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Politik - 02.12.2018

Beleidigte Blutwürste

Kein Witz, sondern blutiger Ernst: Das Thema, das auf der diesjährigen Islamkonferenz für die größten Kontroversen sorgte, war das Buffet!

Das Innenministerium hatte neben zwölf weiteren Speisen auch Blutwurst aufgetischt, Schweinefleisch also – im Islam verboten.

Das sorgte für Empörung: „Pietätlos“, „respektlos“ und ein „Skandal-Essen“ sei das. „Welches Zeichen will Seehofers Innenministerium damit setzen?“, fragte ein türkischstämmiger Berichterstatter. Sogar die britische BBC berichtete über den „anger over pork sausages“.

Ayman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, schaltete sich ein und forderte „im Interesse aller“ eine „intensive Nachschulung“ für das Protokoll des Ministers, das sich inzwischen auch entschuldigte.

Tatsächlich fragt man sich, warum Blutwurst, eine auf Buffets inzwischen doch eher seltene Speise, ausgerechnet auf der Islamkonferenz serviert wird.

Andererseits: Warum sollte das Buffet nicht die angestrebte „Buntheit“ der deutschen Gesellschaft widerspiegeln? Schließlich ist die Islamkonferenz ausdrücklich keine exklusiv muslimische Veranstaltung, sondern will Dialog und gegenseitiges Verständnis fördern.

Besser wäre es allerdings gewesen, die Speise mit einem kleinen Schildchen zu kennzeichnen, sodass niemand versehentlich zugreift, der aus religiösen Gründen verzichten möchte. Teilnehmer berichten, dies sei nicht geschehen. (Update: Das Ministerium stellt es anders dar)

Fest steht: Die bloße Anwesenheit von Blutwurst kontaminiert kein gesamtes Buffet. Übrigens: Es gibt viele Muslime, die trotz ihres Glaubens Schweinefleisch verzehren.

Motto: Essen und essen lassen!

Der eigentliche Skandal der Tagung besteht ohnehin nicht in einer deplatzierten Spezialität, sondern darin, dass drei der wichtigsten Islam-Kritiker von 15 Leibwächtern beschützt werden mussten, weil religiöse Extremisten sie mit dem Tode bedrohen.

Ein frommer Wunsch zum Schluss: Die gleiche Leidenschaft, die für den Kampf gegen die Blutwurst aufgebracht wird, würde man sich von manchen Konferenz-Teilnehmern wünschen, wenn es um Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit und Homophobie geht.

Die aktuelle Berichterstattung zum Thema lesen Sie hier.

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