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Politik - 16.03.2019

Kann der Brexit wirklich SO schlimm werden?

Der mögliche harte Brexit lässt nicht nur die Briten zittern!

Auch die EU-Wirtschaft bereitet sich auf das Schreckens-Szenario eines ungeregelten Austritts Großbritanniens vor. Was droht? Die Schließung ganzer Produktionsanlagen, Verlagerungen aufs Festland, Streichung von Jobs und Preiserhöhungen.

▶︎ Laut einer Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle sind in Deutschland bis zu 100 000 Jobs in Gefahr. Wegen der engen Verflechtung mit den Briten wären wir am meisten vom No-Deal-Brexit betroffen, vor China, Frankreich, Polen und Italien.

Ein Beispiel: die Mini von BMW. Schon jetzt werden nur 60 Prozent der kleinen Flitzer auf der Insel gefertigt. „Im Falle eines harten Brexits wären die alle kein EU-Produkt mehr, könnten also nicht mehr von EU-Handelsabkommen und Zollerleichterungen mit Japan, Kanada, Südkorea oder anderen Staaten profitieren“, so eine BMW-Sprecherin.

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    Weil die Briten jetzt noch ein bisschen länger bleiben wollen, droht die EU, endgültig vom Brexit-Schlamassel angesteckt zu werden.

Im Mini-Werk in Oxford wurden die Sommerferien für die 8500 Beschäftigten vorsorglich auf April, also direkt nach dem Brexit-Termin, vorverlegt. Doch nicht nur die britischen Mini-Standorte sind bedroht: Auch innerhalb der EU könnte eine Streichung von Privilegien aus diversen EU-Handelsabkommen drohen – falls ein EU-Produkt zu mehr als 50 Prozent aus Einzelteilen besteht, die NICHT aus EU-Staaten stammen. Das könnte nach dem Austritt der Briten schnell passieren.

BMW und andere Hersteller durchforsten nun sämtliche Zulieferer (und deren Zulieferer), um auszurechnen, wie britisch und wie europäisch die in Holland produzierten Minis noch sind bzw. nach einem Brexit sein werden. Denn ein erheblicher Anteil der BMW-Minis wird bereits im niederländischen Born bei Maastricht gefertigt – mit Motoren aus München, Steyr (Österreich) und dem britischen Oxford.

Und nicht nur BMW, sondern die gesamte Autobranche zittert und wappnet sich gegen die Folgen eines chaotischen Brexits.

Der Weltkonzern Honda kündigte die Schließung seines einzigen Werks in Großbritannien an, streicht damit 3500 Stellen. Nissan zog erst die Produktion seines SUV X-trail aus dem britischen Sunderland ab, verkündete schließlich auch den Rückzeug der Edelmarke Infiniti von der britischen Insel. Toyota unternimmt erst mal nichts, ist aber nervös.

Größtes Problem der Autobauer: Ihre Fertigung in der EU hängt an engstens getakteten Lieferketten, die innerhalb der EU (und bis auf die Insel) Ersatzteile, Motoren, Getriebe in die Werke liefern.

Nach Hochrechnungen britischer Autohersteller bringen mehr als 1100 Lastwagen jeden Tag Bauteile aus der EU auf die Insel – bislang ohne Kontrollen. Eine Kurbelwelle, die im Mini-Werk in Oxford eingebaut wird, hat in der Regel bereits vier Mal den Ärmelkanal überquert, bevor das Auto vom Band läuft. Verzögerungen in dieser „Just-in-time“-Taktung haben dramatische Folgen: Hängt auch nur ein Teil im Zoll zwischen Dover und Calais fest, stört das den gesamten Produktionsablauf – EU-weit!

Die britische Regierung hat zwar vorgesorgt – erwartet aber offenbar ein Chaos an den Grenzen und Fährhäfen. Auf mehr als 16 Kilometer Länge werden derzeit Lkw-Wartespuren vor dem Hafen in Dover ausgebaut. BMW überlegt sich darum schon eine Luftbrücke von Bayern nach Großbritannien.

Die Regierung hat sogar Kühlschiffe angemietet, um die Versorgung der Briten mit Frischwaren zu gewährleisten. Pharmakonzerne haben riesige Lager für Medikamente angelegt. Der deutsche Bun­des­ver­band der Arz­nei­mit­tel­her­stel­ler warnt: Im Falle eines har­ten Br­e­xits könne es auch in Deutsch­land „zu zeit­wei­li­gen Eng­päs­sen in der Arz­nei­mit­tel­ver­sor­gung“ kom­men.

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