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Kultur - 08.01.2019

Noble Diva im falschen Film

Schieflagen: Glenn Close, „Die Frau des Nobelpreisträgers“ und die Golden Globes.

Auszeichnung für die Rolle einer duldsamen Frau. Glenn Close.

Das meiste war keine Überraschung bei den am Sonntagabend in Beverly Hills vom Verein der Hollywood-Auslandspresse zum 76. Mal verliehenen Golden Globes. Nur die Auszeichnung für Glenn Close als beste Drama-Darstellerin ist einen Zwischenruf wert. Zunächst das Unstrittige: Die zumeist auch für die Oscar-Nominierungen richtungsweisenden Preise gingen in der Kategorie bestes Drama an die „Bohemian Rhapsody“ über den 1991 verstorbenen Queen-Sänger Freddie Mercury (Regie Bryan Singer), Rami Malek wurde als Mercury auch zum besten Drama-Darsteller gekürt.

In der Kategorie Komödie/Musical siegte „Green Book“, die von Peter Farrelly inszenierte Geschichte eines weißen Chauffeurs, der in den 60er Jahren einen schwarzen Starpianisten bei einer Tournee durch die Südstaaten fährt. Die goldene Weltkugel als Regisseur erhielt der Mexikaner Alfonso Cuarón, dessen für Netflix produziertes grandioses Schwarz-Weiß-Epos „Roma“ über das Dienstmädchen einer Bürgerfamilie im Mexico City der 50er-Jahre auch bester nicht englischsprachiger Film wurde. Leer ging hier das ebenfalls nominierte deutsche „Werk ohne Autor“ von Florian Henckel von Donnersmarck aus. In der Sparte Komödie/Musical bekam den Globe für die beste Hauptdarstellerin die fulminante Olivia Colman in der im 18. Jahrhundert spielenden britischen Frauenpower-Scharade „The Favourite“. Und der Schauspieler Jeff Bridges („The Big Lebowski“) wurde fürs Lebenswerk geehrt.

Tränenreich umjubelt wurde im großen Saal des Beverly Hills Hilton natürlich Glenn Close. Sie ist die für den Oscar meistnominierte Schauspielerin – bislang hat sie ihn noch nie bekommen. Ihr nunmehr dritter Globe, als Hauptdarstellerin in „The Wife“, eröffnet alle Chancen, dass es diesmal beim Oscar klappt. Allerdings gilt die Auszeichnung der falschen Rolle. Die hierzulande unter dem Titel „Die Frau des Nobelpreisträgers“ angelaufene amerikanisch-schwedische Produktion (Regie Björn Runge) hat in den USA meist nur auf Close fokussierte Kritiken erhalten. Auch in den deutschen Medien wird sie gelobt, mit allenfalls einigen zögerlichen, nicht eben klar formulierten Zweifeln.

Der Film basiert auf der Suggestion, dass sich Mitte der Sechziger eine hoch talentierte, selbstbewusste junge Schriftstellerin in New York einreden ließ, Frauen hätten in der zeitgenössischen US-Literatur keine Chance. Worauf der minder begabte Ehemann ihre Bücher unter seinem Namen veröffentlicht und dafür den Literaturnobelpreis erhält. Bis dahin bleibt das groteske Ghostwriting der Frau in der Branche (in New York!) wie auch im engsten Familienkreis ein Geheimnis. Ihren Mann, einen eigens als Jude (!) gekennzeichneten geilen Macho, erträgt die duldsame Frau, obwohl „das Schreiben mein Leben ist“. Dabei ist es die Zeit, in der ganz real die Romane von Mary McCarthy an der Spitze der Bestsellerlisten stehen und US-Autorinnen es zu Weltruhm gebracht haben, seit Gertrude Stein oder Margret Mitchell bis hin zu Susan Sontag. Nein, diese Schmonzette ist in Wahrheit die pseudofeministische Denunziation der ständig von Geigen umdröhnten Frau eines Nichts.

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