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Kultur - 24.03.2019

Ein Rap-Star bringt die Beatles mit

Raplegende Snoop Dogg versuchte sich in Berlin als DJ, achtete dabei nicht auf Übergänge und präsentiert nur Klassiker. Trotzdem kochte der Asphalt Club.

Na, wer bin ich? Snoopadelic (alias Snoop Dogg) betätigte sich am Wochenende in Berlin vor allem als DJ.

Eigentlich hätte der Rapper Snoop Dogg dieses Wochenende ein paar Kilometer außerhalb Berlins auftreten sollen, draußen auf dem Lande, in Paaren am Glien, beim „Greenville“-Festival. Doch die Veranstaltung wurde kurzfristig abgesagt, weil im Vorfeld zu wenig Tickets verkauft wurden. Snoop Dogg ist dieser Tage aber sowieso in Europa, also hat er sich kurzerhand nach Berlin Mitte umbuchen lassen. Statt Landluft und Dixieklos heißt es nun also Asphalt Club gleich neben dem Berliner Hilton.

Bei Rappern der Güteklasse Snoop Dogg ist im Vorfeld ihrer angekündigten Auftritte ja immer klar, dass nichts klar ist. In Los Angeles weiß jemand wie Snoop Dogg genau, wer ihm das Dope besorgt, wie seine Playstation funktioniert und dass der Pool sauber ist, irgendwo in Europa dagegen muss dergleichen mühsam organisiert werden. Warum also, fragen sich Rapmillionäre verständlicherweise, sollen sie sich den Tourstress in Deutschland antun? Aber die Veranstalter verkündeten im Vorfeld, Snoop Dogg habe wirklich vor zu kommen und er habe sogar so richtig Lust auf seinen Auftritt. Was er genau bieten werde, das allerdings könne man noch nicht sagen.

Irritierend bleibt allein die Tatsache, dass Snoop Dogg, der Anfang der Neunziger als Rapper eigentlich unter dem Namen Snoop Doggy Dogg bekannt wurde, sein Kommen unter dem Alias Snoopadelic angekündigt hat. Erst vor kurzem hatte Snoop (Doggy) Dogg doch bekannt gegeben, nun eigentlich erleuchteter Rastafari zu sein und nur noch Reggae machen zu wollen unter dem Namen Snoop Lion. Da kann man sich schon die Frage stellen, was das mit Snoopadelic denn nun wieder sein soll.

Die Hübschen mit den hohen Hacken nach vorn

Seinem Publikum im „Asphalt“ ist das aber sowieso komplett egal. Es ist gekommen, um nicht nur einen der berühmtestes Stars des Hip Hop überhaupt zu sehen, sondern eine echte Ikone des Genres. Schließlich verkörpert kein anderer Rapper das Klischee des dauerkiffenden und ewig relaxten Hip-Hop-Dudes so wie Snoop Dogg. Und der Star bringt seinen Fans auch die ganze Packung Doggystyle mit. Dank ihm sieht es an diesem Abend in Berlin, wo man in den Clubs im Sommer eigentlich am liebsten mit Flip-Flops tanzt, mal aus wie man es aus Hip-Hop-Videos aus LA kennt. Gleich mehrere Bouncer sind rum um den Star des Abends versammelt und achten darauf, dass in einem abgesperrten Bereich direkt vor Snoop Dogg nur die hübschesten Mädchen mit den hochhackigsten Schuhen tanzen.

Und der tut so, als sei das ganze aufgeregte Treiben um ihn herum das Normalste auf der Welt. Wahrscheinlich ist es das auch. Um ihn herum halten alle ihre Handys in die Höhe, bekreischen jeden Song, den der Meister auflegt, dabei bedient dieser – das ist durchaus eine Besonderheit des Abends – bloß zwei CD-Player, achtet nicht einmal auf saubere Übergänge zwischen den Stücken, sondern ist einfach nur er selbst, der seine Lieblingsmusik mitgebracht hat. Ein wenig Reggae, ein bisschen Hip Hop, Hits. Snoop Dogg spielt die Beatles, „I love Rock’n’Roll“ von Joan Jett, „Happy“ von Pharrell Williams, nichts, was nicht wirklich jeder kennen würde. Zwischendurch singt er ein bisschen mit, macht Ansagen ins Mikro, äußert sich positiv über die „Ladys“ auf dem Dancefloor, grüßt immer wieder „Germany“ und natürlich steckt er sich einen Joint am nächsten an.

Auch eigene Tracks spielt er, etwa „Drop it like it’s hot“. Dazu rappt er dann live, so dass das DJ-Set doch den Charakter einer Performance bekommt. Am Ende legt er noch „All Night Long“ von Lionel Richie auf, diesen Seidenpyjama-Hit aus den Achtzigern. Es muss daran liegen, dass Snoop Dogg, dieser coolste Hund der Welt, diese schmierige Nummer spielt: Sie klingt plötzlich gigantisch gut.

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