Home Politik Das Rätsel um Hamza bin Laden
Politik - 19.03.2019

Das Rätsel um Hamza bin Laden

Etwa 30 Jahre alt ist Osama bin Ladens Sohn Hamza mittlerweile. Experten vermuten, dass er als neuer Führer des Terrornetzwerks aufgebaut wird. Wo er sich aufhält, ist die große Frage.

Der Junge ist gerade einmal zwölf. Er wirkt noch jünger und kleiner, wie er da neben dem Wrack eines Hubschraubers kniet, flankiert von Dschihadisten mit Kalaschnikows und Patronengürteln. Hamza bin Laden heißt der Kleine, der in dem Propaganda-Video von 2001 ein Gedicht zitiert und damit weltweit im Fernsehen bekannt wird. Das ist nur wenige Wochen nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001, bei denen Vater Osama die Strippen zog.

Nach 9/11 rief US-Präsident George W. Bush zum Feldzug gegen Osama bin Laden auf. Jetzt, nach dem Tod des Vaters und knapp eine Generation später, scheint der Sohn im Visier der Weltmächte: Die USA setzten kürzlich ein Kopfgeld von bis zu einer Million Dollar (883 000 Euro) auf ihn aus, der UN-Sicherheitsrat nahm ihn auf seine weltweite Sanktionsliste auf, Interpol reagierte mit einem neuen Haftbefehl. Hamza bin Ladens Heimatland Saudi-Arabien widerrief die Staatsbürgerschaft.

All dies deutet darauf hin, dass der mittlerweile etwa 30-Jährige als zunehmende Bedrohung gesehen wird. Er ist zwar derzeit nicht Chef des Terrornetzwerks al-Qaida wie sein Vater zuvor, aber sicherlich in den Rängen aufgestiegen.

„Hamza war dafür bestimmt, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten“, sagt der frühere FBI-Agent Ali Soufan, Experte für Terrorabwehr. „Er steht vor einer hohen Führungsrolle in der al-Qaida.“

Vieles an Hamza bin Laden bleibt rätselhaft, allen voran sein derzeitiger Aufenthaltsort. Sein genaues Geburtsdatum ist umstritten, die meisten gehen von 1989 aus.

Das war auch ein entscheidendes Jahr für Vater Osama, der in den 80er Jahren die Mudschahedin in Afghanistan in ihrem Kampf gegen die sowjetische Besatzung in Afghanistan unterstützte. Als die Kämpfe abflauten und die Sowjets 1989 abzogen, gründete er eine neue Gruppe, die das entstandene Netzwerk für einen umfassenden Dschihad nutzen sollte. Er nannte sie al-Qaida, was so viel wie „Basis“ oder„Fundament“ bedeutet.

Zu dieser Zeit hatte Osama bereits Chairiah Saber zur Frau genommen, eine Kinderpsychologin aus der saudi-arabischen Hafenstadt Dschidda. Sie gebar Hamza, das einzige gemeinsame Kind, als das Terrornetzwerk im Entstehen war und bereits die Grundlagen für die Anschläge der nächsten Jahre legte.

„Dieser Junge hat seit seinem ersten Lebensjahr das al-Qaida-Leben erlebt, eingeatmet und erfahren“, sagt Elisabeth Kendall vom Penbroke College an der Universität Oxford, die über Hamza bin Laden forscht.

Die ersten großen Attacken gegen US-Einrichtungen folgten 1998 mit den Bombenanschlägen auf die Botschaften in Kenia und Tansania, bei denen 224 Menschen ums Leben kamen. Ein Selbstmordanschlag auf das Kriegsschiff „USS Cole“ im Jemen kostete zwei Jahre später 17 Soldaten das Leben.

Dann kam der 11. September 2001. Die koordinierten Entführungen von vier Passagierflugzeugen brachten letztlich fast 3000 Menschen den Tod. Als Reaktion marschierten die USA in Afghanistan ein, um das Taliban-Regime in die Knie zu zwingen, das die al-Qaida stützte. Und um Osama bin Laden aufzuspüren.

Der flüchtete nach Pakistan, ließ seine Familie zurück. Hamza, damals zwölf, sah seinen Vater danach vermutlich nicht wieder. Als Abschiedsgeschenk soll er eine Gebetskette bekommen haben.

Hamza und seine Mutter setzten sich mit weiteren al-Qaida-Mitgliedern ebenfalls nach Pakistan ab, dann weiter in den Iran. Dort wurden sie von al-Qaida-Leuten versteckt, wie Experten unter Bezug auf Dokumente aus dem Besitz der Familie erklären. Schließlich nahm der Iran die al-Qaida-Mitglieder in Gewahrsam.

Für Hamza bin Laden brachte die Gefangenschaft Sicherheit. Sein Halbbruder Saad, der dem Gewahrsam entkam und nach Pakistan flüchtete, wurde bald bei einem amerikanischen Drohnenangriff getötet.

In dieser Zeit heiratete Hamza die Tochter von Abdullah Ahmed Abdullah, der laut USA an der Planung der Anschläge auf die Botschaften in Nairobi und Daressalam beteiligt war. Mit der Tochter des Ägypters bekam er zwei Kinder: Osama und Chairiah – benannt nach seinen Eltern.

  • Neuseeland-Attentat

    Wieso konnte der Terrorist seine Tat so einfach streamen?

    17 Minuten lang streamte Rechts-Terrorist Brenton Tarrant (28) sein Massaker an wehrlosen Muslimen über den Live-Video-Dienst von Fa…

Im März 2010 sollen Hamza bin Laden und andere freigelassen worden sein. Der junge Mann ging laut einem Brief an seinen Vater nach Pakistan, wo er um Ausbildung an der Waffe bat.

Die Mutter zog zu ihrem Mann ins Versteck im pakistanischen Abbottabad, wo US-Spezialkräfte Osama bin Laden im Mai 2011 töteten. Chairiah und weitere Ehefrauen des Terrorführers wurden damals festgenommen.

Von Sohn Hamza verlor sich die Spur wieder. Im August 2015 tauchte dann ein Video auf Websites der Dschihadisten auf, in dem „ein Löwe aus dem Lager der al-Qaida“ vorgestellt wurde – Hamza bin Laden.

Seitdem erschien der Laden-Sohn mit Dutzenden Botschaften, mit Äußerungen zu allen möglichen Themen: vom Krieg in Syrien bis zum Besuch von US-Präsident Donald Trump in Saudi-Arabien. Seine häufigen Auftritte heizten die Spekulationen an, dass das Terrornetzwerk sich mit einem neuen Gesicht für die Zukunft positionieren wolle.

Seit März 2018 herrscht allerdings wieder Stille. Seitdem hat sich Hamza bin Laden nicht mehr zu Wort gemeldet. „Wird er Erfolg haben? Wir wissen es nicht“, sagt Ex-FBI-Agent Soufan. „Wird er lang genug leben, um das zu tun, was seinem Vater gelang?“ fragt Soufan. Das sei wohl zumindest der Plan. „Ich glaube, dass es das ist, wofür er bestimmt ist.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Check Also

Kim bettelt um Spenden für Papa und Opa

Die Sanktionen drücken und Kim scheint kaum noch Geld zu haben. Alles fließt in sein Raket…