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Gesundheit - 17.01.2019

43 Gramm Fleisch pro Tag: So wollen Forscher die Welt retten

Zehn Milliarden Menschen gesund ernähren und dabei unsere ramponierte Umwelt schützen. Eine utopische Spinnerei? Keineswegs, sagen Forscher. Mit fünf radikalen Strategien wollen sie die Welt retten.

Mehr als ein Kilogramm Fleisch verputzt jeder Deutsche pro Woche im Mittel. Das ist doppelt so viel wie Ernährungsexperten empfehlen.

Nur noch kurz die Welt retten, will Tim Bendzko in einem seiner bekanntesten Songs. „Die Zeit läuft mir davon – zu warten, wäre eine Schande für die ganze Weltbevölkerung“, heißt es in dem Titel weiter. Das fanden auch die 37 Ernährungs- und Wirtschaftsexperten aus 16 Ländern und beschäftigten sich drei Jahre lang mit einer der spannendsten Fragen unserer Zeit. „Kann die gesamte Menschheit gesund ernährt werden, ohne dabei die Umwelt weiter zu zerstören?“

Ernährung muss sich drastisch ändern

Um es vorweg zu nehmen: Das Forscherteam glaubt daran, dass die im Jahr 2050 auf der Erde lebenden Menschen – man rechnet mit ca. zehn Milliarden – gesund ernährt werden können. Und zwar ohne dabei das ökologische System aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die Menschheit müsse sich dafür aber massiv anstrengen, vor allem, wenn es um das Essen geht, stellen die Wissenschaftler im Fachblatt „The Lancet“ fest. Dort veröffentlichten sie jetzt die Ergebnisse ihres Projekts. 

„Die Ernährung der Weltbevölkerung muss sich drastisch ändern“, sagt Walter Willet von der Harvard University, einer der beiden Vorsitzenden der Kommission. Er kritisiert vor allem, dass die durchaus positive Entwicklung immer wieder durch den übertriebenen Konsum von Kalorien, Zucker und anderen ungesunden Lebensmitteln aufgehalten wird. 

43 Gramm Fleisch pro Tag

Die Wissenschaftler brechen ihre Forderungen auf zwei Kernpunkte herunter. Sie fordern zum einen, den Konsum einiger Lebensmittel wie Rindfleisch und Zucker zu halbieren. Gesunde Produkte wie Obst und Gemüse sollte dagegen doppelt so viel verzehrt werden, wie bisher. Ein täglicher Speiseplan könnte ihrer Meinung nach wie folgt aussehen:

  • je 7 Gramm Schweine- und Rind- oder Lammfleisch
  • 29 Gramm Geflügel
  • 28 Gramm Fisch
  • 13 Gramm Eier
  • 30 Gramm Zucker (zusätzlich)
  • 550 Gram Obst und Gemüse
  • 230 Gramm Vollkornprodukte (z.B. Reis)
  • 125 Gramm Linsen, Nüsse und Erbsen
  • 250 Gramm Milchprodukte
  • 50 Gramm Öle und Fette

Wissenschaftler fordern: „Friss die Hälfte“

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt ähnlichen Mengen, wobei die Zahlen – insbesondere beim Fleisch – letztlich nur zeigen sollen, dass ein Schinkenbrötchen zum Frühstück, drei Schweinemedaillons in der Mittagspause und ein Salamibrot am Abend des Guten zu viel sind. Aktuell verdrückt jeder Deutsche pro Woche mehr als ein Kilogramm Fleisch – das ist doppelt so viel wie die Forscher empfehlen. Doch wie sollen die Menschen bekehrt werden? Das Team um Walter Willet hat fünf Strategien entwickelt.

Fünf Strategien, um die Welt zu verbessern

  • Die Werbung für ungesunde Lebensmittel muss drastisch eingeschränkt und die Lebensmittelpreise an die entstehenden Umweltkosten angepasst werden.
  • Die Menge der Lebensmittel, die bei der Produktion verlorengehen oder weggeschmissen werden, muss halbiert werden.
  • Die Ernteerträge müssen erhöht werden zum Beispiel mit trockenresistenten Pflanzen.
  • Die fortschreitende Umwandlung der Natur in Ackerland muss gestoppt werden.
  • Kleine und mittelständische Betriebe müssen von der Politik mehr unterstützt werden.
  • Schünemann: „Menschheit lässt sich nicht umerziehen“

    Die formulierten Ansätze sind größtenteils nicht neu. „Das Team hat die vielen Aspekte des Themas aber gut gebündelt und einfach dargestellt“, lobt Franziska Schünemann vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Sie bezweifelt allerdings, dass die Menschheit sich zu einer anderen Ernährungsweise umerziehen lässt. „Ernährung ist eine sehr, sehr emotionale Sache“, sagt die Wissenschaftlerin.

    „Ich muss jetzt los, sonst gibt’s die Katastrophe. Merkst Du nicht, dass wir in Not sind“, singt Bendzko in seinem Platin-Hit aus dem Jahr 2011. Wie recht er hat.  

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