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Kultur - 19.01.2019

„Surviving R. Kelly“: Jetzt reden die Opfer

Black Girls Matter: In der US-Doku „Surviving R. Kelly“ schildern Frauen Missbrauch durch den R’n’B-Sänger. Der bestreitet die Vorwürfe.

Proteste gegen R. Kelly vor seinem Studio in Chicago.

Es sind verstörende sechs Stunden Fernsehen, die derzeit in den USA für Aufsehen sorgen. In der Doku-Serie „Surviving R. Kelly“, ausgestrahlt auf dem Sender Lifetime, berichten mehrere Frauen von ihren Erfahrungen mit dem R’n’B-Sänger. Darunter auch seine Ex-Frau Andrea, die dreizehn Jahre lang mit Kelly verheiratet war und drei Kinder mit ihm hat. Die Frauen erzählen von körperlicher und emotionaler Misshandlung, von demütigenden sexuellen Handlungen.

Fast alle von ihnen waren Teenager, als sie Kelly kennenlernten, viele noch minderjährig. Oft habe der Sänger den Mädchen eine Karriere im Showgeschäft versprochen, um sie dann nach und nach zu isolieren und strengen Regeln zu unterwerfen. Die Frauen berichten, dass sie Kelly stets „Daddy“ nennen sollten, nicht mit anderen Menschen sprechen durften und um Erlaubnis fragen mussten, wenn sie essen oder die Toilette benutzen wollten. Kelly selbst bestreitet sämtliche Anschuldigungen und will gegen die Macher der Doku juristisch vorgehen.

John Legend wollte als einziger Prominenter mitwirken

In Deutschland ist die Serie vom 18. bis 20. Mai auf dem Sender A & E zu sehen. Neben den betroffenen Frauen kommen dort auch die MeToo-Gründerin Tarana Burke und der Sänger John Legend zu Wort. Die Produzentin Dream Hampton erzählte, dass sie viele Prominente angefragt hat, bei der Doku mitzuwirken – Legend sei der einzige gewesen, der zusagte.

Dabei sind die Vorwürfe gegen R. Kelly schon lange bekannt. Bereits 1994 heiratete der damals 27-Jährige die 15-jährige Sängerin Aaliyah in einer geheimen Zeremonie in Chicago. Die Ehe wurde später für ungültig erklärt. Seitdem wurde Kelly immer wieder von jungen Frauen verklagt, mit denen er sich außergerichtlich einigte. 2002 folgte die Verhaftung für Kinderpornografie, nachdem ein Video auftauchte, das den Sänger angeblich beim Sex mit einer 14-Jährigen zeigt. Sechs Jahre später wurde er freigesprochen, da Kelly und das betroffene Mädchen aussagten, nicht die Personen auf dem Video zu sein. Geschadet haben die Anschuldigungen Kellys Karriere nie. 1998 erreichte sie mit dem Welthit „I Believe I Can Fly“ ihren Höhepunkt, vier Jahre nachdem die illegale Hochzeit mit Aaliyah an die Öffentlichkeit gelangt war. 2002 trat R. Kelly sogar bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Salt Lake City auf, während die Staatsanwaltschaft in Chicago die Anklage wegen Kinderpornografie vorbereitete.

Die Parallelen zu Weinstein sind offensichtlich

In dem Fall lassen sich viele direkte Parallelen zu Harvey Weinstein ziehen, von den jahrelangen Zahlungen hoher Summen an Frauen, damit sie schweigen, über ein Team, das den systematischen Missbrauch unterstützt, bis zur gesamten Musik- beziehungsweise Filmindustrie, die die Vorwürfe ignoriert. Doch die Dokumentation macht auch den Unterschied zu Weinstein deutlich. Zu Weinsteins Opfer zählen auch prominente Frauen, bei R. Kellys Opfern handelt es sich um junge Frauen und Mädchen of Colour, die oft aus armen Verhältnissen stammen. Eine diskriminierte Minderheit ohne Plattform, denen oft die Glaubwürdigkeit abgesprochen wird. Einer der Juroren in Kellys Gerichtsverfahren sagt vor der Kamera aus, er habe den Frauen auf dem Zeugenstand nicht geglaubt, weil er nicht mochte, wie sie aussahen und redeten. Der letzte Teil der Serie trägt denn auch den Titel „Black Girls Matter“.

Mit der Miniserie und im Zuge der MeToo- und Time’s Up-Bewegungen finden Kellys Opfer nun endlich Gehör. Staatsanwaltschaften in mehreren Bundesstaaten wollen Ermittlungen aufnehmen, Stars wie Lady Gaga und Chance the Rapper entschuldigen sich für ihre Zusammenarbeit mit Kelly, Streamingdienste bewerben seine Musik nicht mehr. Auch wächst der Druck auf Kellys Label RCA, sich von dem Sänger zu trennen. Die Zeit scheint um zu sein für R. Kelly. Es hat mehr als 20 Jahre gedauert.

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