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Kultur - 30.01.2019

In der Werkstatt des Genies

5000 Skizzenblätter von Giuseppe Verdi werden in digitalisierter Form für wissenschaftliche Zwecke zugänglich gemacht.

Ägyptische Schönheit. Für die „Aida“ 1872 in Mailand entstand dieser Kostümentwurf einer Priesterin.

Wenn es darum geht, das Leben und Wirken großer Geister der Vergangenheit zu erforschen, stellt der Kontakt mit den Erben oft die größte Hürde dar. Denn nicht alle Nachkommen der Genies sind kooperativ. Nur sehr wenigen ausgewählten Wissenschaftlern beispielsweise gestattete die Familie Verdi den Zugang zu einem Konvolut von 5000 Skizzenblättern, die in der Villa des Komponisten im Städtchen Sant’Agata in der Emilia-Romagna aufbewahrt wurden.

Jetzt aber ist Schluss mit der Geheimniskrämerei: Die Dokumente wurden am Dienstag in digitalisierter Form für wissenschaftliche Zwecke zugänglich gemacht. Und zwar vom italienischen Kulturministerium, das den Verdi-Erben die wertvollen Schriftstücke 2017 weggenommen hat, zusammen mit weiteren 19 000 Manuskriptseiten aus der Hand des Maestro. Die Familie sei nicht in der Lage gewesen, für eine angemessene Konservierung der Schätze zu sorgen, lautete damals das Argument. Kulturminister Alberto Bonisoli betonte, diese Dokumente seien Teil des nationalen Erbes.

Für erste Entwürfe verwendete er bewusst billiges „Schmierpapier“.

Skizzen zu einem ganzen Dutzend Verdi-Opern sind in dem jetzt veröffentlichten Konvolut enthalten, von der frühen Schiller-Vertonung „Luisa Miller“ bis hin zum 44 Jahre später entstandenen opus ultimum „Falstaff“. Das ermöglicht Einblicke in die Werkstatt des Tonsetzers. Wie intensiv er vor allem in seinen späten Jahren an den Partituren feilte, zeigen diverse Versionen, die sowohl für das berühmte Credo des Jago aus dem „Otello“ existieren wie auch für die Schlussfuge aus dem „Falstaff“, wie jetzt die „New York Times“ berichtete. Zudem zeigen die unterschiedlichen Qualitäten des verwendeten Papiers, dass Giuseppe Verdi für erste Entwürfe bewusst billiges „Schmierpapier“ verwendete.

Die Originalhandschriften von 23 der 28 Opern Verdis lagern im Archiv des Mailänder Ricordi-Verlags, dazu Abertausende von Bühnenbild-Zeichnungen, Kostümentwürfen und Aufführungsfotos. Und auch dort ist man bestrebt, die Schätze für die Öffentlichkeit in digitalisierter Form zugänglich zu machen.

Auf der Website www.archivioricordi. com ist beispielsweise der Briefwechsel zwischen dem Verlagsgründer und dem Komponisten nachzulesen, oft sogar im italienischen Original und in englischer Übersetzung. Per Volltextsuche lassen sich außerdem Informationen zu den in den Briefen genannten Personen, Werken oder Orten abrufen. Bei den eingescannten Partiturseiten erlaubt eine Lupen-Funktion, das Notenbild aus allernächster Nähe zu betrachten.

Giuseppe Verdi war der größte Geldbringer des Verlags. Doch die Ricordis vertraten seit der Gründung 1807 auch noch 3747 weitere Komponisten, darunter auch Giacomo Puccini. Und zu allen lassen sich auf der Website Informationen finden.

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