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Politik - 15.01.2019

Seine Frau hatte keine Chance, sich zu verabschieden

Polen trauert um Pawel Adamowicz (53), den getöteten Bürgermeister von Danzig (polnisch: Gdansk). Am schlimmsten trifft es seine Frau Magdalena und ihre Töchter Antonina (geb. 2003) und Teresa (geb. 2010). Mit Magdalena war Adamowicz seit 1999 verheiratet – im selben Jahr eroberte er auch erstmals das Rathaus.

Adamowicz war am Sonntagabend bei einer Benefizveranstaltung auf der Bühne niedergestochen worden. Er starb an seinen schweren Verletzungen, bevor seine Frau es zu ihm ins Krankenhaus schaffte.

▶︎ Sie hielt sich in England auf, berichtet die Onlineseite von „Wiadomości“, einer der wichtigsten Nachrichtensendungen des regierungsnahen Senders TVP. Laut Regierungssprecherin Joanna Kopcińska wurde nach dem Attentat ein Flugzeug nach London geschickt, um die Ehefrau schnell ins Krankenhaus zu holen – doch so lange hielt ihr Mann nicht mehr durch.

Helfer hatten den Bürgermeister nach dem Attentat zunächst wiederbeleben können. Im Universitätsklinikum Danzig wurde er mit Verletzungen an Herz, Zwerchfell und Bauch fünf Stunden lang operiert, berichtet die Zeitung „Gazeta Wyborcza“. Adamowicz erhielt 41 Bluttransfusionen, verlor aber den Kampf um sein Leben.

Gegen den Täter wird wegen des Vorwurfs des Mordes ermittelt – laut Staatsanwaltschaft war die Klinge der Tatwaffe 15 Zentimeter lang.

Das Entsetzen in Polen über die Tat ist parteiübergreifend. „Feindseligkeit und Gewalt haben dieses tragisches Ergebnis und den Schmerz gebracht, wir dürfen das nicht akzeptieren“, twitterte Polens Staatspräsident Andrzej Duda. „Ich schließe mich der Trauer an und bitte Gott um Unterstützung für die Familie.“

„Der Mord an Stadtpräsident Pawel Adamowicz ist eine große Tragödie für uns alle, die große Trauer auslöst. Die tiefsten Sympathien der verzweifelten Familie. Frieden sei seiner Seele“, twitterte Premierminister Mateusz Morawiecki.

„Leb wohl, Freund“, schrieb EU-Ratspräsident Donald Tusk, ehemals polnischer Premierminister (bis 2014), auf Twitter: „Wir werden Sie nie vergessen. Auf Wiedersehen, Freund.“

Nach Messerattacke

Danzigs Bürgermeister gestorben

Quelle: Reuters
0:49 Min.

Auch Polens „heimlicher Herrscher“, Jarosław Kaczyński meldete sich umgehend: „Nach dem tragischen Tod infolge eines kriminellen Angriffs auf den Präsidenten von Gdansk, Herrn Paweł Adamowicz, drücke ich große Schmerzen aus. Ich bin solidarisch mit seiner Familie und drücke mein tiefes Bedauern über den Tod aus“, ließ der PiS-Politiker über seine Sprecherin verlauten.

Adamowicz war einer der führenden Kritiker der regierenden PiS-Partei (Recht und Gerechtigkeit) und in Danzig (die auch seine Geburtsstadt war) überaus beliebt.

Die Tat löste in Polen eine politische Debatte über Hassreden aus. Der dauernde heftige Streit zwischen Opposition und PiS könne zur Eskalation der Gewalt beigetragen haben, sagen Kritiker. Politiker aller Lager mahnten die Bürger außerdem zur Ruhe in der öffentlichen Debatte und forderten dazu auf, auch mit ihren Worten nicht weiter Hass und Gewalt zu schüren.

Bei dem Angreifer soll es sich um Stefan W. (27) handeln. Er soll wegen mehrerer Banküberfälle eine fünfjährige Haftstrafe abgesessen haben und erst seit kurzer Zeit auf freiem Fuß sein. Zutritt zu der Benefizveranstaltung verschaffte er sich angeblich mithilfe einer Medien-Akkreditierung.

„Deshalb stirbt Adamowicz!“, brüllte der Mann, der im Gefängnis zunehmend unter psychischen Problemen gelitten haben soll.

Augenzeugen zufolge stürmte der Täter bei einer Benefizveranstaltung kurz vor 20 Uhr auf die Bühne. Er riss ein Mikrofon an sich und rief, er sei von der früheren Regierung der Zivilen Plattform (PO) ins Gefängnis gebracht worden. Nach der Attacke posierte er triumphierend auf der Bühne, bevor Sicherheitsleute ihn überwältigten.

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