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Politik - 09.01.2019

So kamen die Ermittler dem Hacker auf die Spur

Quelle: Reuters
1:07 Min.

Es ist eine der spektakulärsten Hacker-Attacken in Deutschland: Ein 20-Jähriger aus Hessen hat gestanden und ist nach einer vorläufigen Festnahme am Sonntag wieder auf freiem Fuß.

Der Fall hält Deutschland seit fünf Tagen in Atem. Am Dienstag haben BKA-Chef Holger Münch und Arne Schönbohm, Chef des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, mit Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erstmals Ermittlungsdetails verraten.

Sie präsentierten spannende Fakten, wie das Bundeskriminalamt und das BSI dem Hacker auf die Spur kamen.

Nach Angaben von Münch hat das BKA den Hacker mit einem Team aus 45 Ermittlern in 48 Stunden identifiziert. Seine Identität stand am Sonntag fest. Der erste Hinweis auf den Datenklau ging am am 3. Januar um 22.40 Uhr aus dem Büro von SPD-Chefin Andrea Nahles ein.

Münch sagte, der mutmaßliche Täter habe nach bisherigen Erkenntnissen keine Schadsoftware benutzt, sondern andere Hacking-Methoden, um Passwörter zu überwinden.

Das sagt die Staatsanwaltschaft

Darum ist der Hacker wieder auf freiem Fuß

Quelle: BILD
3:04 Min.

Chronologie der Ermittlungen

Innenminister Horst Seehofer schilderte die Chronologie der Aufklärung so:

▶︎ Freitag 22.40 Uhr: Der erste Hinweis aus dem Büro von SPD-Chefin Andrea Nahles (SPD) erreicht das Lagezentrum des Bundeskriminalamtes (BKA).

▶︎ Samstag 0.21 Uhr: Das Lagezentrum des BKA leitet erste Hinweise an das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) weiter.

▶︎ 1.22 Uhr: Das BSI beginnt mit einer Ersteinschätzung der Lage. Rund zehn Minuten später werden die ersten Datensätze gesichert.

▶︎ 2.21 Uhr: Die Beamten beim BSI beginnen mit ersten Löschversuchen der Daten.

▶︎ 3.48 Uhr: Alle Cyberabwehrbehörden auf Landesebene werden schriftlich informiert, anschließend weitere Behörden.

▶︎ 6.50 Uhr: Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) wird über die Vorfälle unterrichtet.

▶︎ 9.35 Uhr: Bei Twitter wird der Antrag auf die Löschung der Twitteraccounts „g0d“ und „0rbit“ gestellt.

Der Hacker hatte über das inzwischen gesperrte Twitter-Konto @_0rbit im Dezember zahlreiche persönliche Daten von Politikern und Prominenten als eine Art Adventskalender veröffentlicht. Manche Informationen hatte er auch schon früher ins Netz gestellt. Das wurde allerdings erst in der Nacht zu Freitag öffentlich und somit auch vielen Betroffenen erst bekannt.

▶︎ Um 10.35 Uhr werden die Parteien über den Datenklau ihrer Abgeordneten informiert.

▶︎ Twitter deaktiviert die Accounts am Samstag um 11.03 Uhr.

▶︎ Am Sonntag gelang es dem Bundeskriminalamt durch viele Hinweise aus der Bevölkerung, von Sicherheitsbehörden und durch Vernehmung von Zeugen den 20-Jährigen aus Hessen gegen Mittag zu identifizieren.

▶︎ Am Sonntagabend wurde dann die Wohnung des Tatverdächtigen durchsucht und er wurde festgenommen.

Der spektakuläre Datenklau

Vergangene Woche war eine große Anzahl von persönlichen Daten und Dokumenten im Internet veröffentlicht worden. Betroffen sind rund 1000 in der Öffentlichkeit stehende Personen wie Politiker, Journalisten, Künstler und Mandatsträger. Weit überwiegend handelt es sich dem Innenministerium zufolge bei dem gestohlenen Material um reine Kontaktdaten wie Telefonnummern, Anschriften oder E-Mail-Adressen.

In etwa 50 bis 60 Fällen seien deutlich mehr persönliche Daten veröffentlicht worden. Laut Staatsanwalt Ungefuk seien dies neben Telefonnummern und Anschriften auch Kreditkartendaten, Bildaufnahmen und Kommunikation.

„Rein quantitativ handelt es sich um einen eher kleinen Vorfall“, sagt der Chef des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik Arne Schönbohm und bezieht sich auf den Datenskandal in Marriott-Hotels, bei dem Daten von bis zu 500 Millionen Gästen gestohlen worden sein sollen, „Aufgrund der Zielgruppe ist der Vorfall aber sehr ernst. Deshalb betreuen wir ihn so intensiv.“

Wie geht BILD mit den Daten um?

BILD-Chef Julian Reichelt: „Es geht um enorme Mengen von Daten, die offensichtlich mit der Absicht verbreitet werden, Politiker als angreifbar, korrupt oder unanständig darzustellen. Dennoch gehört zu unserem journalistischen Auftrag, das Material zu sichten und auszuwerten – nicht in Bezug auf moralische Verfehlungen, sondern mit Blick auf mögliche strafbare Handlungen, illegale Absprachen oder Bestechlichkeit. Das ist unsere Pflicht als freies Medium. Dass wir dabei auch höchst private Daten bis zu Familienfotos oder privaten Chats sichten müssen, gefällt uns selbst nicht. Nutzen werden wir solche sensiblen Daten aber in keinem Fall, nicht jetzt und nicht in Zukunft.“

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