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Kultur - 16.12.2018

Wie Europa Filme guckt – und warum Deutschland die Bilanz trübt

Der Filmmarkt der EU hat im vergangenen Jahr sieben Milliarden Euro eingenommen. Spitzenreiter sind US-Animationsfilme. Ausgerechnet Deutschland ist Schlusslicht bei den Gesamteinspielzahlen.

Die amerikanische Produktion „Pets“ ist mit 26,5 Millionen Besuchern europaweit der erfolgreichste Film 2016. In Deutschland…

Deutschland bildet im europaweiten Vergleich bei den Kino-Einspielergebnissen 2016 das Schlusslicht. Während die 28 EU-Mitgliedstaaten schätzungsweise über 991 Millionen Kinokarten verkauften, 13,3 Millionen mehr als 2015, aber bei den Bruttoeinspielergebnisse um 2,3 Prozent leicht zurückgingen, verzeichnet die Bundesrepublik ein Rekord-Einspielminus von 12,3 Prozent. Das sind 144 Millionen Euro weniger als 2015. Die Besucherzahlen hierzulande sanken sogar um 13 Prozent, von 139,2 Millionen auf 121,1 Millionen Dies meldet die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle mit Sitz in Paris, mit Hinweis darauf, dass die Statistik vereinzelt Lücken aufweist, da einige Zahlen noch vorläufig sind.

Fest steht, dass das EU-Gesamteinspiel mit 7,04 Milliarden Euro das zweithöchste Niveau seit dem Rekordjahr 2015 erreicht. Als Gründe für den leichten Rückgang werden unter anderem die Abwertung des Pfunds, das schlechte Abschneiden Deutschlands und das Sinken der Kinokartenpreise in Ländern wie Italien, Spanien und Belgien genannt. Erstmals seit fünf Jahren sank deshalb auch durchschnittliche Ticketpreis in der EU, von 7,4 auf 7,1 Euro.

Europas größte Kinomärkte sind Frankreich und Russland

Gestiegen ist das Einspielergebnis in insgesamt 19 Ländern, in 8 Ländern ist es gesunken. Das zweitschlechteste Ergebnis hat Belgien mit einem Rückgang um 10,9 Prozent. Ein hohes Plus können vor allem etliche osteuropäische Länder für sich verbuchen: Die Tschechische Republik meldet 20,5 Prozent mehr, Polen 17,6 Prozent, die Slowakische Republik sogar 22,3 Prozent. Außerhalb der EU liegt Russland weit vorn, mit einem Zuwachs von 7,4 Prozent und deutlich gestiegenen Besucherzahlen: 194,7 Millionen verkaufte Tickets (2015: 174,4 Millionen). Das Land, so die Informationsstelle, habe damit ein weiteres Mal seine Position als zweitgrößter Kinomarkt in Europa ausgebaut. Den größten Kinomarkt nach Besucherzahlen hat nach wie vor Frankreich, mit 212,7 Millionen verkauften Karten, 3,7 Prozent mehr als im Vorjahr.

Spitzenreiter 2016 ist der Animantionsfilm „Pets“

Während 2015 wenige Hollywood-Blockbuster für gute Zahlen sorgten, verteile sich das Wachstum 2016 auf eine breitere Palette von Produktionen, so die Informationsstelle, die dem Europarat angegliedert ist. Während 2015 für jeden der drei Top-Filme („Star Wars VII“, „Minions“ und der Bond-Film „Spectre“) mehr als 38 Millionen Kinokarten in der EU verkauft wurden, schaffte es 2016 kein einziger Film, die 30 Millionen-Marke zu knacken. Die Spitzenreiter sind Animationsfilme: „Pets“ und „Findet Dorie“ mit 26,5 bzw. 24,7 Millionen Besuchern, unter den Top 20 finden sich etliche weitere Zeichentrick- oder auf Animationen basierende Werke wie „Zoomania“, „Das Dschungelbuch“ und „Ice Age: Kollision voraus“.

Und die erfolgreichsten europäischen Filme 2016, der ohne amerikanische Gelder entstand? Sind Feel-Good-Movies und Komödien: „Bridget Jones‘ Baby“ mit 16,3 Millionen EU-weit verkauften Kinokarten, gefolgt von der italienischen Komödie „Der Vollposten“ (9,5 Millionen). Keine andere europäische Produktion lockte mehr als 5 Millionen Besucher in die Kinos.

Mehr europäische Filme werden produziert, aber ihr Marktanteil sinkt

Für die US-Filmindustrie ist Europa hingegen ein ungebrochen attraktiver Absatzmarkt: Die Zunahme der Besucherzahlen geht vor allem auf das Plus von 50 Millionen Besuchern bei amerikanischen Filmen zurück. Damit stieg der Marktanteil der US-Filme in Europa von 63,1 auf 67,4 Prozent, während der Marktanteil europäischer Produktionen von 27 Prozent auf geschätzte 26,7 Prozent leicht zurückging. Was den nationalen Marktanteil betrifft, bewegt Deutschland sich mit der um 4,8 Prozent gesunkenen Marge von 22,7 Prozent im Mittelfeld, hinter Ländern wie Frankreich (35,3 Prozent), Großbritannien (34,9 Prozent) oder Italien (29,1 Prozent), aber vor Dänemark (20,9 Prozent), Schweden (15,8 Prozent) oder Österreich (4,9 Prozent).

Die Produktion europäischer Filme ist dennoch leicht gestiegen, auf 1740 Produktionen 2016, ein Rekordwert, mit 4,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Davon sind 607 Produktionen Dokumentarfilme. Interessanterweise lässt sich auch ein Trend zu mehr rein nationalen Produktionen verzeichnen, sie machen Dreiviertel des Produktionsvolumens aus. Der Euro-Pudding ist out.

Noch mehr Zahlen finden Sie hier: Ausführliche Infos

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