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Politik - 16.03.2019

Die Welt trauert nichtum Muslime

Wir haben in den vergangenen Jahren viele grauenhafte Terroranschläge erlebt: in der westlichen Welt und vor allem in der Dritten Welt. Jeder Angriff erschütterte die friedliebende Mehrheit weltweit – unabhängig von Rasse, Religion oder sozialem Status.

Wir haben uns um die Opfer gekümmert und die Handlungen der Terroristen verurteilt.

Ja, Angriffe in der westlichen Welt hatten mehr Aufmerksamkeit als ähnliche Angriffe in der Dritten Welt oder islamischen Ländern – diese Gräueltaten hatten mehr Berichterstattung in den Medien, wurden stärker von Politikern diskutiert und lösten eine verstärkte Reaktion der Bevölkerung aus – vor allem über Social Media;

Ich erklärte mir den Unterschied in der Wirkung mit besseren Medien, mehr Internetzugang in der westlichen Welt und der Tatsache, dass viele aufgrund der Kriege und den Anschlägen in islamischen Ländern abgestumpft sind.

▶︎ Aber der schreckliche Angriff in Neuseeland hat meine Argumentation zerstört.

Ich lag falsch: Wir – das Volk – unabhängig von unserer Rasse, Religion oder unserem sozialen Status trauern nicht gleichermaßen mit allen Opfern ähnlicher Anschläge, wir verurteilen nicht alle Terroristen auf die gleiche Weise, die Medien decken das Massaker nicht gleich ab – und unsere Politiker unternehmen nicht die gleichen Anstrengungen!

Wir gehen auf die Straße, wir posten Beileid und ändern unsere Schaubilder nur für „weiße Opfer“. Ein Angriff auf Muslime – auch in einem Land der Ersten Welt – löst nicht die gleiche Empörung der Medien aus, es gibt keine Märsche von Politikern Hand in Hand für den Frieden oder sofortige Projektionen auf Denkmälern und Gebäuden, um Solidarität zu zeigen.

Und ich kann nicht einmal mit dem Finger auf die „nicht-muslimische Welt“ zeigen!
In der muslimischen Welt fehlt es genauso an Solidaritäts-Bekundungen.

Ähnlich wie die mangelnde Motivation, Solidarität mit den muslimischen Opfern zu zeigen, gibt es auch eine erstaunliche Beschreibung des Täters. Hier wird von einigen Medien nicht von einem „Terroristen“ geschrieben, sondern in diesem Falle ist es ein „Mörder“ oder ein „Waffenschütze“.

Da stellt sich mir die Frage: Gelten die Worte Terror, Terroristen, Fanatiker ausschließlich für Killer mit Pässen aus islamischen Ländern?

Ganz sicher wird es nach diesem Terror-Anschlag keine zusätzlichen Kontrollen an Flughäfen geben, wo im Zufallsverfahren Weiße erklären müssen, dass sie keine Verbindungen zu Terrororganisationen haben. Für Menschen aus der Islamischen Welt ist das dagegen Alltag.

  • 49 Tote in Neuseeland

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    Trauer, Unverständnis und Wut am Tag nach dem Moschee-Massaker von Christchurch. Die Geschichten der Opfer.

  • Anschlag in Christchurch

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▶︎ Mein letzter Punkt mag sehr hart klingen und ich bin sicher, dass viele Leser mich angreifen werden dafür. Aber ich hoffe, dass einige versuchen werden, die Botschaft hinter meinen Worten zu verstehen:

Es ist unfassbar traurig, dass so viele Menschen ums Leben gekommen sind, ich trauere mit den Angehörigen. Und dennoch muss ich sagen: Ich bin froh, dass der Terrorist KEIN Muslim war.
In diesem Fall leiden die Familien, die um ihre Liebsten trauern, und nicht alle Moslems.

Aber wäre die Konstellation umgekehrt (muslimischer Terrorist/christliche oder jüdische Opfer) – Millionen von Muslimen würden in den nächsten Wochen und Monaten unter den Angriffen der Medien leiden, würden kollektiv von der Öffentlichkeit beschuldigt und unter Generalverdacht gestellt werden und von den Sicherheitsbehörden noch mehr beobachtet.

Meine Gebete sind bei den Opfern – aber nichts wird passieren. Die Opfer werden begraben, der Terrorist wird ins Gefängnis kommen und wir werden unser Leben weiterleben. Und es wird weitere Terroranschläge auf Muslime geben.

* Daud Noorzai (41) gilt als einer der bekanntesten und einflussreichsten Deutsch-Afghanen, der sich insbesondere für Frauen und die junge Generation in Afghanistan einsetzt. Er ist Träger der afghanischen Staatsmedaille. Noorzai wurde 1977 in Kabul geboren, floh mit seiner Familie nach Deutschland, wo er groß wurde und Wirtschaft studierte. 2004 kam er auf eigene Faust zurück nach Afghanistan, gründete eines der größten Medien-Unternehmen, ging dann in die Politik und wurde 2015 Leiter des Büros des Präsidenten von Afghanistan, Aschraf Ghani. Mittlerweile hat Noorzai ein Beratungsunternehmen in Kabul gegründet, das sich auf ausländische Direktinvestitionen und große Infrastruktur- und Energieprojekte spezialisiert hat. In seinem Büro arbeiten 60 junge Afghanen, bei einem Frauenanteil von 30 Prozent. Noorzai berät bis heute viele junge Politiker im Land und hilft dabei, das Land zu modernisieren.

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