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Kultur - 09.06.2019

Freunde seit 50 Jahren

Vor einem halben Jahrhundert hat Daniel Barenboim erstmals die Berliner Philharmoniker dirigiert. Das wird gefeiert – mit dem gleichen Programm wie damals.

Daniel Barenboim und Maria João Pires.

Kaum zu glauben, aber sie haben noch nie zusammen konzertiert. Daniel Barenboim und Maria João Pires, der 76-jährige Maestro und die 74-jährige Pianistin, die 2018 ihren Bühnenabschied gegeben hatte und sich seitdem der Musikausbildung benachteiligter Kinder widmet, geben ihr gemeinsames Debüt in der Philharmonie. Man kann es durchaus hören bei Beethovens 4. Klavierkonzert: Nach der fast jenseitig entrückten Antwort der Berliner Philharmoniker auf das von Pires betörend schlicht vorgetragene Thema fremdeln der Dirigent und die Solistin immer wieder ein wenig, bringen sie doch denkbar unterschiedliche Temperamente mit.

Maria João Pires, für den erkrankten Radu Lupu eingesprungen, legt eine leise Nervosität an den Tag und verleiht dem ohnehin von Lyrismen geprägten Konzert einen ungeschützt persönlichen Ton. Mit ihrem leichten, behutsamen Anschlag verdichtet sie die Arpeggien, Trillerketten und Läufe in Terz- und Sextparallelen immer wieder zu impressionistischem Flirren, an der Grenze der Undeutlichkeit. Sie fasst die Musik mit Samthandschuhen an, spielt „molto cantabile“ teils mit geschlossenen Augen, ohne je gefühlig zu werden.

Fast in die Unhörbarkeit

Und Barenboim, eigentlich ja ein Meister der äußeren Bewegtheit, der expressiven, auch eruptiven Geste, lässt sich auf diesen sinnierenden, philosophischen Beethoven zunehmend ein. Am Ende des kurzen Mittelsatzes, nach der ebenfalls von Trillern durchsetzten Solopassage des Klaviers, driftet das Orchesterpianissimo fast in die Unhörbarkeit. Die Musik scheut sich, manifest zu werden.

[Das Konzert wird wiederholt an diesem Freitag, 20 Uhr und am morgigen Samstag, 19 Uhr]

Es ist ohnehin ein besonderer Abend, denn auch das Jubiläum eines Debüts wird gefeiert. Vor 50 Jahren, am 14. Juni 1969, stand Barenboim erstmals am Pult der Philharmoniker. Damals wie heute wurde Beethovens G-Dur-Klavierkonzert von Haydns Londoner Symphonie Nr. 95 und Schumanns 4. Symphonie flankiert, Solist war seinerzeit Clifford Curzon. Ein so einheitliches Programm mit Werken ausschließlich der Wiener Klassik und der Romantik wagt heute kaum noch ein großes Orchester. Also auch ein sympathisch altmodischer Abend.

Barenboim setzt dabei aber auf Kontraste, animiert die Philharmoniker zu einem galanten Haydn voller duftiger Auftakte, leicht kapriziösem Legato und flehentlichen Seufzern. Schumann hingegen wird zur großen Oper, mit wuchtigen Auftritten der Posaunen und schmerzlichen Einwürfen der Streicher. Bis hin zum wilden Finalritt steigern Dirigent und Orchester die Schumannsche Expressivität. Seit 1992 ist Barenboim, dessen Vertrag als Generalmusikdirektor der Staatsoper gerade bis 2027 verlängert wurde, Ehrenmitglied der Philharmoniker. Am Freitag haben sie ihn nun zu ihrem ersten Ehrendirigenten ernannt, als Ausdruck der langjährigen Verbundenheit.

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