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Politik - 10.05.2019

Neue Berichte über Horror-Martyrium an Homosexuellen

+++ Opfer berichten über Elektroschocks und Vergewaltigungen mit Stöcken +++

Der Horror gegen Homosexuelle in Tschetschenien hört nicht auf. Wie die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch am Mittwoch berichtete, hat die Polizei in der autonomen russischen Republik erneut Männer, die sie für schwul oder bisexuell hielten, festgenommen und brutal gefoltert. Die Organisation konnte vier Männer nach ihrer Flucht aus dem Land interviewen.

Die vier aus Tschetschenien geflohenen schwulen Männer sollen von der Polizei geschlagen und mit Elektroschocks gefoltert worden sein. Während der Tortur wurden sie an den Beinen aufgehängt, berichtet Human Rights Watch. Bereits 2017 berichteten Aktivisten über 100 schwule Männer, die in der konservativen, überwiegend muslimischen Region festgenommen und gefoltert, einige sogar getötet wurden.

Kein Essen, kaum Wasser

Die Männer, die zwischen Dezember 2018 und Februar 2019 für drei bis 20 Tage auf dem Gelände der „Abteilung für innere Angelegenheiten“ in Grozny eingesperrt wurden, berichten, dass ihnen während ihres Martyriums das Essen verweigert wurde und sie nur eingeschränkten Zugang zu Wasser gehabt hätten. Die Polizisten sollen mit Stiefeln auf sie eingetreten haben. Außerdem wurden sie mit Stöcken und harten Kunststoffrohren gefoltert. Drei der vier Männer sollen mit Elektroschocks gequält worden sein.

„Frauenarbeiten zur Demütigung“

Die Beamten rasierten den Männern ihre Bärte und Haare ab oder zwangen die Inhaftierten, sich gegenseitig die Köpfe zu rasieren. Dabei wurden die Männer immer wieder homophob beleidigt und gezwungen, sich vor allen anderen auszuziehen, einer der Männer berichtet von Vergewaltigungen mit Stöcken. Mehrere der mutmaßlichen schwulen Häftlinge mussten laut dem Bericht „Frauenarbeiten zur Demütigung“ verrichten. Dazu wurden sie gezwungen, Toiletten mit den Händen zu reinigen und den Fußboden und die Türen entlang des Korridors zu putzen, um „ihnen und den anderen Häftlingen klarzumachen“, dass Schwule nur „Frauenarbeit“ verrichten könnten.

Die vier Männer erklärten, die Polizei hätte mit den Foltermethoden versucht, andere schwule Männer aus ihren Freundeskreisen zu identifizieren. Dazu wurden ihnen ihre Handys weggenommen, die Polizisten zeigten ihnen dann Fotos der angeblich verdächtigten Personen. 

Ein Mann berichtet, die Polizei habe ihn zwangsgeoutet und zu seiner Familie zurückgebracht. Die Familienmitglieder sollen indirekt ermutigt worden sein, ihn umzubringen, erzählt er. In mindestens drei Fällen forderte die Polizei hohe Geldsummen für die Freilassung der Männer.

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„Beweislage bleibt schwierig“

In Zusammenarbeit mit dem US-Sender HBO hat das „VICE Magazin“ bereits 2017 eine Video-Reportage über die Verfolgung schwuler Männer in Tschetschenien veröffentlicht, die die Berichte beweisen sollen. Trotzdem: „Die Beweislage bleibt schwierig“, erklärt eine Sprecherin des russischen LGBT-Netzwerks, das sich für die Evakuierung der Opfer einsetzt.

Allerdings: Die Berichte der Männer stimmen mit dem am 29. Januar bei den russischen Ermittlungsbehörden eingereichten Verbrechensbericht überein. Darin hieß es, dass 14 Männer in der Hauptstadt Tschetscheniens zusammengetrieben und misshandelt wurden. Schon im Januar deutete alles darauf hin, dass der tatsächliche Umfang der Inhaftierungen viel größer war, als bislang angenommen.

Das Russian LGBT Network, das die Lage in Tschetschenien seit 2017 überwacht, berichtet, dass zwischen Dezember und April mindestens 23 Männer wegen ihrer mutmaßlichen Homosexualität festgenommen wurden, davon „mindestens 18 in der Hauptstadt Grozny“.

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Bislang keine gründliche und unparteiische Untersuchung

Es gäbe bislang „keine bekannten Beweise für eine Bestrafung durch die tschetschenische Führung“, kritisiert Human Rights Watch. Alvi Karimov, ein Sprecher des Präsidenten Ramzan Kadyrow, erklärte im Januar gegenüber Interfax: „Dies ist eine absolute Lüge. In der Tschetschenischen Republik gab es in den angegebenen Zeiträumen keine Inhaftierungen aus Gründen der sexuellen Orientierung.“

Am 18. März unterzeichneten 30 Länder eine gemeinsame Erklärung des UNHRC, in der sie ihre tiefe Besorgnis über die Verfolgung von LGBT-Personen in Tschetschenien zum Ausdruck brachten und eine gründliche und unparteiische Untersuchung forderten (BILD berichtete). Auch Human Rights Watch glaubt, die Misshandlungen seien bis heute nicht ausreichend untersucht worden. Die „absolute Straflosigkeit“ bei dem homosexuellenfeindlichen Vorgehen ermutige die Täter weiterhin, erklärte Tanya Lokshina, stellvertretende Direktorin für Europa und Zentralasien bei HRW.

Der Regierung in Tschetschenien werden Verstöße gegen die allgemeinen Menschenrechte vorgeworfen: Darunter viele Andersdenkende – nicht nur Homosexuelle.

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