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Politik - 21.06.2019

Iran präsentiertDrohnen-Wrack

Drohnen-Krise spitzt sich dramatisch zu +++ USA hatten auf Abschuss reagiert, Trump blies Militärschlag aber wieder ab +++ US-Präsident soll Iran auch vorgewarnt haben, inklusive Gesprächsangebot +++ Ölpreis schießt in die Höhe +++US-Luftfahrtbehörde verhängt Flugverbot

Wo wurde die 130 Millionen Dollar teure US-Drohne abgeschossen? Im iranischen oder in internationalem Luftraum? Die USA hatten ihren Gegenschlag gegen den Iran schon gestartet, als US-Präsident Trump ihn in letzter Sekunde abblies.

Jetzt zeigt das iranische Staatsfernsehen Wrackteile, die von der abgeschossenen US-Aufklärungsdrohne stammen sollen.

Ein General der Revolutionsgarden sagte dazu, die Wrackteile seien im Meer innerhalb der iranischen Hoheitsgewässer geborgen worden. Andere Teile des Wracks seien gesunken. Der Iran betont, die Drohne sei abgeschossen worden, weil sie an der Straße von Hormus den iranischen Luftraum verletzt habe – die USA betonen dagegen, dass die iranischen Revolutionsgarden das unbemannte Fluggerät im internationalen Luftraum abgeschossen hätten – womit der Abschuss klar die internationalen Regeln verletzen würde.

Beide Seiten veröffentlichten angebliche Koordinaten des Abschussortes.

Brisant: Ein General der iranischen Revolutionsgarden sagte am Freitag außerdem, nahe der abgeschossenen Drohne sei noch ein bemannter Seefernaufklärer gewesen – die Iraner hätten aber entschieden, sie zu verschonen.

Trump-Rückzieher in letzter Sekunde

Die Reaktion der USA: Nach einem Bericht der „New York Times“ hatte Trump zunächst Luftschläge gegen den Iran freigegeben, diese dann aber in der Nacht zum Freitag abrupt gestoppt. Die Flugzeuge waren schon in der Luft, die Schiffe in Position – dann sei alles wieder abgeblasen worden, so der Bericht. Schüsse seien bis dahin noch nicht gefallen.

Nach Drohnen-Abschuss

Trump befiehlt Angriff gegen Iran – und bläst ihn wieder ab

Quelle: Reuters
1:38 Min.

Weder das Weiße Haus noch das Pentagon wollten die Angriffspläne in der „New York Times“ kommentieren. Es habe aber keine Bemühungen gegeben, die Veröffentlichung des Artikels zurückzuhalten, hieß es.

  • Trumps Mini-Entlastung für Iran

    „Ich kann kaum glauben, dass das Absicht war“

    Nach dem Abschuss einer US-Drohne durch den Iran hat Trump Vorwürfe gegen die Führung in Teheran erhoben – und dann relativiert.

Davor hatte Trump im Laufe des Tages auf die Frage von Reportern, ob mit einer Vergeltung gegen Iran zu rechnen sei, mit „Sie werden es bald herausfinden“ geantwortet.

Hat Trump den Iran vorgewarnt?

Inzwischen meldet Reuters, der Iran hat nach Angaben aus Regierungskreisen in der Nacht zu Freitag via Oman eine Vorwarnung der USA über einen bevorstehenden Angriff erhalten. Trump habe mitgeteilt, er wolle keinen Krieg sondern Gespräche, wie Reuters von einem Insider in Teheran erfahren hat. Dafür habe Trump der Islamischen Republik eine kurze Frist gesetzt. Die iranische Regierung habe ebenfalls via Oman unmittelbar geantwortet und erklärt, es obliege dem geistlichen und staatlichen Oberhaupt des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, eine Entscheidung zu treffen.

Ein zweiter Insider sagte Reuters, der Iran habe dem Vertreter des Omans gegenüber dargelegt, die Position Chameneis sei, dass er jede Art von Gesprächen mit den USA ablehne. Trumps Botschaft werde ihm aber übermittelt, damit er eine Entscheidung treffen könne. Dem Vertreter Omans sei auch mitgeteilt worden, dass jeder Angriff auf den Iran regionale und internationale Konsequenzen nach sich ziehen würde.

Der iranische Sicherheitsrat dementierte die Berichte über die Warnung später.

US-Luftfahrtbehörde verhängt Flugverbot

Wie ernst die Lage ist, zeigt auch das Flugverbot für in den USA registrierte Flugzeuge über dem Persischen Golf und dem Golf von Oman, das von der US-Luftfahrtbehörde verhängt wurde. Flüge in der von Teheran verantworteten Flugzone seien bis auf Weiteres nicht mehr erlaubt, teilte die FAA via Twitter mit. Erhöhte Militär-Aktivitäten und zunehmende politische Spannungen könnten kommerzielle Flugzeuge einem Risiko aussetzen.

Lufthansa umfliegt Straße von Hormus

Die Lufthansa umfliegt wegen der steigenden Spannungen die Straße von Hormus. Die Änderung der Flugrouten in dem Gebiet gelte bereits seit Donnerstag, sagte ein Sprecher der Airline am Freitag. Der Bereich, den die Maschinen der Lufthansa meiden sollen, sei nun erweitert worden, fügte er hinzu. Von den Änderungen sei aber nicht der gesamte Iran betroffen. Lufthansa fliege die Hauptstadt Teheran weiter an.

Zahlreiche Fluggesellschaften hatte angekündigt, als Konsequenz aus dem Konflikt zwischen Iran und den USA den Luftraum über der Straße von Hormus und dem Golf von Oman bis auf Weiteres nicht mehr zu überfliegen.

Der Drohnen-Abschuss vom Donnerstag

Mit dem Abschuss einer US-Aufklärungsdrohne durch den Iran war der Konflikt zwischen Washington und Teheran zuvor gefährlich eskaliert. Wert der Drohne: 130 Millionen US-Dollar.

Nach Angaben des US-Zentralkommandos Centcom, das die Truppen im Nahen Osten führt, wurde die Drohne vom Typ „RQ-4A Global Hawk“ in der Nacht zu Donnerstag über der Straße von Hormus von einer iranischen Boden-Luft-Rakete abgeschossen.

US-Präsident Donald Trump hatte am Donnerstag mit unterschiedlichen Aussagen zur Iran-Krise für Verwirrung gesorgt.

Per Twitter hatte Trump den Konflikt zunächst angeheizt: „Sie haben einen sehr schweren Fehler gemacht.“ Es sei „wissenschaftlich dokumentiert“, dass die Drohne in internationalem Luftraum geflogen sei.

Dann ruderte der US-Präsident zurück. „Ich denke, der Iran hat wahrscheinlich einen Fehler gemacht. Ich denke, es war ein General oder irgendjemand, der einen Fehler mit dem Abschuss der Drohne gemacht hat“, sagte er vor Reportern.

Iran made a very big mistake!

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) June 20, 2019

  • Nahost-Krise

    Iraner schießen US-Drohne ab!

    Die Spannungen zwischen Teheran und Washington verschärfen sich. Laut iranischen Medien wurde nun eine US-Drohne abgeschossen.

Trump hatte am Donnerstag Spitzenvertreter des Parlaments beider Parteien ins Weiße Haus eingeladen, um sie über die Situation zu unterrichten.

Der republikanische Senator Lindsey Graham hatte zuvor erklärt, die Gefahr einer militärischen Auseinandersetzung mit dem Iran sei deutlich gestiegen.

  • Angriff auf Öltanker

    Warum ist die Straße von Hormus für die Welt so wichtig?

    Der Angriff auf zwei Tanker im Golf von Oman zeigt: Die Straße von Hormus ist als Schifffahrtsweg für Öltransporter extrem wichtig.

Auf die Frage nach einer militärischen Konfrontation sagte Graham: „Wir sind heute viel näher dran als gestern, und nur Gott weiß, was morgen bringt.“ Der Fraktionschef der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, sagte nach dem Treffen: „Der Präsident mag einen Krieg mit dem Iran nicht beabsichtigen, aber wir sind besorgt, dass er und seine Administration in einen Krieg hineinrutschen könnten.“

Spannungen in der Straße von Hormus

Die Straße von Hormus ist eine der wichtigsten Seestraßen überhaupt. Sie verbindet die ölreiche Golfregion mit dem offenen Meer.

Über die Strecke läuft ein großer Teil des weltweiten Öltransports per Schiff.

Erst vergangene Woche hatten Angriffe auf zwei Öltanker in der Region die Spannungen zwischen den USA und dem Iran erheblich angeheizt.

Zum Kontext der jüngsten Spannungen gehört auch, dass die USA aus dem gemeinsamen Atomabkommen mit dem Iran vor rund einem Jahr einseitig ausgestiegen. Die übrigen Parteien des Abkommens, neben dem Iran die EU, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, China und Russland – sind weiterhin dabei, auch wenn sie Schwächen des Abkommens einräumen: Er hatte die aggressive Expansion des Iran in der Region eher gefördert als gestoppt, und dem ballistischen Raketenprogramm der Islamischen Republik keinen Riegel vorgeschoben.

Ölpreis schießt in die Höhe

Die Zuspitzung des Konfliktes zwischen den USA und dem Iran hat die Ölpreise am Donnerstag auf einen Höhenflug geschickt.

Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 64,61 US-Dollar. Das waren 2,79 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg bis zum späten Nachmittag um 3,22 Dollar auf 56,98 Dollar.

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