem Republikaner machen, werden die Amerikaner sehen, dass es uns um das Prinzip geht.“

Er meinte damit vor allem die Gewaltenteilung in den USA, die den Aufstieg eines Despoten verhindern soll. Mulvaneys Einstellung heute: „Lasst Trump Trump sein.“

Trumps Gegner wurden gefeuert oder befördert

Tatsächlich hat Trump in den rund ersten zwei Jahren seiner Amtszeit, all diejenigen Republikaner, die sich nicht auf seine Seite geschlagen haben, Zug um Zug beseitigt. So seinen ersten Stabschef Reince Priebus oder den Sprecher des Abgeordneten Hauses Paul Ryan.

Oder er beförderte seine innerparteilichen Gegner. So machte er die Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, zur UN-Botschafterin. Folge: Ihr Stellvertreter Henry McMaster, der zu den ersten Trump-Unterstützern gehörte, wurde Gouverneur.

Gleichzeitig feuerte er jeden in seinem Kabinett, der nicht auf seiner Linie war, und ersetzte sie durch Männer seines Vertrauens. So musste Außenminister Rex Tillerson für Mike Pompeo Platz machen. Pentagon-Chef Jim Mattis wurde durch einen Interims-Verteidigungsminister ersetzt. Der Nationale Sicherheitsberater H.R. McMaster durch John Bolton. Und und und.

„Trump hat für die Republikaner mehr erreicht als irgendeine andere Figur in den vergangenen drei Jahrzehnten“, urteilt der Buchautor. Der US-Präsident sei ein gerissener Zyniker, der die republikanische Basis verstehe, weil er täglich Stunden vor dem TV verbringe. Und er habe aus den Fehlern der konservativen Elite gelernt, die den Kontakt zu ihren Wählern verloren habe.

„Niemand hat ihnen Hoffnung gegeben“, sagte Trump zu Alberto über seine Basis. „Ich habe ihnen Hoffnung gegeben.“ Die Partei-Granden hätten dies Zug um Zug begriffen und gelernt, Trump zu lieben.

Und der fühlt sich offenbar sehr wohl in seiner Haut und ist in bester Wahlkampf-Laune. So soll er nach einer Wahlkampf-Veranstaltung in Missouri in den Himmel geschrien haben: „I f…ing love this job!“ Frei übersetzt: „Verdammt noch mal, ich liebe diesen Job!“

Ein Enthusiasmus, den bislang nicht einer seiner möglichen demokratischen Gegner versprüht.

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