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Politik - 15.06.2019

„Das riecht förmlich nach dem Iran“

++ US-Militär veröffentlicht Video, das iranische Elite-Truppe zeigen soll ++
Amerikaner schicken weiteres Kriegsschiff in die Krisenregion ++

Quelle: Reuters
2:33 Min.

Tanker-Krise im Golf von Oman! Nur 26 Kilometer vor der iranischen Küste wurden zwei Handelsschiffe offenbar attackiert, ein Öl-Tanker stand in Flammen!

Die USA geben dem Iran die Schuld für die Angriffe.

„Der Iran hat das gemacht“, sagte US-Präsident Donald Trump in einem Interview mit „Fox & Friends“: Grund war ein am Freitagmorgen veröffentlichtes Video des US-Militärs. Es soll zeigen, wie iranische Streitkräfte eine nicht explodierte Haftmine von einem der beiden getroffenen Öl-Tanker entfernen.

„Man weiß, dass sie es waren, weil man das Boot gesehen hat“, sagte Trump im Interview. Eine der Minen an dem Tanker sei offenbar nicht explodiert. Das Video habe aufgedeckt, dass die Mine erfolgreich von dem Boot aus entfernt worden sei.

„Das riecht förmlich nach dem Iran“, so Trump.

Quelle für das Video ist das US-Zentralkommando Centcom, das für die im Nahen Osten, in Ost-Afrika und Zentral-Asien stationierten amerikanischen Truppen zuständig ist. Das Video soll zeigen, wie ein Schnellboot der Revolutionsgarden vom Typ „Gaschti“ auf den Tanker „Kokuka Courageous“ von der Hamburger Reederei Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) zufährt.

Auf dem Video ist zu erkennen, wie sich die Menschen an Bord an der Wand eines Öl-Tankers zu schaffen machen und von dort etwas zu entfernen scheinen. Danach fahren sie wieder weg. Centcom sprach in diesem Zusammenhang von einer „Haftmine“.

Hinzu kommt: Speedboote des iranischen Militärs hielten nach Angaben aus US-Regierungskreisen zwei zivile Schlepper davon ab, den bei einem Angriff am Donnerstag beschädigten norwegischen Tanker „Front Altair“ wegzuschleppen. Dies verlautete am Freitag aus US-Regierungskreisen.

US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan forderte eine „internationale Antwort“. Er sagte: „Wir haben hier eine internationale Situation, es ist nicht eine US-Situation.“

Die Lage ist also weiter extrem angespannt!

Zwei Handelsschiffe angegriffen

► Von der Hamburger Reederei des attackierten Tankers „Kokuka ­Courageous“ hieß es, das Schiff sei über der Wasseroberfläche am Rumpf getroffen worden. Im Maschinenraum brach Feuer aus. Vertreter einer japanischen Reederei erklärten bei CNN, das Schiff sei zweimal innerhalb von drei Stunden mit einer „Art von Granate“ attackiert worden.

Die 21 philippinischen Seemänner an Bord konnten gerettet werden, nur einer wurde leicht verletzt. Ladung (Methanol) und Schiff seien stabil, hieß es von der Reederei. Insider berichteten allerdings, das Schiff treibe führerlos im Meer.

„Die Besatzungsmitglieder sagen, dass sie von einem fliegenden Objekt getroffen wurden“, sagte der Chef der japanischen Reederei „Kokuka Sangyo“, Yutaka Katada, am Freitag vor Journalisten. „Sie sagen, sie haben es mit eigenen Augen gesehen“, fügte er hinzu.

Die Reederei erhielt nach Angaben Katadas einen Bericht, aus dem hervorgeht, „dass etwas auf das Schiff zuflog“. „Es gab eine Explosion, und es bohrte sich in das Schiff.“ Nach dem ersten mutmaßlichen Angriff habe die Besatzung „Ausweichmanöver“ vorgenommen, das Schiff sei aber drei Stunden später erneut getroffen worden.

Katada sagte weiter, dass Besatzungsmitglieder ein iranisches Marineschiff in der Nähe der „Kokuka Courageous“ gesehen haben. Allerdings ist bislang unklar, ob die Crew das Schiff vor oder nach der Attacke bemerkt hat.

Mittlerweile sei die 21-köpfige Crew auf den Tanker zurückgekehrt, teilte die Reederei BHS in Singapur mit. Das Schiff soll nun in den Hafen Chaur Fakkan in den Vereinigten Arabischen Emriaten geschleppt werden.


Das zweite Schiff, die „Front Altair“, wurde mutmaßlich um 6.03 Uhr von einem Geschoss getroffen, womöglich einem Torpedo. Davon geht die taiwanische Raffinerie-Gesellschaft CPC aus, die das Schiff gechartert hat.
Die norwegische Reederei dementierte Gerüchte iranischer Medien, dass der Öl-Tanker gesunken sei. Alle Crew-Mitglieder konnten gerettet werden, teils auch mithilfe amerikanischer Marine-Truppen, die in der Region stationiert sind.

Wie die Reederei „Frontline“ am Freitag mitteilte, ist das Feuer auf dem norwegischen Öltanker mittlerweile gelöscht. Das Schiff liege stabil und es sei bislang keine Verschmutzung des Wassers festgestellt worden. Im Laufe des Tages werde ein Bergungsschlepper erwartet.

Experten der Bundesregierung gehen in einem internen Bericht von einer „ernsten Provokation“ aus, warnen vor einem „militärischen Konflikt“.

Iran zeigt vermeintlich gerettete Crew

Das iranische Staatsfernsehen zeigte am Donnerstag die vermeintliche Besatzung des norwegischen Tankers „Front Altair“, die zuvor von iranischen Kräften gerettet worden sei. Auch der englischsprachige Sender Press TV zeigte das Video von den angeblich elf philippinischen und elf russischen Crew-Mitgliedern. Nacheinander versicherten die Männer, sie seien gesund und es gehe ihnen gut. Einige dankten dem Iran für seine „Gastfreundschaft“.

Video shows crewmembers of a tanker hit by suspicious blast in Sea of Oman who were saved by Iranian rescue teams and transferred to Jask port.#SeaofOman pic.twitter.com/XE2Nd5cynF

— Press TV (@PressTV) June 13, 2019

Die iranische Nachrichtenagentur Irna hatte am Donnerstag gemeldet, die iranische Marine habe nach den Angriffen auf die „Front Altair“ und die „Kokuka Courageous“ 44 Seeleute gerettet und in den iranischen Hafen Bandar-e Dschask gebracht.

Die US-Marine erklärte dagegen, dass die 21 Crew-Mitglieder der „Kokuka Courageous“ von einem niederländischen Schlepper aufgegriffen und zu einem US-Zerstörer gebracht worden seien.

Wer steckt hinter
dem Angriff?

US-Außenminister Mike Pompeo erklärte am Donnerstagabend, dass nach Meinung der USA der Iran für die Angriffe verantwortlich ist. Bereits am 12. Mai attackierten vermutlich Einheiten der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) vier Handelsschiffe im Golf.

Auch Saudi-Arabien vermutet den Iran als Drahtzieher. Man habe keinen Grund, an den Angaben von US-Außenminister Mike Pompeo zu zweifeln, sagte dessen saudi-arabischer Kollege Adel al-Dschubeir am Donnerstag (Ortszeit) dem US-Sender CNN. Der Iran habe bereits in der Vergangenheit ähnliche Angriffe verübt.

Großbritannien teilt ebenfalls die Auffassung der US-Regierung. „Unsere eigene Einschätzung führt uns zu der Annahme, dass die Verantwortung für die Angriffe fast ganz sicher beim Iran liegt“, betonte Außenminister Jeremy Hunt in einer Erklärung seines Ministeriums vom Freitagabend.

„Wir nehmen das sehr ernst und meine Botschaft an den Iran ist, dass, wenn sie darin verwickelt sind, es eine äußerst unkluge Eskalation ist, die eine ernste Gefahr für die Aussicht auf Frieden und Stabilität in der Region darstellt“, sagte Hunt.

Der Auswärtige Dienst der EU reagierte dagegen zurückhaltend. „Wir sind dabei, die Lage zu bewerten und Informationen zu sammeln“, sagte ein ranghoher EU-Beamter am Freitag in Brüssel. Man habe es mit einer komplexen Situation zu tun und könne zum derzeitigen Zeitpunkt nur dazu aufrufen, größtmögliche Zurückhaltung walten zu lassen und Provokationen zu vermeiden.

Die Bundesregierung hat die Angriffe auf zwei Öl-Tanker im Golf von Oman auf das Schärfste verurteilt. Jede Entwicklung, die die Lage noch zuspitze, gelte es zu vermeiden. „Wir dürfen auf keinen Fall in eine Eskalationsspirale hineingeraten“, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Freitag. Es sei jetzt wichtig, die „Hintergründe der Vorfälle weiter eingehend zu untersuchen“.

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Haftminen-Angriffe häufen sich

Klar ist: Die Vorfälle erinnern an sehr ähnliche Ereignisse in derselben Region vor vier Wochen. Damals meldeten die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) Sabotageakte gegen vier Handelsschiffe in ihren Gewässern und sprachen von „staatsfeindlichen Operationen“. Die VAE sind ein Verbündeter und Waffenbruder Saudi-Arabiens.

In einem Untersuchungsbericht der VAE, Saudi-Arabiens und Norwegens an den UN-Sicherheitsrat war ebenfalls die Rede von Haftminen, die wohl Taucher mit Schnellbooten angebracht hätten. Die Ermittler sahen „starke Anzeichen“, dass wahrscheinlich ein staatlicher Akteur hinter den vier Angriffen steht Wer damit gemeint war, musste gar nicht ausgesprochen werden: der Iran.

USA schicken Kriegsschiff in die Region

Die USA rechnen nach Angaben aus Regierungskreisen mit weiteren Angriffen auf Öl-Tanker am Golf. „Wir glauben nicht, dass es vorbei ist“, hieß es am Donnerstag (Ortszeit) in Washington.

Der Zerstörer „USS Mason“ wurde in das Gebiet geschickt. Das Schiff sei auf den Weg dorthin, wo die beiden Tanker angegriffen worden seien, teilte das US-Militär am Donnerstag mit. Der Zerstörer „USS Bainbridge“ stehe zudem in engem Kontakt mit einem der beschädigten Tanker, der „Kokuka Courageous“. Man habe zwar kein Interesse an einer Einbindung in einen neuen Konflikt im Nahen Osten. Das Militär sei aber bereit, US-Interessen zu verteidigen, also zum Beispiel die freie Schifffahrt.

Weltsicherheitsrat verurteilt Angriffe

Der UN-Sicherheitsrat hat sich in einer Dringlichkeitssitzung mit den mutmaßlichen Tanker-Angriffen befasst. Dabei bekräftigten die USA nach Angaben von Diplomaten am Donnerstag (Ortszeit) ihre Vorwürfe gegen den Iran. US-Botschafter Jonathan Cohen sagte, dass alle Hinweise auf eine Verantwortung Teherans schließen ließen – unter anderem die Art der eingesetzten Sprengsätze.

Der Sicherheitsrat hat die Angriffe verurteilt und fordert eine gründliche Untersuchung. Man habe keinerlei Beweise diskutiert, sagte der kuwaitische UN-Botschafter Mansur al-Otaibi nach dem Treffen. Eine offizielle Stellungnahme zu den jüngsten Angriffen könne er nicht machen, er fügte aber hinzu: „Es ist ein Verstoß gegen internationales Recht und es ist ein krimineller Akt.“

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    Attacken auf zwei Öltanker im Golf von Oman – die Schiffe wurden offenbar angegriffen. Die USA machen den Iran verantwortlich.

VAE fordern Eingreifen internationaler Gemeinschaft

Die Vereinigten Arabischen Emirate befürchten, dass die Situation in der Golfregion weiter eskaliert. „Der Angriff auf die Tanker im Golf von Oman ist eine besorgniserregende Entwicklung und eine gefährliche Eskalation“, twitterte Außenstaatssekretär Anwar Gargasch am Freitag.

Gargasch verurteilte auch einen Angriff der jemenitischen Huthi-Rebellen auf einen Flughafen in Saudi-Arabien am Mittwoch. Beide Vorfälle erforderten ein Eingreifen der internationalen Gemeinschaft, um „Frieden und Sicherheit in der Region aufrechtzuerhalten“, forderte Gargasch.

Iran weist Schuld zurück

„Der Iran weist die unbegründeten US-Behauptungen bezüglich der Vorfälle mit Öl-Tankern am 13. Juni kategorisch zurück und verurteilt sie auf das Schärfste“, teilte die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen in New York am Donnerstag mit.

Sie rief zu einem dringenden Dialog zwischen allen Ländern der Golfregion auf, um die Spannungen nach den Tanker-Angriffen zu lösen. In einer Erklärung am späten Donnerstagabend fordern sie die internationale Gemeinschaft auf, „die rücksichtslose und gefährliche Politik und Praxis der USA und ihrer regionalen Verbündeten zu verhindern, die die Spannungen in der Region verschärfen“.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu äußerte sich skeptisch zu den Anschuldigungen der USA: „Wir denken, dass es keinen Zweck hat, das auf die Schnelle einem einzigen Land anzulasten“, sagte Cavusoglu am Freitag im Interview mit der staatlichen Nachrichtenagentur Analodu. Man könne nicht behaupten, binnen weniger Stunden alle Beweise gefunden zu haben. Das könne die Spannungen in der Region nur steigern. „Das muss ernsthaft untersucht werden.“

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