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Politik - 16.01.2019

Selbst schuld! Briten müssen ihr Brexit-Chaos aufräumen

Wie oft nach verheerenden Niederlagen werden Legenden gestrickt, um vom eigenen Versagen abzulenken. Bei der zu erwartenden Abstimmungs-Klatsche für Theresa May begann das schon Wochen vorher.

Die EU sei (wie immer) an allem schuld, weil sie so unnachgiebig verhandelt habe, hieß es bei glühenden Brexit-Befürwortern. Und dann auch noch der unbefristete „Backstop“ (Sicherungssystem für die nordirische Grenze) im Austrittsvertrag. Unmöglich, nicht annehmbar! Entsprechend wurde der EU-May-Vertrag im britischen Parlament geschreddert.

Ohne eine Idee zu haben, was denn jetzt folgen soll – wenn es denn jemals eine gab, außer dem prinzipiellen „Raus aus der EU“. Von Anfang agierte die britische Politik so planlos und zuweilen beleidigt, als hätte die EU sie vor die Tür gesetzt und nicht umgekehrt.

  • Live-Ticker zum Brexit-Chaos

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  • Debatte um abgeschmetterten May-Plan

    Gebt den Briten ihren Brexit, ihr EU-Paragraphenreiter!

    Nun werden Stimmen laut, hart zu bleiben gegenüber Großbritannien. Unverantwortlich! Das ist kein Land, das man einfach vom Hof jagt!

Dabei hat die EU schnell die roten Linien klargemacht – kein Binnenmarkt ohne Personenfreizügigkeit, keine harte Grenze auf der irischen Insel (soll heißen: nach einem Brexit gehört Irland weiter zur EU, Nord-Irland jedoch nicht). Was kam aus der englischen Politik? Nichts.

In ihrer Arroganz glaubten die Pro-Brexit-Eliten, dass sie die 27 EU-Mitgliedstaaten dank jahrhundertealter diplomatischer Künste so bearbeiten können, dass sich Großbritannien das Beste aus beiden Welten sichern kann. Grenzen dicht und endlich wieder selbstbestimmt global handeln. Als ob die EU schon jemals ein Mitgliedsland daran gehindert hat, in der Welt erfolgreich zu sein.

Nun ist das Gegenteil passiert. Die EU ist vereint wie seit Jahren nicht. In England finden sich Mehrheiten GEGEN etwas sehr schnell, Mehrheiten FÜR etwas scheinen unmöglich. Das Land ist zerrissen.

  • Brexit-Desaster

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Die Schuld an diesem Drama liegt allein bei der britischen Politik, insbesondere den konservativen Tories. Angefangen bei Ex-Premier David Cameron und seiner innenpolitisch motivierten EU-Volksabstimmung, über Populisten wie Brexit-Macher Boris Johnson, der für seine Karriere wohl auch seine Großmutter verkaufen würde, bis hin zu Teilen der britischen Elite, die sich nach einer verklärten Britischen-Empire-Zeit zurücksehnen, die es in dieser globalisierten Welt gar nicht mehr geben kann.

Ja, es tut weh, dieses Brexit-Chaos mitanzusehen. Es ist eine Tragödie, die jede Häme verbietet. Aber die EU ist so weit gegangen, wie sie gehen konnte, ohne sich selbst aufzugeben.

Vielleicht wachen unsere englischen Freunde irgendwann wieder auf und erkennen, dass doch nicht alles so schlecht war und es leichter ist, das Schlechte gemeinsam zu verbessern. Bis dahin müssen sie das angerichtete Chaos selbst aufräumen. Und so wie es bei den verbliebenen Optionen aussieht, wird das eine bittere Zeit werden.

Nur eines sollten wir jetzt schon versprechen. Es werden in Europa immer offene Arme auf euch Engländer warten.

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