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Kultur - 15.03.2019

Halt dich an deiner Hoffnung fest

Die libanesische Oud- und Gitarrenvirtuosin Youmna Saba verbindet westliche und orientalische Klänge. Jetzt kommt sie für ein Konzert mit Bernadette La Hengst und Derya Yildirim nach Berlin.

Saitenzauberin. Youmna Saba, geboren 1984, lebt in Beirut. Foto: Promo

Die Reise in die Musik hat für Youmna Saba auf sechs Saiten begonnen: Mit zwölf Jahren fing sie an, Gitarre zu spielen. Zehn Jahre später kamen fünf weitere Saiten hinzu, als Saba die Oud für sich entdeckte. Das Spiel auf der vor allem im Vorderen Orient verbreiteten Kurzhalslaute fiel der 1984 geborenen Libanesin leicht, denn die Spieltechnik für die beiden Instrumente ist ähnlich.

Gitarre und Oud stehen dennoch für zwei musikalische Welten, die Saba in ihren eigenen Liedern verbindet. Vier Alben hat sie seit 2008 veröffentlicht. Wobei der arabisch-westliche Brückenschlag für die Musikerin etwas ganz Natürliches ist: „Die westliche Kultur war dem Libanon immer sehr nahe und findet sich daher in unserer Musik wieder. „Die Mischung ist keine Spezialität von mir“, sagt sie beim Interview auf Skype. Die Verbindung zwischen Beirut und Berlin ist ein bisschen wackelig, doch sie hält. Dass der Libanon dem Westen näher steht als andere nahöstliche Länder, geht auf die französische Kolonialzeit zurück. Noch immer ist Französisch in dem Land weit verbreitet, Beirut wird oft „Klein Paris“ genannt.

Youmna Saba und ihre Familie mussten die Stadt in ihrer Kindheit mehrmals unfreiwillig verlassen. Während des Bürgerkriegs, der von 1975 bis 1990 dauerte, flohen sie nach Kanada. Inzwischen ist Saba, die ihren Master in Musikwissenschaft machte, wieder zurück in ihrer Heimatstadt. Hier unterrichtet sie junge Musikerinnen und Musiker an der Antonine University. Das ist ihr sehr wichtig, denn sie findet, dass das Land sich zu wenig um die eigene Szene kümmert. „Uns unterstützen nur westliche Organisationen“, sagt sie.

Effektgeräte und Experimente

Weil Saba von der Musik und dem Uni-Job nicht leben kann, arbeitet sie zusätzlich als Grafikdesignerin. „Das Leben in Beirut ist immer stressig, und man muss viel arbeiten, um zu überleben. „Die Zeit zum Komponieren nimmt sie sich trotzdem. Manchmal braucht sie nur 30 Minuten für ein Stück, an anderen arbeitet sie monatelang“. Sie benutzt dabei gerne Effektgeräte und experimentiert mit Klängen. Ihre akribische Soundtüftelei prägt zum Beispiel das Titelstück ihres im letzten Jahr erschienenen Albums „Arb’een (40)“: Aus tastenden Schlagwerk-Akzenten, Rückkopplungsfiepen und dräuenden Streichern schält sich eine feine E-Gitarren-Melodie heraus. Nach zwei Minuten erhebt sich darüber wiederum der sehnsüchtige Gesang von Saba. Ein Lamento über das schnelle Vergehen der Zeit, was ein wenig an die große libanesische Musikerin Fairouz erinnert.

Wie sich das live anhört, ist am Donnerstag im „Ausland“ in Prenzlauer Berg zu erleben, einem Veranstaltungsort speziell für experimentelle Musik. Hier wird Saba vor allem Lieder aus dem „Arb’een (40)“- Album zu Gehör bringen. Mit ihr auf der Bühne stehen die Berliner Musikerinnen Bernadette La Hengst und Derya Yildirim, sie spielen zunächst einzeln, dann gemeinsam : „3 Women. 3 Guitars. Oud. Saz. Electric“ lautet der Programmtitel.

Konzerte in den USA und Südkorea

Youmna Saba ist erfahren im Zusammenspiel mit Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt, sie arbeitete bereits mit dem britischen Songwriter Mike Cooper, dem libanesischen Musiker Fadi Tabbal und dem polnischen Komponisten Piotr Kurek. Einen besonders guten Draht hat Saba zu der Südkoreanerin Kyungso Park, deren Instrument die Gayageum ist, eine Wölbzither. Die beiden lernten sich bei einem Konzert in den USA kennen, woraufhin Saba die neue Freundin in Südkorea besuchte. „Es war eine tolle Erfahrung dort, ich hatte Zeit, etwas Neues zu entwickeln. Ich lernte, wie man mehr Ruhe in die Musik bringet Diese Reise werde ich nie vergessen“, sagt Saba.

Jetzt ist es ihr Ziel, noch mehr Menschen zu bewegen, etwas zu präsentieren, das sie lange beschäftigt. Einige Male habe sie schon darüber nachgedacht, dafür ins Ausland zu gehen, erzählt sie. Doch letztlich schlägt Sabas Herz für den Libanon: „Wenn es nur ein Prozent Hoffnung gibt, etwas in meinem Land zu verändern, werde ich hierbleiben und weiter mit der Oud und mit Worten spielen.“ So kann sie vielleicht selbst dazu beitragen, dass es bald mehr ist als nur ein Prozent – und sie nicht mehr ans Weggehen denkt.

Konzert am 26. April. um 20 Uhr im „Ausland“, Lychener Str. 60

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