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Politik - 20.01.2019

Natürlich geht mehr Gerechtigkeit

Verdi fordert für die Beschäftigten im Sicherheitsbereich der Flughäfen 20 Euro Stundenlohn.

Sicher gönnt jeder diesen Menschen am Scanner mehr Gehalt. Schließlich müssen sie den ganzen Tag immer die gleichen Sätze sagen („Nein, wirklich keine Getränke“, „Ja, wirklich nur 100 Milliliter Shampoo“), sich mit arroganten Vielfliegern („In London geht das immer viel schneller“) und überdreht-witzigen Touristen („Helga, hast du die Bombe rausgenommen? Haha“) herumschlagen.

Und: Sie sollen trotzdem immer 100-prozentig aufmerksam sein.

Wenn sie etwas übersehen, können Tausende sterben. Dafür sind 20 Euro die Stunde wohl nicht zu viel.

Trotzdem schmeckt das ungerecht: Keine Ausbildung – und trotzdem mehr verdienen als ein Polizist, ein Erzieher, ein Altenpfleger?

Wenn das so kommt, dann leben wir in einer Gesellschaft, in der uns das Scannen von Koffern mehr wert ist als die Erziehung unserer Kinder, mehr wert ist als die Pflege unserer Alten.

Dann leben wir in einer Gesellschaft, in der wir von Streiks für den reibungslosen Abflug am Airport mehr beeindruckt sind als von Streiks für Menschen, die unsere Eltern und Großeltern (und irgendwann uns selbst) pflegen.

Sicher werden diese Berufe nie die sein, in denen man richtig gut verdient.

Aber: Die Regierung könnte wenigstens dafür sorgen, dass Menschen in der Pflege deutlich mehr netto in der Tasche haben, als wenn sie Hartz IV beziehen würden. Ein Langzeitarbeitsloser kostet den Staat bis zu 1200 Euro im Monat. Und der Arbeitsminister findet, wer Hartz IV bekommt, dem darf nie damit gedroht werden, dass er seine vom Staat bezahlte Wohnung verliert, wenn er Arbeit ablehnt. Über so viel Schutz würde sich jede Pflegerin freuen, bei der es gerade so für die Miete reicht.

Ich finde: Wir brauchen dringend kreative Lösungen, wie wir Menschen gerechter behandeln, die unsere Gesellschaft zusammenhalten. Und wenn das nicht mit mehr Geld geht, dann eben mit anderen Formen der Anerkennung: Super-Mini-Steuersatz, Zuschüsse zu Miete, Krankenkasse, Pflegeversicherung – was auch immer.

Es sagt keiner, dass solche Lösungen einfach sind. Schwieriger als Menschen in ein würdevolles Ende zu pflegen, ist es aber garantiert auch nicht. Man müsste nur Wollen wollen.

Die aktuelle Berichterstattung zum Thema finden Sie hier.

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