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Politik - 17.12.2018

»Euch gehen Entschuldigungen aus, uns die Zeit!

Quelle: United Nations
2:20 Min.

Zwei Wochen lang saßen sie zusammen – heraus kam nicht wirklich viel. Aber das wurde gefeiert, als hätte jeder einzelne Teilnehmer des Klimagipfels im polnischen Katowice persönlich jedem Kohlekraftwerk der Welt den Stecker gezogen und damit das Klima gerettet.

„Die Weltgemeinschaft hat jetzt das zweite Mal Ja zu Paris gesagt“, sagte Deutschlands Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) nach der Abschlusserklärung freudig erregt dem ZDF. Ja zu Paris – damit meint sie das Klimaschutzabkommen vom 12. Dezember 2015, aus dem die USA angekündigt haben auszusteigen.

▶︎ Auch vor drei Jahren wurde in diesem Abkommen schon das Ziel festgehalten, die Erderwärmung deutlich auf unter zwei Grad zu begrenzen – wie jetzt wieder in Katowice. Der Pferdefuß daran: Sanktionen gibt es nicht.

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Quelle: Reuters
1:31 Min.

Und während wir in Deutschland diesen Zielen kilometerweit hinterherhinken und ernsthaft wochenlang darüber debattierten, ob der Hambacher Forst für einen weiteren Braunkohle-Tagebau gerodet werden muss, sagt eine 15-Jährige das, was kein Politiker mehr hinkriegt: die Wahrheit.

Gekleidet in eine simple Karobluse, leicht verwuschelte Haare, die sie in zwei langen geflochtenen Zöpfen über ihren Schultern trägt, demaskiert sie in wenigen Sätzen das Zwei-Wochen-Palaver von Katowice.

„Ihr seid nicht einmal erwachsen genug,
die Wahrheit zu sagen“

„Mein Name ist Greta Thunberg. Ich bin 15 Jahre alt und komme aus Schweden. Ich spreche im Namen der Initiative „Climate Justice Now“. Viele Menschen sagen, dass Schweden nur ein kleines Land ist, und dass es egal ist, was wir tun. Aber ich habe gelernt, dass man nie zu klein dafür ist, einen Unterschied zu machen.

Wenn ein paar Kinder auf der ganzen Welt Schlagzeilen machen können, weil sie einfach nicht zur Schule gehen, dann stellt euch vor, was wir gemeinsam erreichen könnten, wenn wir es wirklich wollen würden. Aber um das zu tun, müssen wir klar sprechen. Ganz egal, wie unangenehm das sein mag.

Ihr sprecht nur von grünem, ewigen Wirtschaftswachstum, weil ihr zu viel Angst habt, euch unbeliebt zu machen. Ihr sprecht nur darüber, mit den immer gleichen schlechten Ideen weiterzumachen, die uns in diese Krise geführt haben. Und das, obwohl die einzige vernünftige Entscheidung wäre, die Notbremse zu ziehen.

Ihr seid nicht einmal erwachsen genug, die Wahrheit zu sagen. Sogar diese Bürde überlasst ihr uns Kindern. Aber mir ist es egal, ob ich beliebt bin. Ich will Gerechtigkeit in der Klimafrage und einen Planeten, auf dem wir leben können. (…)

Ihr sagt, dass ihr eure Kinder über alles liebt. Und trotzdem stehlt ihr ihnen ihre Zukunft, direkt vor ihren Augen. (…) Wir sind nicht hierher gekommen, um die Spitzenpolitiker der Welt anzubetteln. Ihr habt uns in der Vergangenheit ignoriert. Und ihr werdet uns wieder ignorieren.

Euch gehen die Entschuldigungen aus. Und uns geht die Zeit aus. Wir sind hierher gekommen, um euch wissen zu lassen, dass Veränderung kommen wird. Ob es euch gefällt oder nicht. Die echte Macht liegt bei den Menschen. Danke.“

Greta Thunberg ist spätestens jetzt weltbekannt und die wichtigste und ehrlichste Anwältin der Umwelt beim Gipfel in Katowice. Seit dem 20. August streikte sie jeden Tag bis zur schwedischen Parlamentswahl im September vor dem Parlament in Stockholm. Wie sie die Schulpflicht umging, die auch in Schweden herrscht? Mit dieser einfachen und logischen Begründung: „Wir Kinder tun oft nicht das, was ihr Erwachsenen von uns verlangt. Aber wir ahmen euch nach. Und weil ihr Erwachsenen euch nicht für meine Zukunft interessiert, werde ich eure Regeln nicht beachten.“

Nach der Wahl begann sie, einen Tag in der Woche zu streiken – und sie ist längst nicht mehr allein. Selbst bis nach Australien reicht die Welle mittlerweile, und für eine Beschwerde des dortigen Premierministers Scott Morrison: Die Kinder sollten zur Schule gehen und weniger Aktivismus an den Tag legen, meinte er.

Doch Greta Thunberg antworte trocken via Twitter: „Sorry Mr Morrison. Können wir nicht erfüllen.“

Greta Thunberg wird sich so schnell von niemanden ihren Mund verbieten lassen …

Sorry mr @ScottMorrisonMP . We are unable to comply.#ClimateStrike #FridaysForFuture #SchoolStrike #KlimatStrejk https://t.co/B6kSUkG6es

— Greta Thunberg (@GretaThunberg) November 26, 2018

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