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Politik - 16.12.2018

Weniger „Gelbwesten“ – dafür Nacktprotest

Zusammenstöße in Bordeaux und Nantes

Quelle: BILD / Reuters
1:15 Min.

Diesmal wurde sogar nackt protestiert!

Am fünften Wochenende in Folge kamen zwar weniger Demonstranten zu den Aufmärschen. Dafür ging es beim Protest äußerst freizügig zu.

▶︎ Mehrere Aktivistinnen der Gruppe „Femen“ demonstrierten auf den Champs-Élysées halb nackt als Marianne verkleidet. Sie hatten sich mit silberner Farbe eingesprüht und trugen rote Kapuzen-Pullis. Eine halbe Stunde lang standen sie so stumm den Sicherheitskräften gegenüber.

Marianne ist die Nationalfigur der französischen Republik. Auf Bildern wird sie gewöhnlich mit einer phrygischen Mütze und unbedeckten Brüsten gezeigt.

Wieder Wasserwerfer und Tränengas

Die übrigen mehr als 2000 Demonstranten erschienen angezogen und in gelben Westen auf den Pariser Straßen. Die Proteste fanden an verschiedenen Orten statt.

Auf der Pariser Prachtstraße Champs-Élysées kam es zu Spannungen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten, auch Wasserwerfer und Tränengas wurden eingesetzt.

Vor der Oper Garnier organisierten die „Gelbwesten“ ein Sit-in. Sie knieten auf dem Boden, die Hände hinter dem Kopf – eine Anspielung auf eine Massenfestnahme von Schülern vor mehreren Tagen, die gegen Reformen im Bildungsbereich protestiert und ihre Bildungseinrichtung blockiert hatten.

Es sei eine „schwächere Mobilisierung“ zu beobachten, auch bei den gewaltbereiten Demonstranten, sagte Polizeisprecherin Johanna Primevert dem Fernsehsender BFMTV. Als Zeichen der Entspannung waren der Eiffelturm, der Louvre sowie andere Museen und die Cafés im Zentrum der Stadt am Samstag geöffnet – anders als noch vor einer Woche.

▶︎„Seit dem Anschlag in Straßburg ist es ruhiger geworden“, sagte Loic Bollay, der in einer gelben Weste über die Champs-Élysées marschierte, mit Blick auf die tödliche Attacke auf dem Weihnachtsmarkt im Elsass. „Aber ich denke, am nächsten Samstag und die Samstage darauf wird die Dynamik zurückkommen.“ Die Bewegung werde so lange protestieren, bis die Politik sich um ihre Anliegen kümmere.

Nach dem Terroranschlag von Straßburg am Dienstag hatte die französische Regierung an die „Gelbwesten“ appelliert, an diesem Wochenende nicht zu demonstrieren.

Ausschreitungen in Bordeaux

▶︎ Die Polizei begleitete die Demonstrationen mit sehr vielen Einsatzkräften. Allein in Paris waren 8000 Polizisten, 14 Panzerfahrzeuge und Reiterbrigaden im Einsatz. Landesweit waren nach Angaben des Innenministeriums 69 000 Sicherheitskräfte im Dienst. Nach Angaben der Polizeipräfektur von Paris kam es bis zum Abend zu mindestens 148 Festnahmen. In der Vorwoche wurden zur selben Zeit 335 gezählt.

In Bordeaux kamen laut einem BBC-Bericht etwa 4500 „Gelbwestler“ zusammen, zündeten Pyrotechnik an und setzten Gegenstände in Brand. Ähnliche Szenen gab es demnach in Nantes, wo mehr als 1000 Menschen protestierten. Auch hier setzte die Polizei Tränengas ein.

Im ganzen Land gingen nur etwa halb so viele Demonstranten wie noch vor einer Woche auf die Straße: Die Behörden sprachen von 33 500 Demonstranten, am Samstag vor einer Woche war dagegen von 77 000 Menschen die Rede gewesen. Damals war ein Großaufgebot der Polizei mit Tränengas und Wasserwerfern gegen Demonstranten vorgegangen, die Autos in Brand gesetzt und Geschäfte verwüstet hatten.

Was die „Gelbwesten“ wollen

Die „Gelbwesten“ – benannt nach den Warnwesten im Auto – protestieren bereits das fünfte Wochenende in Folge. Ursprünglich richtete sich ihre Wut gegen die hohen Lebenshaltungskosten und die Reformpolitik der Mitte-Regierung des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron.

Bereits vor einer Woche hatten sich die Sicherheitskräfte in Paris in ähnlichem Umfang gegen Gewalt und Krawalle gewappnet, bei denen Autos in Brand gesetzt, Geschäfte beschädigt und Läden geplündert wurden. Im ganzen Land waren etwa 2000 Menschen festgenommen worden.

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Mittlerweile werden zunehmend Forderungen nach mehr direkter Demokratie in Form eines Bürgerreferendums und nach einem Rücktritt Macrons laut. Macron hatte zu Wochenbeginn als Reaktion auf die Proteste unter anderem eine Erhöhung des Mindestlohns verkündet.

Nach Einschätzung der französischen Regierung haben die anhaltenden Straßenblockaden und Proteste spürbaren Einfluss auf das Wirtschaftswachstum des Landes.

Die französische Nationalbank hat die Wachstumserwartungen für das laufende Quartal von 0,4 auf 0,2 Prozent halbiert.

Seit Beginn ihrer Protestbewegung Mitte November sind mehrere Menschen durch Unfälle an Straßenblockaden der „Gelbwesten“ ums Leben gekommen. Am Freitag fuhr ein Autofahrer in der belgischen Region Erquelinnes in einen Lastwagen, der aufgrund einer Straßensperre auf französischer Seite blockiert wurde. Einen Tag zuvor war ein 23 Jahre alter „Gelbwesten“-Demonstrant im südfranzösischen Avignon von einem Lastwagen erfasst und getötet worden.

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