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Kultur - 30.01.2019

Arien für alle

So klingt Leidenschaft: Das Verdi-Festival in Parma will die Partituren des Meisters so originalgetreu wie möglich vorstellen und sein Gesamtwerk pflegen.

Im Herbst dreht sich in Parma alles um ihn: der italienische Komponist Giuseppe Verdi.

Das Opernpublikum von Parma steht in dem Ruf, das anspruchsvollste Italiens zu sein. Schließlich ist Maestro Arturo Toscanini ein Sohn der Stadt, der gnadenlose Orchestererzieher, geboren vor 150 Jahren, bis heute eine Referenzgröße für unbedingten Qualitätsanspruch. Und auch Giuseppe Verdi reklamieren sie hier für sich, auch wenn der in Busseto das Licht der Welt erblickte, einem Weiler 40 Kilometer vor den Toren Parmas. Immer im Herbst, zum compleanno des compositore am 10. Oktober, wird groß gefeiert, mit einem Opernfestival natürlich. Seit Anna Maria Meo Intendantin des Teatro Regio di Parma ist, arbeitet sie intensiv daran, dem Festival internationales Publikum zu verschaffen. Ihr Stammhaus ist ein höchst eleganter Musentempel mit 1100 Plätzen, 1829 in feinstem Klassizismus errichtet. Noch heute sind 70 Logen im Privatbesitz. Sie gehören jenen Familien, die den Bau des Hauses finanziert haben.

Zwei Ziele hat sich das Verdi Festival gesetzt: Zum einen, die Partituren des Meisters wissenschaftlich so originalgetreu vorzustellen wie möglich, und zum anderen, sein Gesamtwerk zu pflegen. Darum gibt es in diesem Jahr neben einer „Falstaff“-Neuproduktion mit Roberto de Candia auch eine Inszenierung von „Jérusalem“, Verdis erster, 1847 für Paris geschaffener Grand Opéra. Ein echter Coup aber war, dass Signora Meo im vergangenen Jahr von den örtlichen Brandschutzbehörden eine Erlaubnis erwirken konnte, das Teatro Farnese zu bespielen. 1628 hatte der Herzog von Parma anlässlich der Hochzeit seines Sohnes Odoardo mit Margherita von Medici eine Spielstätte für die damals gerade erst erfundene Oper errichten lassen – und zwar ganz aus Holz. Integriert in den Palazzo della Pilotta, ist das barocke Juwel eigentlich nur als Museumsobjekt zu bewundern. 2016 aber durfte Peter Greenaway hier Verdis „Giovanna d’arco“ inszenieren, in diesem Herbst setzt Graham Vick ein weiteres Frühwerk des Meisters in Szene, „Stiffelio“ – als Wandelperformance.

Beim Rahmenprogramm gibt’s Oper umsonst

Und auch in Busseto wird gespielt: Im winzigen Theaterchen des Ortes kommt „La Traviata“ heraus, mit jungen Interpreten, die im Juni vor Ort beim Wettbewerb „Voci Verdiane“ ermittelt werden, in der Regie des Nachwuchsregisseurs Andrea Bernard, der wiederum bei einem Wettbewerb des Musiktheater- Netzwerks Opera Europa ermittelt wurde.

Weil Parma nun einmal so eine opernbegeisterte Città ist, sich aber nicht jeder Bewohner die gesalzenen Ticketpreise leisten kann, hat Intendantin Anna Maria Meo „Verdi Off“ erfunden, ein Rahmenprogramm, bei dem die Musik kostenlos unters Volk gebracht wird. Täglich um 13 Uhr öffnet sich im Teatro Regio ein Fenster und eine Sängerin schmettert eine Arie, was kurzzeitig den Verkehr zum Erliegen bringt. Es gibt einen Open- Air-Marathon aller lokalen Chöre und viele Bürger öffnen ihre Privatwohnungen für Kurzkonzerte, die jeweils von einem gemeinsamen Glas Wein gekrönt werden.

Infos: www.festivalverdiparma.it

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