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Kultur - 12.07.2019

Grenzen der Kunst sprengen

Die erste Einzelausstellung von Kim Yong-Ik in Deutschland: In der Galerie Barbara Wien zeigt der koreanische Künstler seine geradlinigen Werke.

Kartons von Kim Yong-Ik. Eine Ansicht der Ausstellung „This is not the answer“ in der Galerie Barbara Wien.

Zweifel hat den koreanischen Künstler Kim Yong-Ik weit gebracht. Indem er hinterfragte, was Kunst eigentlich ist und sein kann, sprengte er schon früh Grenzen, besonders in seiner Heimat. So packte er 1981, kurz nach dem Abschluss von der Hongik Universität in Seoul, seine mit Airbrush besprühten Stoffe in eine Versandkiste. Aus Zweifel an seiner eigenen Praxis, die ihm zwar Anerkennung und die Partizipation an der São Paulo Biennale brachte, ließ er seine Werke auch für eine Gruppenausstellung einfach in den Boxen. In Kims erster Einzelausstellung in Deutschland sind in der Galerie von Barbara Wien (bis 24. August 2019, Sommerpause vom 10. bis 19. August) derzeit ähnlich aufgestapelte Kartons des Künstlers zu sehen, die dem verschwundenen Original von 1981 nachempfunden sind (29 000€).

Die Galeristin entdeckte Kims Kunst auf der Art Basel Hong Kong 2018 und war begeistert von ihrer unprätentiösen Ausstrahlung. Wenige Monate später besuchte sie sein Atelier außerhalb von Seoul und beschloss mit ihm diese Ausstellung, die zu einem Highlight des Berliner Gallery Weekend wurde. Sie gleicht einer Retrospektive, zeigt sie doch Kims künstlerische Entwicklung in 40 Jahren. Neben den markanten Versandboxen bekommt man Einblicke in Kims weitere künstlerische Phasen wie seiner geometrischen Abstraktion mit charakteristischen Kreismotiven in den 90er Jahren. Alle gezeigten Werken sind beeindruckend geradlinig, voller Simplizität. Die beschriebenen Boxen etwa sind mit Zetteln beklebt, die das Innenleben abbilden. Es war also nie ein Geheimnis, was sich in ihnen befindet.

Das Fragen und Zweifeln hört nicht auf

Außerdem ist Kims Kunst weniger Abbild der koreanischen Kunstbewegungen als eine persönliche Abbildung seines geistigen Wesens über die Zeit. Denn die Szene um Kim in Seoul war seit Mitte der 70er Jahre Teil der Bewegung des Dansaekhwa, übersetzt monochrome Malerei, die heute als Südkoreas größtes Markenzeichen in der Kunst gilt. Dass Kunst einem Konzept folgen kann, war damals im von der Welt abgespalteten Südkorea undenkbar. Als Außenseiter fokussierte Kim jedoch auf das, was er Ende der 70er Jahre in Joseph Kosuths Text „Art After Philosophy“ entdeckte. Dass Kunst auch um eine bloße Idee kreisen kann, faszinierte ihn. Er bemühte sich um weitere Übersetzungen, an die er durch seinen Künstlerkollegen Lee Ufan herankam. Lee, nach dem Koreakrieg 1956 nach Japan gezogen, gab Kim Zugang zu übersetzten Magazinen aus der westlichen Kunstwelt, die nur in Japan erhältlich waren. So fand er Inspiration für eine Form, mit der er seine Fragen ausdrücken konnte.

Das Fragen und Zweifeln hört bei Kim auch heute nicht auf. Als Gründungsmitglied und Repräsentant des Non-Profit-Projektraums „Art Space Pool“ in Seoul arbeitet er auch heute noch als Patron und Mentor. Außerdem ist er als Aktivist und Kurator tätig. Für die Zukunft wünscht er sich, weiter reflektiert arbeiten zu können. Und sagt mit bestimmtem Nicken, dass er die nächsten 50 Jahre mit ihren Entwicklungen kaum erwarten könne. Er ist noch immer auf der Suche.

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